Herne. Seit fünf Monaten kriegen die Spieler kein Geld. Dass Westfalia Herne insolvent ist, bedeutet aus sportlicher Sicht gleich doppelt Probleme.
Die Lage beim SC Westfalia: Auf den wirtschaftlichen Tiefpunkt, als der Herner Traditionsclub Insolvenz anmeldete, folgte am Sonntag beim 0:3 gegen die SF Siegen eine sportliche Bankrotterklärung. Überraschend. Und irgendwie nicht. Westfalia spielte, wie sie spielte aus zwei Gründen. Beide hängen direkt mit der Insolvenz zusammenhängen.
Westfalia ging am Sonntag in jeder Hinsicht alles ab, was das Team bislang ausgezeichnet hatte. Sowohl fußballerisch als auch von der Einstellung her. Und beides ist nach den vergangenen Monaten, in denen kein Spieler Geld bekommen hat, irgendwie kein Wunder.
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Der Trainingsbetrieb läuft zwar einigermaßen geregelt, das heißt aber nicht, dass er gut ist. „Ich kann die Jungs nicht fünfmal die Woche hierherzitieren. Wir trainieren dreimal. Wir schaffen es nicht, viele Sachen einzuüben“, sagt Trainer Christian Knappmann. Das ist nicht Oberliga-, das ist Bezirksliganiveau.
Bei Standards bleibt Westfalia völlig ungefährlich
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Knappmanns Formel ist ganz einfach: „Trainieren bringt ja was, sonst müsste man ja nicht trainieren. Und man merkt natürlich, ob eine Mannschaft dreimal oder fünfmal trainiert.“ Anschauliches Beispiel sind die Herner Standardsituationen.
Die seien in den vergangenen Wochen immer wieder im Training zu kurz gekommen, bestätigt Knappmann. Wer das Spiel am Sonntag gesehen hat, wundert sich darüber nicht.
Dass Westfalia alleine mit eingeübtem Timing und abgestimmten Varianten bei Freistößen, Ecken und Einwürfen die Gegner schocken konnte, ist Vergangenheit. Eine der wichtigsten Herner Waffen fällt weg – dann bleibt man auch mal 90 Minuten quasi ohne echte Torchance.
Die Mentalität der Herner ist nicht zu sehen
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Dass Herne dann fußballerisch, taktisch und auch bei den Standards unter dem Niveau des (eher mittelmäßigen) Gegners bleibt, ist also nachvollziehbar. Allerdings wies Herne auch in einem Bereich eklatante Mängel auf, den sie sich am Schloss ganz groß auf die Fahnen schreiben. Stichwort: Mentalität.
Auch die Anführer Schick, Temme, Pulver, Duyar, sie blieben blass. Der unbändige Wille, der die Mannschaft in Dortmund oder Hamm oder gegen Gütersloh ausgezeichnet hatte – weg. Streckenweise wirkten die Herner gegen Siegen so, als könnten sie nicht nur nicht, sondern als wollten sie an diesem Tag auch nicht. „Wir haben gespielt wie mit Bleiwesten“, sagt Knappmann.
Nach Wattenscheid: Beim Thema „Insolvenz“ geht der Alarm an
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Das gefiel vielen auf der Tribüne nicht – was wiederum Knappmann auf die Palme brachte. „Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen an den Umständen gemessen über die Erwartungen performt“, stellt er sich schützend vors Team. Und wird deutlich. „Denjenigen auf der Tribüne will ich sehen, der nach fünf Monaten ohne Geld noch Bock auf seinen Arbeitgeber hat.“
In der Oberliga spielen die Spieler für Geld, und das ist nicht verwerflich – so Knappmanns klare Ansage. Fünf Monate lang sei die Mannschaft sportlich in Vorleistung gegangen, wurde dafür immer wieder vertröstet. Und dann eben am Donnerstag der Insolvenzantrag.
Ein Großteil des Herner Kaders kommt aus Nachwuchsleistungszentren. Spieler haben Berater, die es unvernünftig finden, für wenig(er) Geld in Herne zu spielen, wenn anderswo mehr zu holen ist. Fast alle Spieler kennen zumindest einen, der einen kennt, der auch in Wattenscheid gespielt hat.
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Dort folgte auf die Insolvenz das Ende des Regionalliga-Spielbetriebs. Natürlich gehen für die Spieler beim Wort „Insolvenz“ die Alarmglocken an.
Knappmann und Eibold müssen Überzeugungsarbeit leisten
Von Anfang an hat Westfalia immer wieder betont, man wolle eben „kein zweites Wattenscheid“ werden. Glauben die Spieler das?
Knappmann sagt: „Die Jungs sind charakterlich einwandfrei. Aber natürlich nimmt die das mit, natürlich machen die sich Sorgen.“
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Eine Chance, ein Neuanfang sei die Insolvenz. Ein Tiefpunkt als Wendepunkt, so tragen die Verantwortlichen es nach außen. Und nach innen? Da ist offensichtlich einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten.
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