Herne. Lange führt Westfalia Herne gegen den SC Neheim – bis die dramatische Nachspielzeit beginnt. Wie der SC Neheim mit 3:2 die Zähler mitnimmt.

Lachend ging der Tross in Rot in die Gäste-Kabine. Lange hatte der SC Neheim wie der Verlierer ausgesehen, Westfalia Herne hielt die 2:1-Führung aus der ersten Halbzeit bis in die Schlussminute – aber in der Nachspielzeit schlugen die Neheimer noch zweimal zu, gewinnen beim Vorletzten mit 3:2.

Den 2:2-Ausgleichstreffer erzielte Felix Fleck, obwohl er gerade noch abseitsverdächtig im Herner Strafraum gelegen hatte. Nach einem Neheimer Einwurf trudelte der Ball durch die Westfalia-Abwehr, Fleck stand auf und schloss zum Ausgleich ab (90.+1).

Westfalia Herne wartet vergeblich auf den Pfiff gegen die Gäste

Auch beim dritten Gegentreffer warteten die Herner vergeblich auf einen Pfiff gegen die Gäste. Simon Struck arbeitete sich durch den SC-Strafraum, der Arm eines Abwehrspielers war am Ball – Schiedsrichter Marcel Benkhoff wertete das aber nicht als Handspiel. Im Gegenzug konterten die Neheimer zum 3:2 durch Johannes Thiemann – ein Drama für Herne in der Nachspielzeit.

Das wirkte noch lange nach. Hernes Trainer Hayrettin „Henry“ Calik kam nicht zur Pressekonferenz, Trainer und Mannschaft blieben noch lange nach Schlusspfiff in der Kabine.

Westfalia hat das Spiel lange auf ihrer Seite

Kein Wunder, dass der Frust tief saß bei den Hernern. Denn lange hatten sie das Spiel auf ihrer Seite gehabt.

Der 2:1-Sieg beim FC Iserlohn der Vorwoche sollte Kräfte freigesetzt haben in der Mannschaft von Trainer Hayrettin „Henry“ Celik. Die Tribüne der Polygonvatroarena machte mit Anpfiff mit, sorgte mit „Herne, Herne“-Rufen für Stimmung.

Bei echtem Abstiegskampf-Plädderwetter vor wolkenverhangenem Himmel also eine Atmosphäre wie gemalt, zum Beispiel für eine Ruhrpottfußball-Reportage. Aber für die Westfalia-Fußballer geht es um Punkte für den Klassenerhalt.

Sie nahmen diese Schwingungen mit in ihre erste Halbzeit – und ließen sich noch nicht mal vom in dieser Saison so häufigen frühen Gegentreffer aufhalten.

Herne dreht das Spiel zur 2:1-Führung

Neheims Johannes Thiemann machte aus dem ruhenden Ball bei seinem Freistoß in der 8. Minute einen Schlenzer in den Winkel, der unhaltbar für SCW-Torhüter Daniel Dudek zum 0:1 im Winkel einschlug. Aber die Herner setzten direkt nach, mit zwei Treffern nach Eckbällen von Lokman Erdogan.

Erst nickte Moritz Brüggemann den Ball direkt zum Ausgleich ein (12.), vier Minuten später bekamen die Neheimer den Ball nicht weggeklärt nach der nächsten Erdogan-Ecke. Simon Struck köpfte ein zum 2:1 (16.). „Herne, Herne“ war heißgelaufen, auch Trainer Henry Celik. Nach einem Ball, den seine Abwehr selbst gefährlich machte, übertraf Celik mit seiner Lautstärke sogar Westfalia-Kultfan B.A. von Nördershäuser, der irgendwo hinter der Westfalia-Bank mit anfeuerte.

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Ein späteres längeres Wortgefecht Celiks mit Neheims Trainer Alexander Bruchhage – das Spiel lief im Hintergrund längst weiter – endete Unentschieden: Beide Trainer sahen Gelb. Die Führung nahmen aber die Herner mit in die Pause, und danach suchten beide Teams mehr Kontrolle als in den ersten 45 Minuten.

Gianluca Greco kam nach einer guten Stunde aus kurzer Distanz zum Abschluss, setzte die scharfe Hereingabe aber knapp neben den Pfosten. Der Ball gehörte jetzt in längeren Phasen den Gästen, die aber zunächst mal nichts daraus machten.

Ali Gülcan schüttelte eine Viertelstunde später mit einem Schuss einen Weckruf für Herne aus dem Fuß, und Binbash Mirzoyan hatte sogar kurz vor Schluss (85.)die Entscheidung für die Herner auf dem Fuß.

Aber den Konter über Orkun Koymali und Olcay Yilmaz schloss Mirzoyan mit einem verzogenen Schuss übers Neheimer Tor ab. Nicht lang danach zeigte Schiri Benkhoff vier Finger für die Nachspielzeit – das verhängnisvolle Ende für die Westfalia.

Tore: 0:1 (8.) Thiemann, 1:1 (12.) Brüggemann, 2:1 (16.) Struck, 2:2 (90.+1) Fleck, 2:3 (90.+4) Thiemann.
Westfalia: Dudek; Cetin (48. Hatim), Brüggemann, Tottmann, Togbedij – Koymali, Erdogan (69. Tabi/79. Ölcek) – Gülcan(82. Dombayci), Mumcu, Yilmaz (80. Mirzoyan)– Struck.

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