Herne. Westfalia Herne erkämpft sich ein Unterzahl ein 1:1 gegen die TSG Sprockhövel – es ist der erste Punktgewinn dieser Saison für den SCW.

In der Schlussphase ist es ein Spiel mit viel Puls, vielen Grätschen, Befreiungsschlägen. Auf der Herner Bank hält es keinen mehr. Gerade ist schon wieder so eine Rettungsaktion vorbei, da pusten Christian Knappmann, Trainer von Westfalia Herne, und sein Co-Trainer Hayrettin Celik gemeinsam durch.

Das machen sie nach einer endlos langen Nachspielzeit, die sich für die Herner Richtung 100. Spielminute schier zu zerdehnen scheint, dann noch einmal. Endlich kommt der Schlusspfiff. Das 1:1 gegen die TSG Sprockhövel ist nicht der erhoffte Sieg, aber die Herner fühlen sich an diesem Tag wie Gewinner.

Westfalia Herne punktet in zweifacher Unterzahl

Zu Neunt haben sie diesen Punkt geholt. Erst ging Lokman Erdogan nach einer Aktion Marke „Sohle oben“ mit glatt Rot (54.) vom Feld, dann musste Kapitän Nick Jünemann runter, nach 72 Minuten. Er war vom Platz, wollte wieder drauf und war sich sicher, das Schiedsrichter Florian Visse ihn aufs Feld gewunken hatte, berichtete Hayrettin Celik nach dem Spiel: „Wir alle auf der Bank haben das auch gedacht.“ Dem war aber nicht so, so Visses Sichtweise – er zeigte Jünemann dessen zweite Gelbe Karte.

Es war nicht die einzige Situation, in der die Westfalia und der Unparteiische unterschiedliche Sichtweisen hatten. Ausgenommen aber der Platzverweis gegen Edogan: „Dafür Rot zu geben, ist O.K.“, so Christian Knappmann nach dem Spiel.

Den besseren Auftakt in diese Begegnung hatten die Sprockhöveler, mit der großen Chance zur frühen Führung, in der 5. Spielminute gehabt. Nach langem Ball in die Spitze lief sich Max Maron frei und spurtete mit dem Ball auf Westfalia-Torhüter Alexander Rothkamm zu. Aber der Keeper machte sich breit, verkürzte den Winkel und blockte Marons Schuss mit dem Schienbein ab.

Erdogans Elfer bringt Herne in Führung

Die Sprockhöveler machten das Spiel, kamen aber nicht mehr zu klaren Möglichkeiten. Dafür machten sich die Herner auf den Weg Richtung gegnerisches Tor. In der 21. Minute auch ertragreich.

Burinyuy Nyuydine kurvte von rechts in den Strafraum, wurde von zwei Sprockhövelern gestört. TSG-Spieler Eduard Renke brachte den Herner zu Fall – regelwidrig, wie Schiedsrichter Visse entschied, er zeigte auf den Elfmeterpunkt.

Lokman Erdogan trat an und verwandelte sicher zum Herner 1:0. TSG-Torhüter Azmir Alisic war richtig abgetaucht, kam aber nicht an den platziert geschossenen Ball.

Ex-Herner Nazzareno Ciccarelli steht richtig zum Sprockhöveler Ausgleichstreffer

Die Herner waren jetzt richtig drin in ihrem Spiel, und hatten auch zwei weitere gute Möglichkeiten. Doch sowohl Kaan Terzi als auch Nyuydine scheiterten mit zwei starken Abschlüssen am Sprockhöveler Schnapper Alisic, der sich in diesen Szenen als der stärkere erwies. Auch die Gäste hatten noch eine gute Chance, aber auch hier blieb der Torhüter, Alexander Rothkamm, der Sieger beim Schuss von Lewin Alexander D Hone.

Aber die TSG Sprockhövel meldete sich nach der Pause schnell zurück. Nazzareno Ciccarellis Schuss in der 47. wurde noch geblockt, aber vier Minuten später schlug der Ex-Herner zu.

Einen Schuss von Gianluca Zentler hielt Alexander Rothkamm nicht fest, er ließ den Ball wieder aus den Armen nach vorne prallen, und dort stand Ciccarelli richtig zum Sprockhöveler Ausgleich (1:1/51.).

Erst sieht Hernes Erdogan Rot, dann Jünemann Gelb-Rot

Bevor die Herner überhaupt Luft holen konnten, um darauf zu antworten, waren sie in Unterzahl. In der 54. Minute stieg Lokman Erdogan mit beiden Beinen gegen Max Michels ein, und hier zog Schiri Visse direkt Rot. Hernes zentraler Offensivmann ging vom Platz, und aus der Westfalia-Abwehr rief schon der erste: „Jetzt erst recht!“

Herne hielt auch mit einer Kopfballchance durch Dacain Baraza dagegen, aber dann kam direkt der nächste Nackenschlag für die Gastgeber. In der 72. Minute sah Kapitän Nick Jünemann Gelb-Rot, Westfalia spielte jetzt nur noch zu Neunt gegen elf Sprockhöveler. Und noch war eine lange Zeit zu gehen. Christian Antwi-Adjej stand noch einmal blank für den möglichen Führungstreffer der Gäste, doch in dieser Szene klärte Rothkamm stark. Die Herner verteidigten das weitere Anrollen der Sprockhöveler weg.

SCW kämpft sich dem Punkt entgegen

Dem Punkt fieberten und kämpften sich die Herner entgegen, und mit dem Schlusspfiff hatten sie für sich, lange Zeit zu Neunt in diesem Spiel, die Charakterfrage beantwortet. Christian Knappmann nahm außerdem noch eines mit aus dieser Partie. Bis auf die erste Szene hatte seine Mannschaft gegen die Sprockhöveler wenig zugelassen – dabei hatte die TSG in der Vorwoche den RSV Meinerzhagen mit 6:1 besiegt.

Wichtig an diesem Tag, so Knappmann, sei gewesen, dass in den letzten 20 Minuten auch die Offensiven Vollgas in der Abwehrarbeit gegeben haben. „So wie wir zu Neunt verteidigt haben: So müssen wir immer verteidigen.“

TSG-Trainer Andrius Balaika war sauer: „Bei allem Respekt vor Westafalia, der Punkt fühlt sich wie eine Niederlage an. So, wie wir in doppelter Überzahl gespielt haben, war es nicht in Ordnung. Da müssen wir mehr draus machen. Es war viel zu kompliziert, wie gelähmt. Keiner wollte die Verantwortung übernehmen und hatte Angst vor der eigenen Courage. Das ist total ärgerlich“, polterte Andrius Balaika nach der Partie.

Tore: 1:0 (21./FE) Erdogan, 1:1 (52.) Ciccarelli.

Westfalia: Rothkamm – Kaiser, Jünemann, Baraza, El Gourari (59. Lübke)– Karatas, Jünemann - Nyuydine (89. Ergüzel), Erdogan, Curaba (65. Conde) – Öncel.

Sprockhövel: Alisic; Hendel, Stojan, Zentler, Ciccarelli, Renke (37. Bettermann), Sahin, Michsels, Maron (73. Anhari/87. St. Antwi-Adjej), Chr. Antwi-Adjej, D Hone.

Schiedsrichter: Visse (Ibbenbüren).

Rote Karte: Erdogan (54.).

Gelb-Rote Karte: Jünemann (72.).