Wattenscheid. Entsetzen, Wut, Trauer – und Zuversicht: Die Stimmung der Fans von Wattenscheid 09 ist nach dem finanziell bedingten Regionalliga-Aus gemischt.

„Es tut mir unendlich leid, ich war stets mit ganzem Herzen bei der SGW, am Verein hängt so viel Soziales. Ich hoffe, dass es trotzdem weitergeht“, erklärt Mano Oliveri, der seit 1986 den Club sehr unterstützt hatte.

„Es tut mir leid für Spieler, Trainer, Betreuer und Fans. Jetzt ist die Chance für einen Neuanfang da. Wichtig ist, dass der Jugendbereich und der Verein selbst erhalten bleiben“, sagt Marco Ostermann, der drei Jahre lang 09-Manager war. „Von Firmen bis zu den Bürgern: Alle sollten sich die Hand reichen und nun gemeinsam versuchen, hier etwas auf die Beine zu stellen. Und grundsätzlich bin auch ich immer für die SGW da.“

Der Eppendorfer Stefan Beermann ist schon seit Jahrzehnten eng mit dem Verein verbunden. „Ich bin selbst tief getroffen, war beim letzten Heimspiel dabei. Es tut mir leid für Trainer Farat Toku, die Spieler und die Fans. Wichtig ist, dass die Jugendabteilung und der Verein gerettet sind. Ein Neustart im Seniorenbereich ist möglich. Ich möchte den neuen Weg dieses Traditionsvereins mit begleiten.“

Abschiedsstimmung schon am Samstag

Trainer Farat Toku und die aktuelle Mannschaft am Zaun als Poster - so sah es am Samstag beim letzten Heimspiel aus.
Trainer Farat Toku und die aktuelle Mannschaft am Zaun als Poster - so sah es am Samstag beim letzten Heimspiel aus. © Stefan Rittershaus / FUNKE Foto Services

Womöglich haben viele Anhänger schon am Samstag beim Regionalliga-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf II (die SGW gewann 3:0) geahnt, dass es die letzte Partie vor heimischer Kulisse und ein Abschied sein wird. Die Stimmung war hochemotional, die Nachfrage nach Fanartikeln enorm; am Zaun hingen Bilder der 09-Spieler. „Auch online gibt es weiterhin aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland eine große Nachfrage nach 09-Fanartikeln“, erklärt Stephanie Ilga, die sich seit mehr als zwölf Jahren für den Traditionsclub engagiert. „Ich habe bis zuletzt an eine Rettung geglaubt und hoffe, dass es nun in neuer Form weitergehen wird.“

„Wichtig ist jetzt, dass es trotz allem mit dem Verein und der Jugendfußballarbeit weitergeht“, betont auch Maik Matheus, der sich schon seit zwölf Jahren in dem Traditionsverein ehrenamtlich engagiert. „Es gibt hier viel Engagement und Einsatzbereitschaft durch die ehrenamtlichen Helfer. Die Fans hoffen natürlich, dass es auch mit der ersten Mannschaft weitergeht, womöglich in einer oberen Liga. Die Facebook-Nachricht des Vereins vom Aus wurde bisher fast 200.000 Mal gelesen, es gab rund 1000 Kommentare – das zeigt, wie groß überall die Anteilnahme ist und wie beliebt dieser Club ist.“

Ein Neustart schafft viele Chancen

SGW-Pressesprecher Björn Biberich, der sich schon seit Jahren im Verein engagiert, betont, dass die Stimmung unter den Fans gedrückt sei. „Ein solches abruptes Ende tut weh, Trainer und Team waren gut drauf und hätten auch trotz eines Neun-Punkte-Abzugs den Klassenerhalt in der Regionalliga geschafft – davon bin ich felsenfest überzeugt. Jetzt gilt es neue Strukturen zu schaffen, somit für einen Neuanfang unter soliden Voraussetzungen zu sorgen und Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden. Ich bin sehr froh, dass der Verein noch existiert und es weitergehen kann.“