Herne/Wanne-Eickel. Der Herner TC geht Freiburgs Tempo mit und gewinnt das rassige Duell. Ein Dreipunktspiel beendet kleine Durststrecke und entfacht neue Euphorie.

„Also damit habe ich wirklich nicht gerechnet, dass wir heute so klar gewinnen“: So brachte Abteilungsleiterin Felicia Siebert auf den Punkt, was fast alle in der Halle dachten. Mit einer famosen kämpferischen und spielerischen Leistung holten die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC die Eisvögel USC Freiburg vom Himmel, verbesserten sich durch das klare 75:59 (36:29) auf den dritten Platz und badeten anschließend glücklich strahlend im Applaus ihrer Zuschauer.

Fulminante Vorstellung des Herner TC gegen den Tabellenzweiten

Eine derart fulminante Vorstellung gegen den Tabellenzweiten hatte wohl kaum jemand dem stark ersatzgeschwächten HTC zugetraut.

Noch während das Schlusssignal dröhnte, klopfte Hernes Headcoach Marek Piotrowski breit grinsend seinem Co-Trainer Predrag Stanojcic auf die Schulter. Aus gutem Grund, wie Piotrowski später aufklärte: „Predrag hat einen super Job gemacht. Wir hatten noch eine offene Rechnung, weil wir in Freiburg knapp verloren haben. Und weil er auch damals gecoacht hat, sollte er jetzt die Rechnung begleichen.“

Das gelang ihm prächtig, weil das gesamte Team 40 Minuten lang rannte und ackerte, als gebe es kein Morgen. Und dazu gegen einen galligen, extrem schnellen Gegner auch richtig gut Basketball spielte. „Ja, das war okay“, fand auch Piotrowski, ließ sich sogar noch eine Steigerung von „okay“ zu „gut“ entlocken. Mehr aber auch nicht. „Gut, aber nicht sehr gut. Besser geht’s immer“, meinte er lakonisch, bedankte sich beim Team dann aber mit einem freien Tag.

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Erneut ohne Enabosi, Remenárová und Makurat, startete der HTC mit einer sehr kleinen Formation. Stanojcic begann gegen die für ihr schnelles Spiel bekannten Freiburgerinnen mit drei Guards. Sofort war Tempo im Spiel, beide Teams verteidigten bissig und hart, schon der Ballvortrag verlangte den Spielerinnen einiges ab. Mehr als ein wachsames Auge hatten die Hernerinnen vor allem auf Shiori Yasuma, der sie im ersten Viertel kaum einen Wurf gestatteten.

Nachdem Radic für die Gäste den Korbreigen eröffnet hatte, war der HTC am Zug und ging über 5:2 mit 7:4 (3.) in Führung. Danach war offensiv aber erst einmal Funkstille. Fast erzwungen durch die aggressive Freiburger Defense, leistete sich Herne mehrere Ballverluste, brachte auch zwei Einwürfe nicht an die Frau, und Freiburg nutzte das zu zwei Körben.

Starke Leistung des Herner TC: Kararzyna Trzeciak (vorn) und ihre Teamkolleginnen bezwangen den Tabellenzweiten Freiburg deutlich.
Starke Leistung des Herner TC: Kararzyna Trzeciak (vorn) und ihre Teamkolleginnen bezwangen den Tabellenzweiten Freiburg deutlich. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Sofia Pelander bringt den HTC wieder auf Kurs

Nach vierminütiger Flaute war es HTC-Kapitänin Sofia Pelander, die ihr Schiff wieder auf Kurs brachte. Ihre beiden Freiwurfpunkte zum 9:8 (7.) lösten den Knoten, Laura Zolper ließ gleich einen feinen Dreier folgen, Katarzyna Trzeciak packte noch ein Dreipunktspiel drauf (15:8/8.). Weil Herne hart verteidigte und gut rotierte, waren die Gäste nur noch dreimal von der Linie erfolgreich, während Jelena Vucetic bis zum Viertelende (18:11) noch ihre Punkte drei, vier und fünf markierte.

