Sprockhövel. Die SpVgg Erkenschwick spielt ganz starke 20 Minuten, verspielt in Sprockhövel aber fast eine 3:0-Führung und überdreht auf und neben dem Platz.

Die Polizei hatte sich auf alles vorbereitet, gleich fünf Wagen hielten rund um die Sportanlage der TSG Sprockhövel Wache, um mögliche, zahlreiche Auswärtsfans der SpVgg Erkenschwick in Empfang zu nehmen und Präsenz zu zeigen: Eine etwas übervorsichtige Herangehensweise, brachten die Gäste zwar lautstarke Fans mit, die die kleine Tribüne überwiegend für sich beanspruchten, aber bei weitem nicht so viele, wie zuvor zu erwarten gewesen war. Der Weg am Freitagabend nach Sprockhövel war wohl doch nicht so attraktiv.

Dabei hätte es das Spiel, welches am Ende mit 3:2 für die Gäste aus Erkenschwick endete, durchaus mehr Zuschauer verdient gehabt.

TSG Sprockhövel baut über Levin Müller auf – aber der fehlt dann hinten

Die TSG Sprockhövel ging es zunächst mit mit einer Fünferkette an – dem System, welches der SG Wattenscheid 09 in der Vorwoche in der zweiten Hälfte den Zahn zog. Der erste Plan der Gastgeber war schnell zu erkennen. Über den linken Außenverteidiger Levin Müller wollten sie mit einem hohen Diagonalball Stürmer Joshua Perea Torres hinter die Abwehrkette der Oer-Erkenschwicker schicken. Gleich drei Mal probierte es Sprockhövel alleine innerhalb der ersten fünf Minuten so.

Den ersten Jubel gab es allerdings auf der anderen Seite: Der aufgerückte Christian Warnat ließ den zu früh runtergehenden Müller ins Leere grätschen und legte den Ball mit viel Druck nach innen. Dort kam TSG-Keeper Philipp Knälmann nicht entscheidend an den Ball, sodass der frei stehende Philip Breilmann links im Strafraum einschob (7. Minute). Und nur drei Minuten später klingelte es schon wieder, als sich Mike Jordan in eine Freistoßflanke wuchtete und auf 2:0 erhöhte. „Er, Er, Erkenschwick“ und „Olé, ESV“ hallte es durch die Baumhof-Arena in Sprockhövel.

SpVgg Erkenschwick schockt die TSG mit dem 3:0

Schon jetzt war klar: Die TSG Sprockhövel musste etwas anders machen, um noch die Chance auf mindestens einen Punkt gegen den starken Aufsteiger zu haben. Trainer Yakup Göksu erhöhte direkt das Risiko, schob Marcel Weiß aus der Abwehrzentrale ins defensive Mittelfeld vor, stellte auf Viererkette um.

Die gefährliche Mannschaft blieb dennoch die Erkenschwicker. Vor allem Ayoube Amaimouni Echgouyab stellte die TSG vor große Probleme. Immer wieder zog er von der rechten Offensivseite ins Zentrum und kam gefährlich zum Abschluss – so auch in der 31. Minute, als er bei einem Konter der Gäste Max Michels austanzte und die Fans nach dem bereits vermeintlich vorentscheidenden 3:0 schon offen von der Regionalliga träumen ließ.

TSG Sprockhövel verpasst nur knapp den Anschluss vor der Pause

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Doch noch hatte sich die TSG nicht aufgegeben. Nur zwei Minuten später setzte sich der offensiv weiter auffällige, defensiv aber anfällige Levin Müller auf der linken Seite durch und legte perfekt in den Rückraum, wo Berkant Canbulut den Ball per Direktabnahme technisch hochwertig ins Tor drosch. Und als Kiyan Gilani kurz darauf nach starker Vorlage von Perea Torres nur knapp am 2:3 scheiterte, war plötzlich auch wieder der Glaube an die eigene Stärke zurück beim Team der TSG.

Wohl auch deshalb war Erkenschwicks Trainer Magnus Niemöller bei einem Abseitspfiff, der eine gute Konterchance unterband, so außer sich war, dass er auch nach der Gelben Karte für ihn und selbst nach der Halbzeitpause nicht aufhörte zu meckern und sich so eigentlich schon früh um eine Gelb-Rote Karte bewarb – und das, obwohl Schiedsrichterin Sina Diekmann, die auch in der Frauen-Bundesliga pfeift und auf internationalem Niveau Assistentin ist, es insgesamt gut machte.

Immer wieder fand die TSG über die linke Seite die Lücken. Mal schlug Müller die Flanke, dann dribbelte sich Yesilova in den Strafraum ein. Es fehlte nur der letzte Pass, um das nun verdiente 2:3 zu erzielen. Das sah auch Antonis Kotziampassis, der Sportlicher Leiter der Gäste, von der Seitenlinie aus so. Das defensive Mittelfeld würde die Lücken hinter dem (zu) offensiven Echgouyab nicht richtig schließen.

