Der Herner TC startet gegen den KSC Szekszard überragend, liefert eine starke Partie – und lernt im Spielverlauf, was internationale Klasse ist.

Erschöpft und mit traurigen Augen, aber erhobenen Hauptes standen die Herner Basketballerinnen am Mittelkreis, holten sich ihren verdienten Applaus ab von den mehr als 500 Leuten in der H2K-Arena: Das erste Europapokal-Heimspiel in der Geschichte des Herner TC endete 59:70 – die Hernerinnen lieferten aber eine Partie auf Top-Niveau, hielten Schlag für Schlag mit den Gästen aus Szekszard mit und lernten dabei, was internationale Klasse bedeutet.

Jordan Frericks zum Beispiel, die 14 Punkte und sechs Rebounds sammelte, sich aber vor allem immer wieder packende Duelle mit Erica McCall lieferte: Die Ex-WNBA-Spielerin der Indiana Fever war mit 25 Spielen und 17 Rebounds die Spielerin des Abends – obwohl Frericks eine starke Leistung zeigte und die eigentlich unaufhaltbare McCall doch mehrfach gut verteidigte.

Traumstart für Herne – Dreier bringen die Halle zum Kochen

Das Duell des Abends: Jordan Frericks versucht sich die Szekszarder Topspielerin McCall vom Leib zu halten – Frericks spielte stark, zu oft ging das Duell aber an die Amerikanerin.
Das Duell des Abends: Jordan Frericks versucht sich die Szekszarder Topspielerin McCall vom Leib zu halten – Frericks spielte stark, zu oft ging das Duell aber an die Amerikanerin. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir wussten, dass die Eurocup-Spiele hart werden, wir müssen nicht enttäuscht sein“, meinte Frericks nachher, „es war eine tolle Herausforderung, wir haben es ihnen schwer gemacht.“ Und wie: Die Hernerinnen kamen gleich zu Beginn in bester Europapokal-Topform aus der Kabine, schossen die Ungarn ab.

Leonard, Claesson und zweimal Frericks trafen frühe Dreier und spätestens als Frericks nach acht Minuten einen Dreier blockte und Laura Westerik den Gegenstoß versenkte, war die Halle komplett aus dem Häuschen – 21:16-Führung für Herne! 25:19 endete das erste Viertel, mit einer überragenden Wurfquote.

Szekszard dreht im zweiten Viertel in der Abwehr auf

Ein toller Zwischenerfolg gegen das Team aus Ungarn, das vergangene Saison im Eurocup-Viertelfinale stand. Dann aber kam Szekszard und zeigte, dass internationale Klasse auch bedeutet, im Zweifelsfall eine Schippe drauflegen zu können.

Statt der recht zurückhaltenden Defense des ersten Viertels packten die Gäste aus: Knallharte Manndeckungen, Halbfeldpresse, keine freien Würfe mehr für Herne. Statt unbedrängt für drei werfen zu können, musste jeder Abschluss hart erkämpft werden.

8:22 – zweites Viertel ist am Ende entscheidend

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Herne schaffte es kaum mehr, in 24 Sekunden auch nur in Wurfposition zu kommen und blieb fast sieben Minuten ohne Punkte aus dem Feld, ein 1:14-Lauf (einziger Punkt war ein Abaiburova-Freiwurf) drehte das Spiel komplett. Pech für Herne: Der Dreier von Sarah Polleros zehn Sekunden vor der Halbzeit drehte sich um Millimeter raus, auf der anderen Seite trafen die Gäste: Halbzeit 33:41, das zweite Viertel endete 8:22 und machte letztendlich den Unterschied aus.

Internationale Klasse muss dann heißen, Geschenke anzunehmen. Herne warf über den ganzen Abend betrachtet mit einer guten Quote von 45 Prozent.

Szekszard traf insbesondere nach der Pause schlecht, kam am Ende des Abends nur auf 39 Prozent – konnte sich das aber leisten, weil die Rebounds unterm Herner Korb fast gleichmäßig an Blau und Weiß gingen: 24 für Herne, 22 an Szekszard – normalerweise sollte hier die Defense klar vorne liegen. Auf der anderen Seite leistete sich Herne 18 Turnover – zu viel.

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Frericks, Leonard und Westerik sind die besten beim HTC

Und internationale Klasse heißt, mehrere absolute Spitzenspielerinnen zu haben – Herne hatte die zumindest nicht auf dem Niveau wie Szekszard. Frericks spielte stark, Leonard (11 Punkte, 7 Rebounds) riss das Spiel an sich und trieb ihre Gegenspielerinnen bis zur Weißglut, neben den beiden sorgte aber hauptsächlich Westerik für Höhepunkte.

Wenn Szekszard-Coach Dokic dagegen McCall vom Feld nahm, waren es die slowakische Nationalspielerin Ruzickova oder Ivana Dojkic, die die Hernerinnen nicht verteidigt bekamen – und so gab es kein großes Comeback des HTC.

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Die Kräfte fehlen: Keine große Aufholjagd der Hernerinnen

Herne spielte nach der Pause zwar gute Defense, gewann das dritte Viertel auch 16:14 und kam zum Ende des dritten Abschnitts durch einen Leonard-Dreier auf 49:51 heran. Es folgten aber vier Punkte in Folge für Szekszard und dem HTC gingen angesichts der harten Spielweise des Gegners die Kräfte aus, selbst an der Freiwurflinie. Und Szekszard bestrafte jeden Fehler.

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„Wir haben gemerkt, was für eine Art Druck wir in so einem Spiel bekommen können, was auf uns zu kommt“, meinte Jordan Frericks. „Daraus müssen wir Schlüsse ziehen, lernen und es in den nächsten Partien anwenden.“

HTC spielt Donnerstag und Sonntag wieder zu Hause

Das nächste Heimspiel ist schon Sonntag gegen Marburg, am kommenden Donnerstag geht es direkt im Eurocup gegen SKW Hema aus Belgien weiter. mit einem Auftritt wie am Donnerstag kann Herne sich drauf freuen. Und darf auch wieder auf einen Sieg hoffen.

>> SO HABEN SIE GESPIELT:

Viertel: 25:19, 8:22, 16:14, 10:15.

HTC: Westerik (14/3), Frericks (14/2), Leonard (11/2), Abaiburova (10), Claesson (7/1), Fikiel (3/1), Zolper, Brajkovic, Polleros, Rupnik, Sannes (n.e.), Schmidt (n.e.).
KSC: McCall (25/17 Reb.), Dojkic (20/1), Ruzickova (10/9 Reb.), Daniel (7/1), A. Studer (6/2), Z. Studer (2), Kiss, Theodoraean, Balint, Miklos (n.e.), Vincze (n.e.).

Quote 2pt: 15/34 (44%) - 24/48 (50%)
Quote 3pt: 7/15 (47%) - 4/24 (17%)
Quote Freiw: 8/14 (57%)-10/15 (67%)
Reb.: 32 (24 def./ 8 off.) - 43 (22/21)
Assists: 13 - 15
Turnover: 18 - 11
Fouls: 17 - 21

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