Herne/Wanne-Eickel. Sie sind zu wenige und immer wieder Ziel von Beschimpfungen und manchmal auch Gewalt. So ist die Lage im Fußballkreis bei den Unparteiischen.

Personalmangel, Spielabbrüche und Gewalt auf dem Fußballplatz: Gregor Werkle, der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses (KSA), spricht über die Situation der Unparteiischen im Fußballkreis Herne.

Gerade wird ein neuer Schiedsrichter-Lehrgang vorbereitet, er startet am 22. September in der Geschäftsstelle des Fußballkreises in der Schaeferstraße. Mit gutem Grund macht der Kreis Werbung für seine Unparteiischen: „Wir sind knapp am Limit“, sagt Gregor Werkle. „Ein paar können wir noch gut gebrauchen.“

Rund 60 Spiele müssen jedes Wochenende besetzt werden

„Wir bekommen das Wochenende immer besetzt, wenn wir montags den kommenden Spieltag planen, so der KSA-Vorsitzende. „Aber es gibt immer wieder mal Krankheiten oder Verletzungen. So muss der eine oder andere am Wochenende zwei Partien pfeifen, damit der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann.“

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Rund 140 Unparteiische stehen zur Verfügung, aber natürlich nicht alle permanent - auch die Schiedsrichter gehen ihrem Hobby nach. Rund 60 Partien müssen am Sonntag im Fußballkreis abgedeckt werden, dazu kommen für manche Schiedsrichter Spiele in überkreislichen Ligen, ab der Landesliga müssen sie im Gespann pfeifen. Dass etwa Leonidas Exuzidis, der jetzt auch in der 3. Liga pfeift, Begegnungen im Fußballkreis leitet, erscheint nahezu ausgeschlossen.

Immer wieder macht Gewalt auf den Fußballplätzen Schlagzeilen. Der Fußballkreis Beckum hat in der noch jungen Saison bereits einen kompletten Spieltag aus Protest gegen Gewaltexzesse und zunehmende Respektlosigkeit abgesagt, in Herne gab es auch schon wieder Spielabbrüche und Attacken auf Schiedsrichter.

Gregor Werkle (l.) ist der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses.
Gregor Werkle (l.) ist der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Stimmung unter den Referees aus dem Fußballkreis sei trotzdem nicht desaströs, sagt Gregor Werkle. „Sie ist einigermaßen in Ordnung.“ Vor allem in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit habe es gefühlt jedes Wochenende einen Spielabbruch gegeben. „Da war gar nicht immer der Schiedsrichter beteiligt“, sagt Werkle. „Manchmal haben sich die Mannschaften auch untereinander in die Wolle gekriegt.“

Trotzdem sei jeder Gewaltausbruch auf dem Spielfeld natürlich zu viel. „Aber unser Kreissportgericht geht da gut mit um“, findet Gregor Werkle. Er wünscht sich zur Hilfe für die Schiedsrichter von den Vereinen eine konkrete Maßnahme: „Ich fände es gut, wenn jeder Schiedsrichter bei jedem Verein ein Mensch von der Ankunft bis zur Abreise als Ansprechpartner zur Seite gestellt wird“, so der KSA-Chef. So habe der Unparteiische auch in Konfliktsituationen immer eine Person, die er direkt ansprechen könne. „Einige Vereine machen das schon so, bei anderen werden die Schiedsrichter alleine gelassen.“

Der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) hat zu dieser Saison die möglichen Strafen für Spielabbrüche und tätliche Angriffe auf die Unparteiischen drastisch erhöht. Für die Provokation eines Abbruchs sowie für die Attacke auf den Spielleiter drohen den Vereinen in Zukunft hohe Geldstrafen von bis zu 7.500 Euro sowie auch Punktabzüge. Auf diese Weise sollen die Vereine mehr als bisher in die Mitverantwortung für Taten ihrer Mitglieder genommen werden.

Das finde er grundsätzlich gut, sagt Gregor Werkle. „Man muss aber sagen, dass unser Kreissportgericht in den vergangenen Jahren das bisherige Obermaß schon nicht bemühen musste.“ Daher sei es eher unwahrscheinlich, dass die neuen Strafen im Fußballkreis zur Anwendung kämen. „Von daher hat das wohl eher symbolischen Wert für uns.“

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