Herne. Ein schönes Spiel war es nicht, der Test zwischen Westfalia Herne und Spvgg. Erkenschwick – aus gutem Grund. Aber ein lehrreiches auf jeden Fall.

So richtig zufrieden sei er nicht, meinte Christian Knappmann nach dem 1:0 des SC Westfalia Herne gegen die Spvgg. Erkenschwick – der Test im Stadion am Schloss am Samstagnachmittag sollte die erste Generalprobe für den Oberligastart in einer Woche in einer Paderborn sein. Und mit Blick darauf lieferte das Spiel auch einige Erkenntnisse.

Knappmann hatte vor dem Spiel unter anderem angekündigt, besonders auf Standards achten zu wollen – und die Standards waren lange auch das spannendeste.

1. Ohne Ball sieht es schon gut aus, mit Ball noch nicht wirklich

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Was Knappmann gegen Erkenschwick nicht passte, war die fehlende „Intensität“ im zentralen Mittelfeld – dort spielte Enes Yilmaz mit Bo Guk Seo, während Maurice Temme in der Innenverteidigung spielte. Eine Position weiter vorne ist der Kapitän aber wohl wichtiger. Zumal ein spielstärker besetztes Mittelfeld gar nicht in Westfalias Plan passt.

Der Auftakt zum Spiel war da vielsagend: Anstoß Herne, Baydemir schießt den Ball gezielt an der gegnerischen Eckfahne ins Aus. Herne stellt den Einwurf zu, erobert den Ball, kommt nach rund 20 Sekunden zum ersten (ungefährlichen) Torschuss durch Yilmaz.

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Spielzüge, Passkombinationen gab es kaum, stattdessen ein Haufen langer Bälle. Wie auch bei der neu zusammengewürfelten Mannschaft. Die ist aktuell am stärksten, wenn sie den Gegner bei dessen Ballbesitz unter Druck setzen kann. Das machte Herne einigermaßen konsequent, so dass die auch nicht wirklich überzeugenden Schwicker kaum zu Chancen kamen – mit zwei dicken Ausnahmen.

2. Westfalia will das Spiel über Standards entscheiden – auf beiden Seiten

Als Erkenschwick nach drei Minuten erstmals zum Eckball antrat, guckten die Rot-Schwarzen verwirrt. Statt sich zurückzuziehen, schoben die Herner fünf Spieler an die Mittellinie, um dort auf den Konter zu warten. „Wir haben uns bei Defensivstandards was besonderes ausgedacht“, hatte Knappmann versprochen.

Erkenschwick löste das in der Anfangsphase zweimal gut, nutzte den dadurch entstehenden Raum, um nach kurzen Ecken schnell zum Abschluss zu kommen, Ricardo Seifried sicherte mit zwei Paraden das 0:0 (er muss sicher einer der Herner Punktgaranten der Rückrunde werden).

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Auf der anderen Seite traf Herne zwar nach keinem Standard, sorgte aber immer wieder mit einstudierten Ecken für Gefahr im Schwicker Fünfer. Die Standard-Stärke, die das Knappmann-Team eigentlich immer auszeichnete, war in der Hinrunde verloren gegangen. In der Rückrunde könnte sie für die spielerisch vermutlich meist unterlegenen Herner ganz wichtig werden.

3. Westfalia Herne will Spiele auch schmutzig gewinnen

Dass sein Team viele lange Bälle schlug und dann vor allem nach der Pause (im Zusammenspiel mit dem Gegner) eine eher unansehnliche Leistung zeigte, war für Knappmann kein Problem. Sein Team brauche Punkte, daher habe er den Fokus der Vorbereitung klar gesetzt: „Wir wollen wieder gewinnen lernen.“ Samstag war das erfolgreich – egal, wie.

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Also: Zu Null spielen, Standards, auch mal lange Bälle. Mit Tarik Baydemir hat der SCW dafür jetzt den richtigen Stürmertypen, der auch mal einen Ball abschirmen und halten kann. Und der Zug zum Tor bewies: In der 29. Minute ging Pakowski rechts auf die Grundlinie, brachte den Ball hart in die Mitte, wo der Torwart nur abklatschen ließ.

Baydemir setzte schnell und entschlossen nach, stocherte den Ball ins Tor. Kurz vor der Pause hätte er sich bei Pakowski fast revanchiert, der schoss nach Baydemirs gutem Abspiel aber zu unplatziert den Torwart an. Egal: Diesen Stürmertypen hatten die Herner zum Hinrunden-Ende nicht mehr.

Sonntag gegen Bocholt kommt der zweite Durchgang

Einen Verbandsligisten zu schlagen, sollte für Herne der Anspruch sein. Das gelang nicht schön, aber recht souverän, wobei viele Pfiffe des Schiedsrichters und die Wechsel des Trainers die zweite Hälfte ungenießbar (und wenig aussagekräftig) machten.

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Am Sonntag tritt der SCW um 15 Uhr beim 1. FC Bocholt an: „Das wird die Generalproben-Kür“, meinte Knappmann am Samstag.

Westfalias Aufstellung: Seifried - Sengün, Temme, Ogrzall, Temme, Jesic - Yilmaz (46. Jünemann) - Stawski (65. Eisenbach), Seo, Terzi (52. Kühn), Pakowski (61. Lampka) - Baydemir (46. Berbatovci).

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