Ihren hart erarbeiteten Vorsprung trugen die Herner Frauen auch durchs komplette zweite Viertel. Freiburg kam oft durch Hannah Little, ab der 16. Minute auch durch Japan-Pfeil Yasuma zwar immer wieder heran, aber Trzeciak, Pelander und vor allem die groß aufdrehende Kristina Topuzovic konnten den Abstand regelmäßig wieder ausbauen. So pendelte der Vorsprung zwischen neun (27:18/14., 33:24/18.) und vier (33:29/20.) Punkten. Fast hätte Yasuma sechs Sekunden vor der Halbzeitpause noch weiter verkürzt, aber ihr Dreier sprang vom Ring zurück, Laura Zolper schnappte sich den Rebound, hetzte dribbelnd über das gesamte Feld und bediente Tayler Mingo, deren Dreier als Buzzer Beater zum 36:29 die erste Hälfte beendete.

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Beide Teams gehen ein irres Tempo

Nach der Pause schien Hernes Siebener-Rotation zunächst dem irren Tempo Tribut zollen zu müssen. Das 42:34 (24.) holte Freiburg mit einem 8:0-Run binnen zwei Minuten auf, der HTC verlor etwas die Linie, leistete sich Schrittfehler und andere Ballverluste, wirkte auch nicht mehr so frisch. Aber dann mobilisierte das Team doch noch ungeahnte Kräfte. Mingo traf zweimal von der Linie, auf der Gegenseite vergab Yasuma zwei Freiwürfe, und beim Gegenangriff krönte Laura Zolper ein grandioses Solo mit Korbleger plus verwandeltem Bonusfreiwurf.

Die Halle tobte, und das Herner Team ließ sich von der Euphorie tragen, legte Punkt für Punkt drauf und hatte beim 59:45 viereinhalb Sekunden vor Viertelende Ballbesitz mit Einwurf in der Freiburger Hälfte. Herne kam zum Abschluss, der Rebound landete bei Freiburg, und mit der Sirene jagte Yasuma fast von der eigenen Freiwurflinie den Ball in hohem Bogen durch die Halle, und tatsächlich: Mit Brettberührung rutschte er durch den Ring. Ein wahnsinniger Fabelwurf, rekordverdächtig.

Hernerinnen verteidigen alles weg

Sicher hätte das die Eisvögel noch einmal beflügeln können. Doch der HTC unterband das im Ansatz, verteidigte alles weg und baute den Vorsprung durch Trzeciaks Dreier, Topuzovic und Pelander auf 66:48 (33.) aus. Das war die Vorentscheidung. Die Gäste wehrten sich zwar weiter, aber die Hernerinnen ließen sich nicht mehr von ihrem Weg abbringen. Spätestens als Pelander zwei Freiwürfe zum 75:53 (36.) versenkte, war das Thema erledigt. „Das war ein guter Start in die Serie der drei schweren Heimspiele“, freute sich Marek Piotrowski. „Jetzt müssen die anderen nachlegen, um uns noch von Platz vier zu verdrängen.“

Viertel: 18:11, 18:18, 23:19, 16:11

HTC: Zolper (16/2 Dreier), Topuzovic (15/1, 18 Rebounds!), Trzeciak (13/1), Mingo (12/2), Pelander (12), Vucetic (5), Polleros (2), Köhne, Groll, Reich.

USC: Little (22), Yasuma (16/2), Radic (5/1), Sontag (5/1), Nufer (4), Paunovic (3), Reed (2), Mayer (2), Pietsch, Gerlinger.

Statistik (HTC – USC) – Zweier: 51 % (20/39) – 38 % (15/39); Dreier: 27 % (6/22) – 19 % (4/21); Freiwürfe: 77 % (17/22) – 73 % (17/23); Rebounds: 40 (10 offensiv, 30 def.) - 34 (10 off., 24 def.); Assists: 11 – 11, Steals: 9 – 8; Turnovers: 22 – 21; Fouls: 20 – 23.