Im 50. Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die SG Herne 70 erstmals in der Bezirksliga. Trainer Saitner setzt auf Teamgeist und Heimstärke.

Mit dem Heimspiel gegen TuS Harpen am 11. August beginnt für die SG Herne 70 eine neue Zeitrechnung. Erstmals in ihrer 49-jährigen Vereinsgeschichte präsentieren sich die Fußballer aus dem Herner Süden in einer überkreislichen Spielklasse – natürlich mit dem Anspruch, zusammen mit dem Jubiläum im kommenden Sommer den Klassenerhalt feiern zu können. Mindestens.

Sebastian Saitner hat da wenig Bedenken. „Sicher sollten wir als Aufsteiger erstmal kleine Brötchen backen“, sagt der Aufstiegstrainer. „Unser Ziel muss zunächst mal der Klassenerhalt sein. Darüber hinaus aber wollen wir das Bestmögliche rausholen und auch einige der Großen ärgern.“ Dabei baut er auf eine verschworene Gemeinschaft, ein gut eingespieltes, qualitativ wie quantitativ sinnvoll verstärktes Team und nicht zuletzt auf das vielleicht größte Pfund der Siebziger: die Heimstärke. „Unser Sportlicher Leiter hat herausgefunden, dass Siebzig von den letzten 70 Heimspielen 65 oder 66 nicht verloren hat“, wartet Saitner mit beeindruckenden Zahlen auf.

Der „rote Rasen“ als Wettbewerbsvorteil

Und die gedenkt er, in der Bezirksliga fortzuschreiben. Denn je höher die Liga, desto ungewohnter und ungeliebter ist für Fußballer das Kicken auf staubigen oder matschigen Tennenplätzen. Der berühmte „rote Rasen“ an der Vödestraße kann also ein Wettbewerbsvorteil sein..

Als akribischer Perfektionist sieht sich Sebastian Saitner, der Aufstiegstrainer der SG Herne 70, der drei Jahre zuvor auch die Sportfreunde Wanne-Eickel in die Bezirksliga führte.
Als akribischer Perfektionist sieht sich Sebastian Saitner, der Aufstiegstrainer der SG Herne 70, der drei Jahre zuvor auch die Sportfreunde Wanne-Eickel in die Bezirksliga führte. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ein zweiter Vorteil soll die Arbeit werden, die der 34-Jährige selbst mit seinem „Staff“ leistet. „Wir arbeiten sehr strukturiert. Alle Abläufe, ob im Training, im Spiel oder in der Spielvorbereitung, sind geplant. Wir überlassen nichts dem Zufall“, spricht Saitner auch für seine Co-Trainer Patric Dellke und Marc Schmidt sowie für André Krämer, den Sportlichen Leiter. Alle vier sind Anfang bis Mitte 30, funken auf einer Wellenlänge und haben ähnliche Ideen vom Fußball. Und im Hintergrund sitzt ein alter Haudegen wie Rainer Simon, der die jungen Burschen gewähren lässt und ihnen Rückendeckung gibt.

Vorbereitung läuft reibungslos

Seit zwei Wochen bereiten sich die Siebziger nun auf ihre erste Bezirksliga-Spielzeit vor, und alles läuft nach Plan. Das 1:8 im ersten Testspiel beim SV Sodingen war erklärbar und eher ein optisches als ein tatsächliches Problem. Das Bild wurde durch das 9:0 gegen den A-Ligisten SF Wanne-Eickel II aber gleich wieder gerade gerückt. „Wir haben bislang vorwiegend im Grundlagenbereich gearbeitet. Ausdauer, Kraftausdauer, Schnellkraft, solche Sachen“, berichtet Saitner. „Aber wir haben auch im taktischen Bereich schon kleine Änderungen eingeführt.“

Spielstil und grundsätzliche Ausrichtung aber bleiben unverändert. Die Zeiten, als es an der Vödestraße reichlich Langholz gab, sind spätestens seit Saitners Antritt vorbei. „Ich lasse gerne Fußball spielen“, sagt er mit Betonung auf „spielen“. Das habe schon im Vorjahr gut geklappt. „Auch in der Bezirksliga werden wir unseren Stiefel runterspielen.“ Und zwar immer strukturiert, so wie es auch seinem Naturell entspricht.

Neuzugänge bringen Qualität und Tiefe in den Kader

Dazu beitragen sollen sieben Neuzugänge, darunter zwei Torhüter. „Sie alle bringen uns auch qualitativ weiter“, glaubt der Trainer. Stephan Hornberger, Zakaria Abloua oder Apostolos Sagiroglou bringen Erfahrung aus höheren Ligen mit. Alle Neu-Siebziger haben sich schon gut integriert, und bis zum Saisonstart werden sie glauben, schon ewig das grüne Trikot zu tragen. Ein Tag in der Blauen Lagune in Wachtendonk, die Aufstiegsfeier in der LMV-Halle, der gemeinsame Kirmesbesuch, ein Basketballtraining oder Pumpeinheiten in der Muckibude: Solche Maßnahmen sollen das Teambuilding noch beschleunigen.

So feierten die Siebziger vor zwei Monaten den Aufstieg. Am Ende der kommenden Saison wollen sie wieder feiern.
So feierten die Siebziger vor zwei Monaten den Aufstieg. Am Ende der kommenden Saison wollen sie wieder feiern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Wenn es dann am 11. August los geht, wird Herne 70 gerüstet sein. Zu Beginn warten mit Harpen, Günnigfeld, Weitmar und Riemke gleich dicke Brocken. „Wenn wir aus den vier Spielen sieben Punkte holen, würde ich das sofort unterschreiben“, sagt Sebastian Saitner. So sehen sie also aus, die „kleinen Brötchen“, die der Aufsteiger backen will. Werden sie diesem Anspruch gerecht, dürften die Siebziger zum Fünfzigsten jedenfalls keine Trübsal blasen.

Der Bezirksliga-Kader der SG Herne 70

Tor: Marvin Radestock, Sven Westemeier, Mevlüt Savas, Patrick Peters

Abwehr: Gökmen Birinci, Marcel Buschmeyer, Tom Cassebaum, Kim Kentlik, Younes Messaoud, Apostolos Sagiroglou, Ralf Schröder, Cevdet Topatan, René Winkler, Onur Yildiz

Mittelfeld: Erkut Azak, Pascal Desem, Björn Gojowczyk, Stephan Hornberger, Domenik Landefeld, Argjent Luzha, Murad Nasri, Mehmed Yildiz

Angriff: Zakaria Abloua, Marc-Daniel Ostermann, Salih Savas, Christopher Wachhorst, Tobias Wilms

Trainer: Sebastian Saitner

Co-Trainer: Petric Dellke, Marc Schmidt

Sportlicher Leiter: André Krämer

Physio: Thomas „Metzger“ Rosol

Zeugwart: Karl Rosenkranz