Herne. In dieser Saison werden alle Spiele der Eishockey-Oberliga live ins Internet gestreamt – der HEV ist sehr zufrieden. Die Zahlen und Hintergründe.
Die offizielle Zuschauerzahl: 1016 – normalerweise kein Topwert für ein Heimspiel des Herner EV in der Eishockey-Oberliga Nord. Aber in Corona-Zeiten heißt das: Zuschauerrekord. Während die Tribünen in der Eishalle leer bleiben, haben mehr als tausend Menschen für 9,99 Euro ein digitales Ticket gebucht, um die Live-Übertragung des Playoff-Heimspiels gegen die Tilburg Trappers zu sehen. Erstmals wurde damit die 1000er-Marke geknackt. Und der HEV hat sich noch mehr vorgenommen.
Als klar war, dass diese Saison wohl ohne Fans stattfinden würde, einigten sich die Vereine der Eishockey-Oberliga darauf, alle Spiele live über den Dienst „SpradeTV“ zu streamen. Ein halbes Jahr später sagt HEV-Geschäftsführer Jürgen Schubert: „Ich bewerte das Sprade-TV-Projekt als herausragend und bin mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden.“ Auch von außen betrachtet kann sich das Ergebnis mehr als sehen lassen: Gute Übertragungsqualität, schnell eingespielte Wiederholungen, Highlights in den Drittelpausen. Der „Schritt in Richtung Professionalität“, der mit den Übertragungen angepeilt wurde, ist dem Herner EV gelungen.
Herner EV auf SpradeTV – die Zahlen:
- Die Anschaffung der Hardware für die Übertragung hat den Verein einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet.
- 25 Heimspiele wurden bislang übertragen: 23 Hauptrundenpartien, ein Vorbereitungsspiel gegen Essen und das einzige Playoff-Heimspiel gegen Tilburg. 270 Fans haben eine Dauerkarte für alle Spiele.
- Das meistgesehene Spiel war der Heimsieg gegen die Tilburg Trappers in den Playoffs (1016 Buchungen).
- Kommentiert werden die Spiele von HEV-Sprecher Matthias Schübel und einem Co-Kommentator. Seit November ist das dauerhaft Björn Muthmann, vorher waren auch Christian Nieberle, Christian Wendler und sogar Werner Hansch dabei.
- Die Verteilung der Einnahmen beziffert Jürgen Schubert auf etwa 70 Prozent für den Verein, 30 an SpradeTV.
Um das zu ermöglichen musste der HEV investieren – und zwar Leidenschaft und Arbeitskraft, aber auch bares Geld. Die Anschaffung der Technik habe einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet, so Schubert. „Wie bei vielen Dingen in unserem Club werden diese Arbeiten auch ehrenamtlich ausgeführt, so dass wir keine Personalkosten haben. Dies hat diese Sache auch sehr erleichtert. Aber auf der anderen Seite bleibt ein großer Aufwand. Wir sind sehr froh und glücklich, dass wir dieses Team zusammengestellt haben.“
Das Übertragungs-Team des Herner EV wurde ins kalte Wasser geworfen
Dass sich dieses Team genau wie eine Mannschaft auf dem Eis einspielen musste, versteht sich von selbst. HEV-Pressesprecher und Sprade-TV-Kommentator Matthias Schübel sagt: „Wir wurden von Beginn an mit dem ganzen Sprade-TV-Team ins kalte Wasser geworfen. Einzig die Jungs an den Kameras haben die HEV-Spiele in den letzten Jahren bereits für ihren YouTube-Kanal „Eishockey TV“ begleitet. Aber weder die Regie noch das Scoreboard mit Zeitnahme noch die Kommentatoren hatten Erfahrung. Ich kann auch sagen, dass wir alle zu Beginn sehr nervös waren.“
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Dabei bemühen sich Schübel und sein jeweiliger Co, möglichst neutral zu sein, keinen Gysenberger Fan-Kommentar abzugeben. „Das grün-weiß-rote Herz wird zwar immer durchkommen, aber ich denke, man muss es nicht übertreiben.“ In einigen Spielen sei man vielleicht sogar zu kritisch mit der Mannschaft gewesen. „Bisher haben wir aber fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen.“
Das geben auch die Zahlen wieder: In den 25 übertragenen Heimspielen (inklusive der Vorbereitungspartie gegen die Moskitos Essen) verzeichnete der HEV im Schnitt 580 Buchungen, darunter 270 Dauerkarten (vor dem Bildschirm sitzen dann vermutlich teilweise auch zwei oder drei Fans).
Die Stimme von Werner Hansch auf dem Kopfhörer verursacht Gänsehaut
Die genaue Zahl variiert dabei je nach Gegner, Uhrzeit und sportlicher Lage – die teilweisen mäßigen Leistungen in der Hauptrunde schlugen sich auch in den Buchungen wieder. Die besten Werte der Hauptrunde gab es früh in der Saison: 930 Buchungen zum Beispiel zum ersten Spiel gegen die Hannover Indians. 850 beim Heimspiel gegen Diez-Limburg mit Werner Hansch als Co-Kommentator.
Zweimal war Hansch dabei. Schübel sagt: „Allein seine Stimme auf dem Kopfhörer zu haben, bereitete schon Gänsehaut, wenn man überlegt, wo er überall war, zum Beispiel beim Schalker UEFA-Cup-Sieg in San Siro.“ Auch Christian Nieberle und Christian Wendler waren als Co-Kommentatoren dabei, seit November sitzt Björn Muthmann („ein echter Eishockey-Experte“) neben Schübel.
Auch am Sonntag, wenn im zweiten Spiel der Nord-Finalserie die Hannover Scorpions zu Gast in Herne sind. Die 1016 vom Tilburg-Spiel hofft Schübel „locker“ zu knacken. Und dann geht es ja womöglich noch gegen einen Gegner aus dem Süden …
Auch in der kommenden Saison sollen die Herner Spiele im Internet übertragen werden
Wie auch immer die Saison endet, schon jetzt steht fest: Auch in der kommenden Saison sollen die Herner Heimspiele auf SpradeTV gestreamt werden. Die Technik steht ja – „die Extra-Einnahmen nehmen wir gerne mit“, sagt Schübel. 14515 Buchungen insgesamt hat der HEV insgesamt erfasst. Laut Schubert gehen vom Ticketpreis von 9,99 Euro etwa 70 Prozent an den Verein. Die Investition in die Technik sollte damit raus sein. SpradeTV lohnt sich.
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Klar ist aber auch: „Bei einem normalen Saisonverlauf würden sicher nicht mehr so viele Leute gucken“, sagt Schübel – weil „normal“ bedeutet, dass diese Leute wieder in der Halle sind. Da fehlen sie jetzt. Das weiß auch das Herner Sprade-TV-Team. Schübel: „Es ist ein Privileg, dass wir die Spiele unseres Vereins live in der Halle miterleben können. Darum beneiden uns sicher einige. Daher ist es für uns auch sehr wichtig, dass wir eine bestmögliche Übertragung liefern, denn das sind wir den HEV-Fans, die nicht dabei sein können, schuldig. Gerade jetzt in den Playoffs.“