Herne. Der Eishockey-Oberligist schließt das Finanzloch langsam, die Zukunft ist aber unklar – auch was die Bedingungen des Saisonstarts angeht.

Alles muss raus! Was auf den ersten Blick wie das Motto beim Schlussverkauf klingt, soll dazu beitragen, dem Herner EV die Zukunft zu sichern. Die Absage der Playoffs hatte beim Eishockey-Oberligisten ein sechsstelliges finanzielles Loch gerissen.

Um dieses Defizit möglichst kurzfristig auszugleichen, laufen am Gysenberg seit Wochen diverse Aktionen, die frisches Geld in die Kasse spülen sollen.

Jetzt leert der Vizemeister der Oberliga Nord auch seinen Fundus und bietet seinen Anhängern zahlreiche Erinnerungsstücke wie Helme, Schläger, Trikots und Schlittschuhe über das vereinseigene Ebay-Konto zum Kauf an. Bis Mitte Mai sollen regelmäßige weitere Ausrüstungsgegenstände zur Versteigerung kommen. Auch Sofortkäufe sind möglich.

Coronavirus sorgt für Not beim HEV: Auch Ex-Spieler wie McLeod und Nieberle helfen

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Dabei stammt das Material nicht nur von Aktiven und Trainern der vergangenen Saison. Auch ehemalige Herner Spieler wie Aaron McLeod, Benjamin Voigt, Lois Spitzner, Christian Nieberle und einige andere mehr bewarben ihre gebrauchte Berufsausrüstung über Videobotschaften bei den HEV-Fans und demonstrierten so gelebte Solidarität über Vereins- und Vertragsgrenzen hinaus.

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Auch der zunächst mit begrenztem Artikelsortiment eröffnete Online-Shop startete erfolgreich. Aktuelle Playoff-Schals sind restlos ausverkauft, auch Gesichtsbedeckungsmasken in den Vereinsfarben erwiesen sich als wahrer Renner und waren binnen kurzem vergriffen.

Jürgen Schubert machte sich daraufhin persönlich am Ostersamstag auf den Weg, um beim Hersteller in Weißwasser in der Oberlausitz für Nachschub zu sorgen, „einschließlich viermal tanken.“

Drive-In-Verkauf vor der Hannibal-Arena war ein Erfolg

Sonnenschein und Sicherheitsabstand beim Drive-In-Verkauf des Herner EV am Gysenberg.
Sonnenschein und Sicherheitsabstand beim Drive-In-Verkauf des Herner EV am Gysenberg. © HEV

Nach einem kurzfristig angesetzten Drive-In-Verkauf vor der Hannibal-Arena blieben auch von diesem zweiten Kontingent nur noch Restbestände.

„Aber es kommt noch einmal Nachschub“, kann der HEV-Geschäftsführer eventuelle Spätentschlossene beruhigen. Auch der Verkauf symbolischer Eintrittskarten für die ausgefallenen Playoff-Spiele läuft weiter.

Die Beantragung von Mitteln aus öffentlichen Hilfsprogrammen sowohl für die Gysenberghallen GmbH als auch den Stammverein bleibt ebenfalls ein Thema. Insgesamt zeigt sich Jürgen Schubert optimistisch: „Ich kann noch keine Entwarnung geben, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Auch die mittel- und langfristigen Planungen liegen nicht auf Eis.

Demnächst werden die Unterlagen für das neue Lizensierungsverfahren vom Deutschen Eishockey-Bund erwartet, wobei mit größeren Erleichterungen aufgrund der Corona-Krise wohl nicht zu rechnen ist. „Vielleicht gibt es einen erweiterten zeitlichen Spielraum, aber ansonsten wird der DEB das Verfahren mit der gewohnten Ernsthaftigkeit verfolgen“, sagt Jürgen Schubert.

Ob der HEV auch in der kommenden Saison eine ähnlich starke Mannschaft wie zuletzt stellen kann, will und kann er zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen: „Der Erhalt unserer Sportart ist in dieser Situation erstmal wichtiger als alle sportlichen Ziele.“

Fragezeichen hinter dem Saisonstart

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Großveranstaltungen sind zunächst bis zum 31. August untersagt, wobei sich dieser Meilenstein entsprechend der aktuellen Entwicklung durchaus noch nach vorne oder hinten verschieben kann. Und ab wann ist eine Veranstaltung überhaupt groß?

Laut Jürgen Schubert zieht die NRW-Politik die Grenze bei 5000 Besuchern, „wobei es einen großen Unterschied macht, ob sich 3700 Fans am Gysenberg drängen oder in der Dortmunder Westfalenhalle verteilen.“

Schubert dazu: „Wir lernen im Moment alle neue Regeln und müssen uns auch im Sport anpassen. Hygiene wird dabei eine große Rolle spielen. Auch darüber denken wir nach. Und selbst wenn wir mit einer Obergrenze von 1000 Zuschauern pro Spiel kalkulieren müssten, wäre ein kleinerer Etat immer noch besser als gar keiner.“

Geisterspiele wie sie wohl beim Fußball bevorstehen, wird es für Jürgen Schubert im deutschen Eishockey nicht geben können: „Nicht in der Oberliga und wohl auch in keiner anderen Liga.“

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Sollte es dazu kommen, würde aus der Ebay-Aktion dann wirklich ein Schlussverkauf.