Hattingen. Philip Säckel ist Physiotherapeut und betreut das Nationalteam in Varese. Die Arbeit macht trotz gewissem Druck Spaß. Das liegt an Rückmeldungen.
Die deutsche Rudernationalmannschaft kämpft an diesem Wochenende um Medaillen. Bei der Europameisterschaft im italienischen Varese müssen die Sportler im Optimalfall auf den Punkt genau fit sein, um ihre beste Leistung abrufen zu können. Und an dieser Stelle kommt ein Hattinger ins Spiel, der Teil der deutschen Auswahl vor Ort ist: Philip Säckel betreut die Ruderer als Physiotherapeut.
Der Winz-Baaker ist seit Ende 2019 beim Deutschen Ruderverband engagiert, über persönliche Kontakte gelangte Säckel zu seiner Tätigkeit. „Der Verband hatte damals einen Physiotherapeuten gesucht und ich weiß noch, dass es alles recht kurzfristig war“, erinnert er sich. Kurz darauf, im Dezember, war er bereits zum Trainingslager der A-Frauen mit am portugiesischen Lago Azul. Bereits da merkte Säckel, wie viel Spaß ihm die Arbeit bereitet. Und der Verband war mit seiner Leistung zufrieden.
Physiotherapeut aus Hattingen schätzt die Zusammenarbeit
„Mit den Trainern kann man prima kommunizieren, man arbeitet Hand in Hand und das Vertrauen untereinander ist da. Allen gegenüber wird Wertschätzung entgegen gebracht“, erzählt Säckel. So ging es also weiter, es standen weitere Trainingslager an.
Neben der A-Nationalmannschaft dann auch im Bereich der U23. Dort trifft der Hattinger unter anderem auf den Sprockhöveler Finn Wolter, der im Bundeskader steht und bei der U23-Europameisterschaft im vergangenen Jahr Bronze im Doppelvierer gewann.
Bereits bei der U23-Europameisterschaft im Einsatz
Die EM war in Duisburg, für die Regatta war Säckel ebenfalls als Physiotherapeut eingesetzt worden. Er ist sonst freiberuflich unterwegs. Vor einigen Jahren hatte er auch mal eine Zeit lang die Handballer des TuS Hattingen betreut, mit ihm stiegen sie 2012 aus der Landesliga in die Verbandsliga auf. Danach hatte er aber keine Sportmannschaft begleitet, erst seit 2019 eben die deutschen Ruderer bei Trainingslagern oder Regatten.
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„Es ist schon aufregend, weil es nicht alle Tage passiert, in so einem Umfeld arbeiten zu können“, gesteht Säckel. Die Atmosphäre innerhalb des Teams ist locker, die Abende klingen schon mal entspannter aus. Dennoch gibt es vor allem bei den Regatten auch einen gewissen Druck, da der Verband natürlich gerne viele Titel gewinnen möchte. „Jeder muss maximal vorbereitet sein, auch bei den Trainingslagern. Es ist für mich eine Abwechslung, eine andere Herausforderung im Vergleich zum Alltag“, sagt Säckel.
Behandlung von muskulären oder orthopädischen Beschwerden
Er behandelt die Ruderer, wenn sie muskuläre oder orthopädische Beschwerden haben. Außerdem geht es darum, dass sie schnell regenerieren können, dabei unterstützt der Physiotherapeut die Sportler. Das macht er zwischen den Trainingseinheiten, aber auch zwischen den Rennen, die an diesem Wochenende auf der Regattastrecke des Lago de Varese gefahren werden.
Nach den Vorentscheidungen am Freitag und Samstag geht es am Sonntag in die Finalläufe. Dann wird die Spannung noch einmal zunehmen. Neben den Trainern fiebert auch das restliche Team mit. Säckel wird dann auch an der Rennstrecke sein, um bei Bedarf dort zügig behandeln zu können.
Philip Säckel befindet sich mit der Nationalmannschaft in einer Blase
Sonst ist er häufig im Hotel, wo die Behandlungen im Zimmer stattfinden. Die Nationalmannschaft befindet sich – wie aktuell alle Teams im Hochleistungssport – in einer Blase. Untereinander gibt es Kontakt, aber die Essenszeiten sind zum Beispiel genau eingeteilt, weil noch andere Nationen im selben Hotel untergebracht sind.
Viel mehr als das Hotel, den Weg zur Rennstrecke und die Regattastrecke am See selbst, sieht Säckel nicht. Das stört den 33-Jährigen aber nicht. „Ich bin ja zum Arbeiten hier“, sagt er augenzwinkernd. Freiräume hat er natürlich trotzdem zwischendurch.
Die Tage können aufgrund der Corona-Maßnahmen auch mal lang werden
Aber gerade in der Corona-Zeit können die Tage auch mal lang werden, da die Einheiten genau eingeteilt sind, um die Anzahl der Personen etwas zu entzerren. „Wenn ein Teil trainiert, wird ein anderer behandelt“, erklärt Säckel. So fängt er morgens an und hat am späten Abend auch noch Sportler auf der Liege vor sich. Etwas mehr als 50 Athleten starten für die deutsche Auswahl, vier Physiotherapeuten teilen sich die Behandlungen untereinander auf.
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Was den Hattinger besonders freute, waren die positiven Rückmeldungen der Sportler, wenn sie Erfolg bei den Rennen hatten. „Bei der U23-EM habe ich das vergangenes Jahr sehr intensiv erlebt, das war bisher der emotionalste Moment für mich“, verrät Säckel. Dort hat er einige Ruderer auch zwischen den Rennen behandelt, weil sie es sich wünschten und aus mentaler Sicht auch brauchten.
Ein Teil des großen Gerüst und am Ende des Erfolgs
Der Physiotherapeut macht seine Aufgabe, die einen Teil des gesamten Gerüstes bildet. Eine U23-Europameisterin aus dem Doppelvierer dankte ihm 2020 besonders dafür, weil ihr Körper eben genau auf den Punkt fit war. Das gab ihm ein gutes Gefühl und dem Ruderverband brachte es einen Titel. Vielleicht wiederholt sich das an diesem Wochenende noch einmal.
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