Hattingen. Fußballerisch hatte das Hattinger Topspiel-Derbyin der Kreisliga A nicht viel zu bieten. Aber die Emotionen kochten über. Lange Verletzungspause.
Kopf an Kopf standen sich Juliano Bschorr Guedes und Batuhan Albayrak gegenüber und tauschten ein paar verbale Nettigkeiten aus, für die sie beide von Schiedsrichter Jan-Lucas Wree die Gelbe Karte sahen.
Spätestens mit dieser Szene aus der 25. Minute war das wilde Topspiel-Derby zwischen dem TuS Hattingen und Hedefspor in der Kreisliga A, während dem ein Zuschauer medizinische Betreuung brauchte und ins Krankenhaus gebracht wurde, eröffnet. Am Ende siegte der TuS Hattingen mit 2:0.
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Zuvor war es der TuS, der sich die besseren Torchancen erarbeitet hatte – von Erspielen war nämlich zunächst keine Spur. Doch einmal rettete Hedefspors Firat Tiris den Schuss von Serkan Aydin noch kurz vor der Linie vor dem Einschlagen im Tor, dann zielte Ramon Sauret-Kranz auf Rechtsaußen nach Vorlage von Nico Werda zu hoch.
Die ersten beiden Chancen hat der TuS Hattingen
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Doch mit zunehmender Spieldauer kämpfte sich Hedefspor – getragen von den Emotionen der lauten, aber auch manchmal unfairen Zuschauenden – mehr und mehr in die Partie. Es war schon Schwerstarbeit, welche das Schiedsrichtergespann um Wree zu verrichten hatte, um die Ruhe auf dem Platz zu bewahren. Vor allem als sich Nedim Ceylan nach 35. Minuten gegen gleich zwei TuSler durchsetzte, dabei auf dem tiefen Kunstrasen aber auch immer wieder das Tempo verlor, und dann den ball aus kurzer Distanz an den Arm von Sascha Sotzek schoss, kochten die Emotionen über.
„Hand, das passiert vor deinen Augen, Herr Schiedsrichter“, schrie Hedefspors Trainer Orhan Yigit aufs Feld. Auch Co-Trainer Serdar Demir und die Zuschauenden hatten eine klare Meinung. Der Unparteiische entschied jedoch nachvollziehbar darauf, dass dies kein strafbares Handspiel gewesen sei und gab der Bank der Gäste klare Worte mit, dass diese Art von Spielkommentierung nicht gerne gesehen wird.
Spielerisch passierte auf dem Feld weiter wenig. Der TuS versuchte die beiden Stürmer Lukas Seidler und Nico Werda mit langen Pässen in Szene zu setzen, Hedefspor verteidigte die aber gut, fand selbst in der Offensive jedoch keine Lücken und vergab die Konterchancen, die die Hausherren nach haarsträubenden Ballverlusten selbst vorlegten, kläglich.
Eine Fehlentscheidung, die aber kein aggressives Verhalten entschuldigt
Richtig aufregend und unnötig wurde es unmittelbar vor der Pause. Nedim Ceylan wurde bei einem Konter Hedefspors unfair gehalten. Ein klares taktisches Foul. Schiedsrichter Wree entschied auf Weiterspielen, während sein Linienrichter das Foul angezeigt hatte.
Dieser Fehler erzürnte – in Addition zu den Situationen, in denen sich die Verantwortlichen Hedefspors zuvor ungerecht behandelt gefühlt hatten – unter anderem Trainer Yigit so sehr, dass dieser für seine Aggressionen die Rote Karte sah. Doch auch danach beruhigte er sich nicht, wollte auf den Platz rennen und musste von gleich mehreren Ordnern und Mitspielern zurückgehalten werden. Eine ganz unschöne Szene vor dem Halbzeitpfiff.
Lange Verletzungsunterbrechung nach der Pause, dann fällt das 1:0
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Mit der Hypothek von mehreren Verwarnungen wegen Meckerns ging Hedefspor in die zweite Hälfte und setzte ab da auf Torjäger Ilhan Tas. Eine gute Idee, gerade weil Mücahit Atilmis noch gesperrt fehlte. Doch kurz danach war das Spiel lange unterbrochen. Kewin Bilgen war schon in der ersten Hälfte auf die Schulter gefallen, versuchte es aber weiter. Es war die falsche Entscheidung. Nach einer Annahme mit der Brust lag er erneut auf dem Boden, die Schulter war ausgekugelt, zum zweiten Mal eilte ein Krankenwagen zum Platz, doch schon während der Anfahrt rutschte die lädierte Schulter wieder rein. Für Bilgen ging es dennoch nicht weiter.
Als es nach langer Pause weiter ging, sorgte Ramon Sauret Kranz für ein Raunen bei den Zuschauern, als er den Ball mit einem Drehschuss im Fallen auf die Latte setzte. Kurz danach klingelte es dann aber doch. Nico Werda hatte auf der linken Seite zu viel Platz und erkannte die Überzahl im Zentrum. Seine Hereingabe rutschte bis auf den zweiten Pfosten durch, wo Sauret-Kranz wenig Mühe hatte, einzuschieben.
TuS Hattingen spielt die Schlussphase in Unterzahl
Hedefspor reagierte mit der Umstellung auf ein 4-3-3-System. „Hört auf mit dem Klein-Klein. Dafür ist der Platz nicht gemacht“, gab Co-Trainer Serdar Demir seinen Spielern mit auf den Weg. Die Ansage war richtig, vor allem im Mittelfeld konnten die Gäste den Ball zu selten halten und nach vorne tragen – und sie mussten ja auch auf die Konter des TuS aufpassen. Nur haarscharf scheiterte Werda, der auf der linken Seite immer wieder Platz hatte, mit einem Lupfer am 2:0, dann hielt Hedefs Keeper Hamza Budak einen Versuch von Juliano Bschorr Guedes nach Flanke gut.
Hedefspor konnte lediglich durch Standards von Resat Aydin – einem Cousin von TuS Hattingens Yusuf Aydin – Gefahr heraufbeschwören. Aufregend wurde es wieder durch Dinge, die nicht auf den Platz gehören. Als Resat Aydin den eingewechselten Senad Vokshi taktisch foulte und dafür zurecht die gelbe Karte sah, übertrieb Vokshi komplett und provozierte eine Rudelbildung, an deren Ende der eingewechselte Sefa Düsünceli die Gelb-Rote Karte sah. Eine harte Entscheidung.
In Unterzahl warf Hedefspor noch einmal alles nach vorne. Doch auch die Forderung nach einem Elfmeter blieb – diesmal zurecht – unbelohnt. Im Gegenzug scheiterte der TuS Hattingen fast aberwitzig in einer Vier-zu-zwei-Überzahl vor dem Tor.
Doch auch das am Ende nicht schlimm, denn in der Nachspielzeit spritzte Kevin Jedrysiak in eine zu kurze Rückgabe zum Torwart nach Ecke und schoss das entscheidende 2:0.
TuS Hattingen - Hedefspor 2:0 (0:0)
- Tore: 1:0 Sauret-Kranz (52.), 2:0 Jedrysiak (90.)
- TuS: Lefeber - Filep, Sotzek, Zöllner, Bschorr Guedes - Hau, Dalgic, S. Aydin, Sauret-Kranz - Werda, Seidler
- Hedefspor: Budak - Bekdamar, Tiris, Yaya, Varol - Bilgen, Kiroglu, Albayrak - Ost, Ceylan, Abanoz
- Bes. Vorkommnisse: Rot für Hedefspors Trainer Orhan Yigit, Gelb-Rot für Sefa Düsünceli.
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