Herne. Für den Herner TC geht es bald im Drei-Tage-Rhythmus um Meisterschaft und Pokal. Warum Trainer Piotrowski von einer „Lotterie“ spricht.

Es ist ein kurzes Luftholen, ein letztes Kräftesammeln, dann geht es für die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC in den Endspurt einer komplizierten Saison. Ob diese Spielzeit in der DBBL, die dritte unter Coronabedingungen, planmäßig endet oder doch noch abgebrochen werden muss, ist völlig offen. Ebenso offen ist, ob es im Frühjahr in Herne etwas zu feiern gibt.

Herner TC: Die vorherigen Spiele

Wer am Ende die Trophäen des deutschen Meisters und des Pokalsiegers in die Höhe stemmen darf, hängt nicht nur von der sportlichen Leistung und dem nötigen Spielglück ab, auch ein kleines Virus wird Einfluss nehmen.

Keine Luft mehr im Zeitplan für Spielverlegungen

Marek Piotrowski spricht gar von einer Lotterie. „Es kann jeden erwischen. Werden plötzlich deine beiden besten Spielerinnen positiv getestet, hat jedes Team ein riesiges Problem“, sagt Hernes Trainer. „Das kann uns betreffen, wenn etwa Mingo und Enabosi ausfallen, oder auch die Rheinland Lions, wenn Bär und Cousseins fehlen.“

Für Spielverlegungen lasse der ohnehin extrem eng getaktete Zeitplan keine Luft mehr. „Viele Spiele sind ausgefallen und müssen nachgeholt werden. Jetzt darf nicht mehr viel passieren, sonst wird es kritisch“, ist auch ein vorzeitiges Saisonende für Piotrowski ein realistisches Szenario.

„Praktisch können wir schon davon ausgehen, die Playoffs zu erreichen“

Wie im Falle eines Abbruchs Meister und Absteiger errechnet werden, damit hat sich Hernes Coach noch nicht intensiver beschäftigt. Aus gutem Grund, kommt für den HTC doch weder das eine noch das andere in Frage. „Definitiv ist es zwar noch nicht, aber praktisch können wir schon davon ausgehen, die Playoffs zu erreichen“, wagt Piotrowski einen kleinen Ausblick. Jetzt gehe es um eine gute Position, und da sei noch vieles möglich.

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Beginnend mit dem Heimspiel gegen Göttingen am nächsten Mittwoch liegen vor den Hernerinnen binnen 25 Tagen noch sieben Begegnungen der Hauptrunde, bevor sie am 19./20. März in eigener Halle im Final Four um den DBBL-Pokal kämpfen. „Ab nächsten Mittwoch haben wir praktisch jeden dritten Tag ein Spiel. Und es ist ein anspruchsvolles Programm“, sagt der 62-Jährige mit Blick auf die Gegner. Darunter sind mit Hannover, Freiburg und den Rheinland Lions drei Spitzenteams, mit Göttingen, Wasserburg und Düsseldorf auch drei Mannschaften, die gegen den Abstieg kämpfen. Und Saarlouis braucht jeden Sieg, um in die Playoffs einzuziehen. Geschenke darf der HTC also nicht erwarten.

Kristina Topuzovic und Nicole Enabosi unterwegs für die WM-Qualifikation

Tut auch niemand. Im Gegenteil, die Hernerinnen trainieren fleißig, um sich den Erfolg zu erarbeiten. Standen die Tage nach dem hart erkämpften Overtime-Sieg in Osnabrück ganz im Zeichen der Regeneration, geht es jetzt wieder um Hilfen in der Defense, Abstimmung der offensiven Systeme oder schnelle Transition. Allerdings fehlen nicht nur die beiden Corona-Infizierten, sondern auch Kristina Topuzovic und Nicole Enabosi, die mit Serbien bzw. Nigeria in Belgrad um die WM-Qualifikation spielen.

Das erschwert auch die Integration von Aleksandra „Ola“ Makurat, die erst Ende Januar als Ersatz für die am Knie operierte Veronika Remenárová verpflichtet wurde und in Osnabrück ihr Debüt gab. Von ihren individuellen Qualitäten ist ihr Trainer überzeugt: „Ola trainiert gut und macht jeden Tag Fortschritte. Aber ohne zwei oder drei Starting-Five-Spielerinnen ist es nicht so einfach, sie in unsere Abläufe einzubinden.“

Eine Spielerin aus der jungen Garde: Melina Reich (Mi.), hier im WNBL-Spiel des HTC gegen Bochum im Oktober.
Eine Spielerin aus der jungen Garde: Melina Reich (Mi.), hier im WNBL-Spiel des HTC gegen Bochum im Oktober. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Junge Garde hat sich prächtig entwickelt

Dass trotz dieser Schwierigkeiten ein geordneter Trainingsbetrieb stattfinden kann, ist auch ein Verdienst der jungen Garde. Talente wie Jule Groll, Hedda Köhne oder Melina Reich, die in der Bundesliga ab und an reinschnuppern dürfen, haben sich prächtig entwickelt und sind drauf und dran, mit der HTC-Reserve den Aufstieg aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga zu schaffen.

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„Die liegen ungeschlagen auf Platz eins, und ich traue ihnen den Aufstieg absolut zu“, freut sich Piotrowski, dass nach Laura Zolper oder Sarah Polleros weitere Eigengewächse auf dem Weg in die Bundesliga sind. „Für die Mädchen ist das eine super Sache, für den Verein wäre es eine Herausforderung, zwei Bundesligamannschaften zu stellen. Aber in Heidelberg, Marburg oder Osnabrück geht das ja auch.“

„Wir werden nichts überstürzen“

Selbst für den Mann, der den HTC vor 20 Jahren in der Landesliga übernahm und bis zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft führte, wäre das ein weiterer Meilenstein auf seinem Herner Weg. Und wer weiß, was er mit der „Ersten“ in den kommenden Wochen noch erreicht. Dabei lässt er sich nicht von falschem Ehrgeiz treiben.

„Wer aus der Quarantäne oder aus einer längeren Verletzung kommt, wird langsam wieder eingebaut. Wir werden da nichts überstürzen.“ Denn ein Ziel steht für Marek Piotrowski über allen anderen. „Wie immer diese Lotterie ausgeht, das Wichtigste ist, dass wir alle gesund durch diese Runde kommen.“