Herne. Herner TC verliert heiß umkämpftes Viertelfinal-Hinspiel gegen ALBA Berlin mit 84:88 nach Verlängerung. Wie der HTC den möglichen Sieg verpasst.
Einen heißen Fight hatte Marek Piotrowski erwartet, ein heißer Fight ist es geworden, zum Leidwesen des Herner Cheftrainers allerdings mit bitterem Ende. Nach einer 45-minütigen emotionalen Berg- und Talfahrt waren es die Frauen in Blau, die jubelnd über das Parkett der H2K-Arena hüpften, während sich die in Weiß gekleideten Hernerinnen so abgekämpft wie niedergeschlagen von ihren Fans verabschiedeten.
Mit 84:88 (75:75/32:37) hatte der Herner TC das erste Viertelfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen ALBA Berlin verloren und steht damit dicht vor dem Aus. Schafft es der HTC am Freitag nicht, das Rückspiel vor etwa 2000 Zuschauern auf seine Seite zu ziehen, ist diese Basketballsaison aus Herner Sicht allzu abrupt beendet.
Herner TC hat die Entscheidung in der Hand
Dabei hatten es die HTC-Frauen zweimal selbst in der Hand, die umkämpfte Begegnung für sich zu entscheiden. Zunächst in der regulären Spielzeit, als sie bereits mit 64:73 (37.) hinten lagen, sich dann aber zu einem furiosen Schlussspurt aufrappelten und nach einem 11:0-Run 15 Sekunden vor Schluss mit 75:73 vorne waren.
Mit etwas mehr Glück und Coolness hätte da schon alles klar sein können, aber Tayler Mingo und Laura Zolper zeigten an der Linie Nerven und vergaben in der letzten halben Minute drei von vier Freiwürfen. So konnte Deeshyrah Thomas 5,6 Sekunden vor Schluss ausgleichen, und weil Mingo sich beim letzten Herner Angriff im Abwehrdickicht verfing und auch kein Foul zog, ging es in die Verlängerung.
Unsportliches Foul mit bösen Folgen
Hier schien das Momentum noch auf Herner Seite zu sein. Jedenfalls versenkte Mingo gleich einen Dreier, und als Ilse Kuijt und Sarah Polleros wenig später auf 82:77 erhöhten, stand die Halle Kopf und Herne vor einem gelungenen Playoff-Start. Aber die Albatrosse ließen ihre Flügel nicht hängen, sondern erhöhten die Intensität noch, rangen erbittert um jeden Ball. Mit Erfolg. Beim 84:81 (43.) schaffte es der HTC nicht, den Ball binnen acht Sekunden über die Mittellinie zu tragen. So war dieser Angriff verpufft, Berlin war am Zug, konnte durch Grigoleits Freiwurf aber nur um einen Punkt verkürzen. Beim nächsten Herner Angriff passte Kuijt die Kugel in höchster Not zu einer Gegenspielerin, hetzte hinterher und lief Laina Snyder unglücklich in die Beine.
Ein unsportliches Foul mit bösen Folgen. Snyder verwandelte beide, Berlin blieb in Ballbesitz und ging durch Stammberger wieder in Führung (84:86). Davon erholte sich Herne nicht mehr. Es waren zwar noch 79 Sekunden auf der Uhr, aber der Ball lief zu langsam, um gegen die bissige Defense einen freien Wurf zu erspielen. Mingo versuchte es hart bedrängt, erst für zwei, dann für drei, zwölf Sekunden vor Schluss noch einmal für zwei, aber nichts fiel. Und als dann auch Laura Zolpers Dreier vom Ring zu einer Berlinerin sprang, war das Thema durch. Snyder nutzte den Fastbreak zu zwei leichten Punkten und durfte Sekunden später mit dem kompletten ALBA-Tross Freudentänze aufführen.
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„Am Ende haben wir verdient verloren. Berlin war heute besser“, fand der enttäuschte Marek Piotrowski klare Worte. „Wir waren gut vorbereitet, aber sie waren besser vorbereitet und haben uns unsere Stärken weggenommen.“ Besonders mit der Defense haderte der 63-Jährige: „Wir haben heute sehr schlecht verteidigt und waren nicht aggressiv genug. Dabei hat Berlin uns mit nichts überrascht. Sie haben genau das gespielt, was wir erwartet haben. Bei uns hat keine Spielerin ihr normales Level erreicht.“
Über die gesamte Spielzeit gesehen mag das stimmen. Wille und Leidenschaft aber war den Hernerinnen nicht abzusprechen. Allerdings verschliefen sie die ersten Minuten, machten erst beim 0:9 ihre ersten Punkte und ließen bei der Aufholjagd viel Kraft. Nach der ersten Führung durch Polleros (18:17/11.) ging es hin und her, bis ALBA die erste Halbzeit mit zwei Dreiern zum 32:37 abschloss.
„Es wird verdammt schwer“
Nach der Pause kam Herne besser aus der Kabine, bog den Rückstand auch durch vier Dreier zu einem 48:42-Vorsprung (27.) um, den ALBA aber bis zum Viertelende wieder wettmachte (52:52). Den vierten Abschnitt eröffnete die kampfstarke Grigoleit mit zehn Punkten für Berlin (54:62/33.), aber diesmal war es der HTC, der zurück kam und die Crunchtime zum Nervenkitzel machte. Am Ende zitterten die Fans vergeblich mit ihrem HTC.Noch aber kann Herne den Fehlstart reparieren. „Jetzt fahren wir am Freitag nach Berlin. Da sind die Chancen genauso wie hier. Aber es wird verdammt schwer“, gab sich Trainer Piotrowski kämpferisch.
Herner TC – ALBA Berlin 84:88
Viertel: 16:17, 16:20, 20:15, 23:23; OT 9:13).
HTC: Zolper (16/2 Dreier), Polleros (15/1), Mingo (13/2, 10 Rebounds, 10 Assists), Kuijt (13/1), Johnson (12/2), Szajtauer (8), Topuzovic (7/1), Trzeciak, Liubinets, Salmi, Tkachenko, Reich.
ALBA: Grigoleit (24/2, 9 Reb.), Snyder (17/1), Thomas (17/1), Mulligan (13), Höfermann (7/1), Rosemeyer (5/1), Stammberger (5/1), Gohlisch, Kreyenfeld, van der Brock, Reuß, Schwartau.
Statistik (HTC – ALBA): Zweier: 57 % (20/35) – 51 % (28/54); Dreier: 37 % (9/24) – 53 % (7/13); Freiwürfe: 70 % (17/24) – 64 % (11/17); Rebounds: 29 – 28; Assists: 18 – 18; Steals: 8 – 15; Turnovers: 18 – 20; Fouls: 21 – 23.
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