Herne. Der Herner TC bezwingt Nördlingen nach anfangs klarem Rückstand noch mit 66:48, ist Hauptrunden-Dritter. Wie das Team nach einem Drama gewinnt..
Was für eine Dramaturgie! Rieben sich die Zuschauer anfangs noch verdutzt die Augen, erschrocken über verdaddelte Bälle und misslungene Würfe, waren sie am Ende schier aus dem Häuschen. Hernes Bundesliga-Basketballerinnen verteidigten immer bissiger, kamen auch in der Offense richtig ins Rollen und ließen den Eigner Angels Nördlingen keine Chance mehr. Durch das 66:48 (31:27) tauschten sie mit den Gästen die Plätze und gehen dank des gewonnenen direkten Vergleichs als Hauptrunden-Dritte in die Playoffs um die Deutsche Meisterschaft.
Dass die Partie so enden könnte, schien nach fünf, sechs Minuten nahezu ausgeschlossen. Zwar legten beide Teams ein hohes Tempo vor und kämpften leidenschaftlich, aber während die Angels hochprozentig trafen, fiel auf der anderen Seite nichts durch den Ring. Beim 2:14 (6.) bahnte sich für alle, die es mit Herne hielten, ein arg freudloser Sonntagnachmittag an.
Herner TC legt nach und nach die Nervosität ab
Doch dann kam Laura Zolper von der Bank und meldete den HTC mit ihren ersten von 17 Punkten im Spiel an. Nach und nach legten auch die anderen ihre Nervosität ab, doch noch fanden die Hernerinnen gegen die aggressive Nördlinger Verteidigung zu selten den Weg zu einem freien Wurf. So stand nach dem ersten Abschnitt ein ernüchterndes 10:19 auf der Anzeigetafel.
Tempo, Einsatzfreude und hohe Intensität prägten auch das zweite Viertel. Noch aber konnte der HTC den Rückstand nicht entscheidend verkürzen. Und als beim Stande von 17:25 (14.) wieder ein Pass ins Aus flog, wusste Predrag Stanojcic, was zu tun war: Der coachende Co-Trainer rief zur Auszeit und stellte das Team neu ein. Mit Erfolg. Plötzlich waren Nervosität und Hektik raus, so dass sich Kampfgeist und Leidenschaft nun lohnten.
Laura Zolper sorgt für die erste Herner Führung
Kaum zurück auf dem Parkett, zirkelte Stella Johnson die Kugel in die Reuse. Und dann lief Laura Zolper heiß. Mit einem Dreier tankte sie Selbstvertrauen und veredelte anschließend zwei Sololäufe mit feinen Korblegern zur ersten Herner Führung (26:25/17.). Johanna Klug konterte zwar mit zwei Punkten, aber Tayler Mingos Korb zum 28:27 sorgte für den letzten Führungswechsel der Partie. Den Schlusspunkt unter eine verrückte erste Halbzeit setzte Kristina Topuzovic mit einem weiten Dreier zum 31:27.
Nach Wiederbeginn legten Johnson per Dreier und Sarah Polleros noch fünf Punkte nach, und als Topuzovic erneut von draußen einnetzte, hatte der HTC erstmals einen zweistelligen Vorsprung (39:29/23.). Davon ließen sich die Angels jedoch nicht beeindrucken. Hill mit einem Dreier, Koskimies mit einem „And One“ und Pounds brachten die Gäste binnen zwei Minuten auf Tuchfühlung (39:37/25.).
Herner TC gewinnt auch den direkten Vergleich
Die Partie stand wieder auf der Kippe. Dass sie auf die aus Herner Sicht „richtige Seite“ kippte, war nicht zuletzt Verdienst von Katarzyna Trzeciak. Obwohl sie im Getümmel zweimal einen Ellbogen abbekam, drehte die Defensivspezialistin nun auch in der Offense auf und machte die nächsten acht HTC-Punkte, bevor Zolper das Viertel mit zwei Freiwurftreffern zum 49:41 abschloss.
Damit war der Weg zum Erfolg geebnet, und als nach einem weiteren Zolper-Korb auch Tayler Mingo endlich Glück mit ihren Würfen hatte und sieben Punkte zum 58:42 (34.) erzielte, war die Frage nach dem Sieger beendet. Noch aber ging es um den direkten Vergleich. Aber so sehr sich die Angels mühten, den Rückstand auf unter sieben Punkte zu reduzieren, es nutzte nichts. Der HTC war im Flow und ließ nichts mehr zu.
„Das war ein spannendes, richtig gutes Spiel“, freute sich Hernes Headcoach Marek Piotrowski. „Die ersten zehn Minuten waren noch sehr nervös, und Nördlingen hatte eine starke Quote. Danach waren wir viel schneller auf den Beinen, haben sehr gut verteidigt und einen starken Gegner unter 50 gehalten. Heute hat die Mannschaft gebrannt.“
Herner TC –
Eigner Angels Nördlingen 66:48
Viertel: 10:19, 21:8, 18:14, 17:7.
HTC: Zolper (17/1 Dreier), Trzeciak (14/2), Topuzovic (10/2), Mingo (9, 5 Assists), Johnson (7/1), Szajtauer (3), Polleros (2, 10 Rebounds), Liubinets (2), Kuijt (2), Salmi, Tkachenko.
Angels: Pounds (14/2), Hill (11/1), Favre (6), Klug (6), James (5), Waters (3), Koskimies (3), Vasylenko, Michel.
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