Ruhrgebiet. Im Amateurfußball spielt das Virus mit. Bei einem positiven Test gelten die Corona-Regeln natürlich auch für Fußballer. Das sagen die Kommunen.
Es geht wieder los: In Bochum, Herne und Gelsenkirchen sind schon die ersten Fußballspiele ausgetragen worden. In anderen Städten (z.B. Gladbeck oder Velbert) finden an diesem Wochenende die ersten Freundschaftsspiele statt, nachdem die vergangene Saison wegen der Ausbreitung des Coronavirus im März abrupt zu Ende ging.
Das ist möglich, weil das Infektionsgeschehen in Deutschland aktuell überschaubar ist. Aber auch der DFB hat in dieser Woche noch einmal klargestellt: Dass wieder gespielt wird, heißt lange noch nicht, dass die Gefahr gebannt ist. Im DFB-Leitfaden „Zurück ins Spiel“ heißt es: „Durch die aufgeführten Maßnahmen soll das Infektionsrisiko minimiert werden, wobei eine hundertprozentige Sicherheit für alle Beteiligten nicht garantiert werden kann.“
Coronavirus: Wer Kontaktsport betreibt, ist natürlich eine Kontaktperson
Eine Ansteckung mit Sars-CoV2 ist zwar möglich, soll aber möglichst unwahrscheinlich sein. Bei tausenden Amateurfußballspielen in den nächsten Wochen scheint es eine Frage der Zeit, bis auch ein Fußballer positiv getestet wird, nachdem er auf dem Platz gestanden hat und möglicherweise Mit- und Gegenspieler angesteckt hat.
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Grundsätzlich gilt: Wer Kontaktsport betrieben hat, ist eine Kontaktperson. Deshalb stellen auf Anfrage der WAZ auch alle Kommunen im Ruhrgebiet klar: Auch für Fußballer gilt das normale Verfahren, was Kontaktverfolgung, Quarantäne und einen eventuellen Coronatest angeht.
Für die Kategorisierung gibt es verschiedene Kriterien: Die Nähe des Kontakts, die Dauer und die Intensität. Dreißig Sekunden Nase-an-Nase während einer Rudelbildung sind wohl problematischer als wenn zwei Spieler oder Spielerinnen mit etwas Abstand auf der Auswechselbank nebeneinandersitzen.
So stellen sich bei der Verfolgung Fragen: Ein Torwart kommt kaum mit jedem Spieler in engen Kontakt. Und was ist mit Schiedsrichtern? Die Gesundheitsämter im Ruhrgebiet erklären, wie sie mit dem Szenario umgehen, dass ein Fußballspiel zum Übertragungsort wird.
Bochum: Genauer Blick auf den Einzelfall und die Kontakt-Kategorie
Das Gesundheitsamt Bochum richtet sich auch bei Fußballern nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts: Es sei nicht auszuschließen, dass trotz eines guten Hygienekonzepts auch Kontaktpersonen der Kategorie I ermittelt werden, erklärt Nina Menken von der städtischen Pressestelle: „Sollte es zu einem positiven Fall innerhalb einer Mannschaft kommen, wird dieser wie immer einzelfallbezogen geprüft.“
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Kategorie I bedeutet: 15 Minuten Gesichtskontakt (face-to-face), Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder eine hohe Wahrscheinlichkeit, mit einer hohen Aerosol-Konzentration in Kontakt gekommen zu sein. Diese Kriterien dürften bei Zweikämpfen oder auch der gemeinsamen Kabinennutzung erfüllt sein.
Das Ergebnis der Kontaktverfolgung hat klare Maßnahmen zur Folge: „Zu den notwendigen Maßnahmen kann auch die Quarantänisierung der gesamten Mannschaft gehören, wenn dies nach Feststellung des Sachverhalts (Zahl der Infizierten, Analyse der Infektionsketten) erforderlich ist“, so Menken.
Ennepe-Ruhr-Kreis: Bei engem Kontakt würden beide Mannschaften getestet
Wenn es zum Beispiel in Hattingen, Witten oder Sprockhövel zun einem positiven Corona-Test kommt, nimmt das Gesundheitsamt wie überall die Kontakt-Rückverfolgung auf und wendet sich an die Betroffenen. Bei einem Fußballspiel oder -training ist das im EN-Kreis noch nicht vorgekommen, sagt Kreissprecherin Franziska Horsch.