Erkenschwick zu naiv, TSG kommt zum Anschluss

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Die TSG setzte zu Beginn der zweiten Hälfte nun alles auf eine Karte und wurde noch offensiver, als Deniz Duran für Mohammed Moussa eingewechselt wurde. Die Belohnung für die mutige Herangehensweise folgte prompt. Die Erkenschwicker taten den Sprockhöveler Offensivspielern den Gefallen, sie „zocken“ zu lassen. Sie ließen sich nicht fallen, um die Tiefenläufe zu verhindern. Und die TSG nutzte das aus. Duran spielte einen starken Lupfer über die Abwehrkette, den Agon Arifi erlief, mit Überzeugung in den Strafraum drang und mit Wucht ins lange Eck zum 2:3 traf – und schon war wieder alles offen.

Das Spiel wurde nun noch hitziger und die Erkenschwicker überdrehten. Stürmer Finn Wortmann wurde bei einem Konter sehr hart von Max Michels gestoppt, der ihn auflaufen ließ. Der TSG-Kapitän wurde mit der Gelben Karte bestraft, da noch andere Spieler in der Nähe waren. Dass die Erkenschwicker lieber einen Platzverweis gesehen hätte, der auch im Rahmen des Möglichen war, war verständlich. Dass lange nach der Entscheidung aber selbst der Gäste-Torhüter Rafael Hester zum Reklamieren weit aus seinem Tor geeilt war und dem Schiedsrichterassistenten dann auch noch die Forderung nach Respekt zuschleuderte, da er ja auch vernünftig mit ihm reden würde, war mit dem Verweis auf Emotionen nicht mehr abzutun.

Erkenschwick macht in der Schlussphase gut die Räume eng

Allerdings hatte die Herangehensweise der Gäste auch auf dem Feld ihren Effekt, wo nun zahlreiche harte Zweikämpfe geführt wurden, der Schwung der TSG aber erst einmal raus war. Stattdessen verzettelten auch die Sprockhöveler sich in unnötiger Meckerei, was in einer Verwarnung für Berkant Canbulut mündete. Zwar flog Joshua Perea Torres mit seinem Fallrückzieher nach Flanke nur knapp am Ball vorbei, mehr passierte bis zehn Minuten vor Schluss aber nicht.

Mit der letzten Luft und frischen Kräften wollte die TSG noch irgendwie den Ausgleich erzwingen. Für die Schlussminuten brachte TSG-Trainrt Göksu mit Dominik Wasilewski und Dimitrios Papadooulos ein neues Sturmduo in die Partie. Und die Chance kam sogar: Nach einer Ecke geriet Kiyan Gilanis Direktabnahme aber zu hoch. Kurz darauf flog ein Versuch von Canbulut knapp am Tor vorbei.

SpVgg Erkenschwick nimmt extrem viel Zeit von der Uhr, wenn der Ball nicht rollt

Die Erkenschwicker wollten das 3:2 indes natürlich nur noch über die Zeit retten, ließen sich bei jeder Aktion extrem viel Zeit – und machten es clever dabei. Während Keeper Hester extrem langsam den Ball holt, verwickelte Kapitän Kasak die Schiedsrichterin in ein Gespräch, erneut kam Hester so ohne gelbe Karte davon und Erkenschwick hatte zwei Minuten von der Uhr genommen. Kurz danach sah der Betreuer der Gäste die gelbe Karte, weil er nach einer Behandlung vom Feld schlich. Zehn Minuten Nachspielzeit wären nicht unverdient gewesen.

Zwar waren das alles unschöne Szenen, am Ende lag es aber nicht daran, dass die TSG den Ausgleich nicht mehr erzielte. Den Sieg hatte sich der Aufsteiger in der starken Anfangsphase erarbeitet – da, wo Sprockhövel sich selbst zu schlecht anstellte.

TSG Sprockhövel - Spvgg Erkenschwick 2:3 (1:3)

  • Tore: 0:1 Breilmann (7. Minute), 0:2 Jordan (10.), 0:3 Echgouyab (31.), 1:3 Canbulut (33.), 2:3 Arifi (49.)
  • TSG: Knälmann - Müller (76. Hendel), Michels, Weiß (76. Sauer), Milic, Arifi - Canbulut, Gilani, Mousa (46. Duran) - Yesilova (87. Papadopoulos), Perea Torres (87. Wasilewski)
  • Schiedsrichterin: Sina Diekmann, Assistenten: Dustin Höse, Adrian Mazurkiewicz

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