Herne. Zahlreiche Probleme plagen den Herner Verein SC Constantin. Der steht vor einer ungewissen Zukunft – und sendet einen Hilferuf an die Politik.
Tristesse in Constantin! Der dortige Fußballverein SC Constantin Herne-Mark, immerhin stolze 91 Jahre alt, steht vor einer ungewissen Zukunft. Mehr noch: „Wir müssen uns fragen, ab wann es keinen Sinn mehr macht, den Verein am Leben zu erhalten?“, sieht Geschäftsführer Dirk Bosel „seinen“ SCC auf der Intensivstation liegend. Die Hauptgründe für die ernste Lage des Traditionsvereins: Die Platzanlage an der Wiescherstraße liegt auf Bochumer Stadtgebiet, sie gehört einem Essener Familienunternehmen mit den Schwerpunkten Erschließung, Realisierung und Vermarktung von Immobilien – und gekickt wird dort auf roter Asche.
Diese Gemengelage ist für den immer noch über 200 Mitglieder starken SCC kaum noch zu bewältigen. „Wir sitzen zwischen allen Stühlen“, so Ralf Grehl, ehemaliges Vorstandsmitglied der „Connies“, zum Knäuel an Problemen, das der Verein alleine nicht aufknoten kann.
SC Constantin: Drei Probleme müssen ausgeknotet werden
Knoten eins ist die Lage: Die Stadt Bochum kümmere sich „überhaupt nicht um uns, da wir ja ein Herner Klub sind“. Dagegen unterstützt die Stadt Herne den SCC „so gut es geht“, im Sportentwicklungsplan ist die Anlage an der Wiescherstraße aber ein weißer Fleck: „Es ist kein städtisches Grundstück“, begründet Rüdiger Döring vom Fachbereich Sport. Ein Grundstückstausch mit der Nachbarkommune wäre zwar „mal im Gespräch gewesen“, sei aber am Geld gescheitert. Ein Kuriosum aus der Zeit vor der Liberalisierung des Energiemarktes: Strom bezog der SCC aus Herne, Gas aus Bochum.
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Knoten zwei ist das Eigentumsverhältnis: 2017 kaufte die Essener Thelen-Gruppe das Grundstück von Thyssen-Krupp. Jährlich zahlt der SCC eine Pacht an den Besitzer, der den Vertrag immer zwölf Monate vor Jahresende kündigen kann. Dies ist jetzt zum 31. Dezember 2022 geschehen, versehen mit der Ankündigung, einen neuen Pachtvertrag vorzubereiten. „Aber bestimmt mit eher schlechteren Konditionen für uns“ so Dirk Bosel.
Knoten drei ist der „rote Rasen“: „Dass wir keinen Kunstrasen haben, ist für uns der Hauptgrund für den Niedergang“, so Grehl. Um die Jahrtausendwende habe der Verein den „grünen Teppich“ im Herner Sportausschuss zwar beantragt, aber ohne Erfolg. Bewilligt wurde neue rote Asche – „aber ohne Sprinkleranlage“, erinnert sich Dirk Bosel an viele staubige Spiele „auf dem Berg“. Als beim BV Herne-Süd Kunstrasen gelegt wurde und zudem die Constantiner Waldschule geschlossen wurde, begann beim SCC die negative Entwicklung im Nachwuchsbereich
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2018 kickte letztmals eine Jugendmannschaft im SCC-Trikot, auch im Seniorenbereich wird es immer enger: „Auch hier will doch keiner mehr auf Asche spielen. Und zudem zahlen wir keinen Cent Aufwandsentschädigung.“ Zurzeit hat der Klub nur eine Mannschaft im Spielbetrieb (Kreisliga B2), dazu eine Altherren-Spielgemeinschaft mit dem SV Sodingen.
SC Constantin ist letzter sozialer Zuflucht im Ortsteil
Zu wenig zum Überleben – zu viel zum Sterben? Noch setzt der SC Constantin auf sein intaktes Vereinsleben mit Aktivitäten wie den legendären Karnevalsfeiern oder der Teilnahme am Nightlight-Dinner auf der Bahnhofstraße sowie auf eine funktionierende Vorstandsmannschaft. Und noch sieht sich der Verein als „letzte soziale Zufluchtsstätte in unserem Ortsteil“.
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Aber wie lange noch? Für Bosel und Grehl liegt der Ball jetzt auf dem Feld der Politik. Ob Michelle Müntefering (SPD, MdB für Herne/Bochum), ob Alexander Vogt (MdL, SPD) oder den Sportausschuss-Vorsitzenden Martin Kortmann (SPD) – „wir fragen Sie, ob das Aus des Sportplatzes und damit auch das Aus für den SCC schon beschlossene Sache ist?“ Beim Bezirksbürgermeister Matthias Grunert (SPD) haben beide schon vorgesprochen, eine Antwort stehe aber noch aus. Ebenso vom Herner Stadtsportbund, „der uns nach Bochum verwies!“
Das Herner Sportamt nimmt der SC Constantin ausdrücklich aus der Verantwortung. „Von dieser Seite werden wir sehr gut unterstützt, ebenso von der städtischen Tochtergesellschaft GBH“, freut sich Dirk Bosel. Und zwar nicht nur finanziell. So erhält der SCC erhält jährlich 10.800 Euro als Energiekostenzuschuss, u. a. für die Platzpflege, die Flutlichtanlage oder für die Umkleideräume, „die aber die Fixkosten mittlerweile nicht mehr decken“. Trotzdem wird die Anlage auch von einer Gehörlosen-Fußballmannschaft für Training und Ligenspiele und von einer Freizeitgruppe, die sich regelmäßig montags zum munteren Kicken trifft, genutzt.
Herner Klub hat die Vision eines Sportzentrums
Dies alles wäre Makulatur, wenn sich der SC Constantin auflösen müsste. Doch so weit sind Dirk Bosel und Ralf Grehl noch nicht. Ihr Königsweg: „Die Städte Bochum und Herne müssen eine kreative Lösung für die Grenzproblematik entwickeln und uns bei den Verhandlungen hinsichtlich eines längerfristigen Pachtvertrages unterstützen. Dann könnte hier auch ein Kunstrasen hin.“ Aber auch an einen Umzug schließen beide nicht aus – sowohl zum BV Herne-Süd an die Bergstraße als auch zum SV Sodingen ins Glückauf-Stadion, „falls es dort mal einen Kunstrasen geben wird“. Ein Ausweichen auf die Anlagen von Arminia Sodingen oder der SG Herne 70 ist keine Alternative – „ein Wechsel von Asche zu Asche bringt überhaupt nichts“.
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Und natürlich haben beide auch eine Vision, damit es dem SC Constantin nicht so geht wie den Sportfreunden Herne 19, SW Unser-Fritz oder Saxonia Wanne, die alle von der Fußball-Landkarte in Herne und Wanne-Eickel verschwunden sind: „Ein gemeinsames Sportzentrum mit Herne-Süd, der SG Herne 70 und uns. Das wäre es!“