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Wenn es soweit ist, würden die Infektionsketten aber direkt geprüft, so Horsch: „Es ist davon auszugehen, dass es beim Fußball auch zu engem Kontakt mit respiratorischen Sekreten kommen kann. Entsprechend müssten die gesamte Trainingsgruppe beziehungsweise die Spieler beider Mannschaften getestet werden.“
Essen: Mannschaft muss für 14 Tage in Quarantäne
Für Amateur- und Profisportler gilt in Essen das gleiche Vorgehen wie für alle anderen Corona-Verdachtsfälle, erklärt Stadtsprecherin Silke Lenz – Kontaktpersonen der Kategorie 1 müssten in Quarantäne, bei Symptomen wird getestet. Konkret sagt Lenz: „Da gerade im Fußball (Kontaktsport) davon auszugehen ist, dass immer ein 15-minütiger Face-to-face-Kontakt bestanden hat, gilt für die trainierende Mannschaft eine 14-tägige Quarantäne.“
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Übertragen auf ein Freundschaftsspiel heißt das: Es müssten dann beide Mannschaften komplett in Quarantäne.
Herne: Jeder Kontakt ist anders – das wird genau ermittelt
„Wie in jedem anderen Fall würden wir verfolgen, wie das Kontaktverhalten war – auch wenn das bei einem Fußballspiel sicher schwieriger ist als zum Beispiel einer Besprechungssituation“, erklärt Dr. Angelika Burrichter vom amtsärztlichen Dienst in Herne.
Das erste Kriterium, das geprüft wird, ist immer die räumliche Nähe beim Kontakt. Aber das ist nicht alles, so Burrichter: „Auch andere Faktoren, zum Beispiel Art und Dauer des Kontaktes spielen eine Rolle. Ein längerer Aufenthalt in einer enge Kabine oder gegenseitiges Anschreien können von Relevanz sein.“
Bei den betroffenen Personen würde die Stadt dann auch zeitnah Tests durchführen.
Kreis Mettmann: Alle Mit- und Gegenspieler haben beim Fußball engen Kontakt
Mit der Partie SC Velbert gegen TSV Ronsdorf geht es am Samstag in Velbert wieder los – der Club hat dabei schon auf die klaren Regeln hingewiesen, um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren. Ganz auszuschließen ist eine Infektion aber nicht.
Daniela Hitzemann vom Kreis Mettmann sagt: „Wenn ein Fußballspieler nach einem Spiel positiv getestet wird, ist davon auszugehen, dass alle anderen in engem Kontakt standen.“ Und enge Kontaktpersonen, so die Regeln, müssen in Quarantäne.
Mülheim: Auch der Zeitpunkt des Spiels ist wichtig
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Wie genau das Gesundheitsamt vorgeht, hängt auch von der Zeit zwischen Erkrankung und Spiel ab, erklärt Reinhold Kwasigrock von der Stadt Mülheim: „Zwei Tage vor den ersten Symptomen der Erkrankung ist die Infektionsgefahr am höchsten. Wenn es in dieser Zeit ein Spiel gab, muss vermutlich die ganze Mannschaft in Quarantäne.“ Bei Schiedsrichtern und Betreuern müsse man den Einzelfall genauer betrachten.
Anders sieht es aus, wenn ein Spieler nur eine Kontaktperson einer identifizierten Person ist. Dann muss nur er und nicht das ganze Team in Quarantäne.
Kreis Recklinghausen: Individuelle Überprüfung für jeden betroffenen Spieler
Bereits vor knapp zwei Wochen wurde in Castrop-Rauxel wieder gespielt, am Wochenende eröffnet SuS Schwarz-Blau in Gladbeck die Testspiel-Saison. Wenn es dabei zu Übertragungen kommt, gilt das Standardvorgehen, erklärt Lena Heimers vom Kreis Recklinghausen: „Das Kontaktermittlungsteam des Gesundheitsamts überprüft die Kontakte. Wer in Quarantäne muss, entscheidet aber der Einzelfall. Nähe, Dauer und Intensität des Kontakts spielen dabei eine Rolle.“
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Wenn ein Abwehrspieler theoretisch positiv getestet würde, könnte der gegnerische Torwart zum Beispiel nicht betroffen sein. „Das wird individuell überprüft“, sagt Heimers.
Nicht alle Kommunen haben auf unsere Anfrage geantwortet. Wir fügen Rückmeldungen aus weiteren Städten ein, sobald diese der Redaktion vorliegen.