Herne/Wanne-Eickel. Ganz ohne rote Asche wird es lange nicht gehen, zeigt ein Überblick über die Sportplätze in Herne. ETuS Wanne 28 denkt über einen Umzug nach.
Wohin rollt in Herne und Wanne-Eickel das runde Leder? Eine Frage, die sich die Fußballfans immer stellen, ob sie nun mit einem Ober- oder einem Kreisligisten mitfiebern. Aber ebenso wichtig ist die Frage, wo denn das runde Leder überhaupt noch rollen kann. Die Empfehlungen des einst eingesetzten „Runden Tisches Sportplätze“ für die Jahre 2017 bis 2020 wurden umgesetzt, eine Fortschreibung für den Zeitraum 2020 bis 2023 scheiterte an der nun schon zwei Jahre dauernden Corona-Pandemie.
Artikel zu Vereinen und ihren Plätzen in Herne und Wanne-Eickel
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Die erste Sportausschuss-Sitzung dieses Jahres am vergangenen Donnerstag ist zwar ausgefallen. Den Ist-Zustand zur Sportstätten-Entwicklung mit vielen interessanten Zahlen aber hatte die Sportverwaltung der kommunalen Sportpolitik noch Ende des vergangenen Jahres vorgestellt, bevor es zu weiteren konkreten Planungen kommen kann.
In Herne/Wanne-Eickel gibt es 24 Großspielfelder
Zuallererst: Etwa 757.000 Euro stehen jährlich im städtischen Etat für Investitionen in die Sportplatz-Landschaft zur Verfügung. Eine überschaubare Summe, denn sie gilt für insgesamt 24 Groß- und 13 Kleinspielfelder im Stadtgebiet.
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Die 24 „großen“ Plätze teilen sich so auf: 2x Natur-, 12x Kunstrasen und 10x die ungeliebte rote Asche. Zu letzteren Anlagen gehören sogenannte „Sonderfälle“ wie die Plätze an der Wiescher- und Franzstraße sowie die Anlage in Pantringshof. In Wanne liegt ein Ratsbeschluss zur Aufgabe vor, in Herne (SCC und SCP) ist die Stadt nicht Eigentümerin der Sportplätze.
SCC: Sicherheit bis Ende 2023
Die gute Nachricht: Ein Tennenplatz gehört in absehbarer Zeit der Vergangenheit an, denn am Stratmannshof in Röhlinghausen soll ab dem Jahr 2023 die körnige Asche gegen Kunstrasen ausgetauscht werden. Noch vorher, etwa ab Mitte August 2022, wird im FunPark Eickel das öffentliche Kleinspielfeld in eine Trainingsstätte für den DSC und die DJK Wanne-Eickel umgebaut. Dagegen warten sowohl der SC Constantin als auch ETuS Wanne 28 weiterhin auf frohe Botschaften.
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Dirk Bosel, Geschäftsführer des SCC: „Unser Vermieter, die Thelen-Gruppe, hat uns bisher nicht gekündigt. Wir haben also erst einmal Sicherheit bis Ende 2023. Aber ob wir weiterhin eine Seniorenmannschaft auf die Beine, besser gesagt auf die Asche, stellen können, bleibt abzuwarten.“
„Eisenbahner“ drehen an vielen Rädern
Mehr Optionen hat der Verein ETuS Wanne, dessen Anlage an der Franzstraße einem Parkplatz weichen soll. Daniel Landefeld, 1. Vorsitzender der „Eisenbahner": „Wir drehen an vielen Rädern, auch mit Hilfe der Sportverwaltung.“ So sucht die Jugendabteilung bei der Kinderanwältin Bibi Buntstrumpf Unterstützung gegen die Aufgabe des Platzes, ebenso möglich sei aber auch ein Umzug ins komplett renovierte Horststadion in Holsterhausen.
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Landefeld: „Andere Alternativen sehe ich zurzeit nicht. An der Wilhelmstraße bei den Wanner Sportfreunden und an der Wiesenstraße, wo der SV Holsterhausen und die SG Stephanus spielen, ist doch alles voll.“
Konsequenter Austausch der „grünen Teppiche"
Zurück zum Status Quo: Die Renovation eines Kunstrasens kostet bis zu 300.000 Euro, die auf jeden Fall kommenden Preissteigerungen noch nicht eingerechnet, und muss, so die Erfahrung, alle zwölf Jahre vollzogen werden.
Dieser Austausch der „grünen Teppiche“ müsse, so die Sportverwaltung, „konsequent umgesetzt werden, um wirtschaftlichen und substanziellen Schaden an der Sportplatzstruktur abzuwenden“. Im Klartext: Für andere Neu- bzw. Modernisierungsmaßnahmen gibt es finanziell kaum bis keinen Handlungsspielraum, und sie wären nur bei einer Erhöhung des Sportetats möglich.
Keine Etaterhöhung = keine Modernisierung
Dies zeigt auch der Blick in den Kalender: 2022 wird der Kunstrasen an der Hauptstraße (SV Wanne 11) ausgetauscht, 2023 steht der bereits beschlossene Neubau in Röhlinghausen an, 2024 der Austausch in Horsthausen (beide Plätze plus Kleinspielfelder) und 2025, so der politische Wunsch und Wille im Sportausschuss, der Wechsel von Natur- zu Kunstrasen im Sodinger Dr.-Jovanovic-Glück-Auf-Stadion.
Mitglieder zeigen der Asche die Rote Karte
Im Rahmen der Bestandsaufnahme nannte die Sportverwaltung der Stadt Herne auch Mitgliederzahlen der Sportvereine, die weiterhin „auf Asche“ kicken. Verglichen wurden Daten aus 2013 mit denen aus 2021.
Keine Überraschung: Überall waren die Mitgliederzahlen rückläufig, am geringsten noch bei ETuS Wanne und der Spvg. Röhlinghausen, am stärksten beim FC Marokko und bei BW Baukau.
Jugendmannschaften gemeldet hatten im vergangenen Jahr von den „Ascheplatz“-Vereinen nur der SV Sodingen (auf dem Sportplatz am Volkspark), die SG Herne 70, ETuS Wanne, FC Marokko und RSV Wanne.
Und danach, ab 2026? Zum einen müssen jährlich weitere Kunstrasenspielfelder ausgewechselt werden. Zum anderen ist an weitere und von den Fußballern herbeigesehnte kostenintensive Umwidmungen von Aschenplätzen in Kunstrasenanlagen – zum Beispiel an der Vödestraße (SG Herne 70), Bladenhorster Straße (RSV Holthausen, Trabzonspor Herne), Gelsenkircher Straße (RSV Wanne, Zonguldakspor), Cranger Straße (BW Baukau) oder am Voßnacken (BW Börnig, FC Marokko) – nur zu denken, wenn es entsprechende investive Haushaltsmittel im städtischen Etat geben sollte.
Wie es konkret mit diesen Tennen-Großspielfeldern weitergeht – Umbau, Erneuerung, Aufgabe –, soll zeitnah die Fortschreibung bzw. Evaluation der Herner Sportstättenentwicklungsplanung in Kooperation mit der Universität Wuppertal aufzeigen. Die letzte Untersuchung basiert auf Daten aus dem Jahr 2013. Denn auch diese Aschenplätze belasten durch Erhaltungsmaßnahmen oder Reparaturen natürlich den jährlichen Sportetat.