Hattingen. Conny Dauben hat viele harte Wettkämpfe gemacht. Sie bewegt sich auf hohem Niveau, kommt aber in den Bergen oder nachts im Wald an ihre Grenzen.
Einmal um die Stadtgrenzen von Ennepetal laufen, knapp 55 Kilometer. Das ist für viele eine lange Strecke. Für Conny Dauben ist es fast nur eine Distanz zum Warmwerden. Sie ist am Wochenende diese Strecke gelaufen, hat aber schon ganz andere Wege in den Beinen. Wir haben eine Übersicht ihrer härtesten Wettkämpfe zusammengestellt.
Ultraman Hawaii
Der Ultraman Hawaii ist von seiner Länge einer der anspruchsvollsten Wettkämpfe überhaupt. Jedes Jahr im November auf Big Island in Kona stehen am ersten Tag zehn Kilometer Schwimmen und 180 Kilometer Radfahren, am zweiten Tag 240 Kilometer Radfahren und am dritten Tag noch einmal 85 Kilometer Laufen an.
„Die ersten Kilometer laufen sich ohne Sonneneinwirkung recht gut, aber sobald die Sonne aufgeht wird es heftig“, erzählt Dauben. und ergänzt: „Wichtig ist, dass man bei dieser Tortur ein gutes Team hinter sich hat, was einen auf der gesamten Strecke gut verpflegt. Ich hatte so ein gutes Team, sonst hätte ich am dritten Tag nicht das Ziel am alten Flughafen in Kona gesehen.“
Biel Lauftage
Unter Läufern heißt es, dass man einmal in die Schweiz nach Biel muss, zum 100-Kilometer-Lauf. Es ist eine anspruchsvolle Strecke, über Asphalt, Feld- und Forstwirtschaftswege in der Nacht. „Um 22 Uhr ist der Start, mit Solarlampen versehende Schilder dienen dazu, bei Dunkelheit und Regen nicht vom Weg abzukommen“, schildert Dauben.
Es regnete bei ihrem Einsatz, bis zu Kilometer 50. „Mit einem mulmigen Gefühl passierte ich auf einem unebenen Weg in der Dunkelheit mehrere Waldabschnitte. Das Laufen nur mit einer Stirnlampe gestaltete sich bei diesen Wegen als sehr schwierig, obwohl ich schon einige Nachtläufe bestritten hatte“, gibt sie zu. Als der Hinweis auf 90 Kilometer kam, war sie wieder in der Spur und lief begleitet von einem Gewitter die letzten Kilometer.
Sechs-Stunden-Lauf
Beim Sechs-Stunden-Lauf versuchen die Teilnehmer so viele Kilometer wie möglich in der vorgegebenen Zeitspanne zu laufen. „Ich wollte die 70-Kilometer-Marke knacken“, sagt Dauben. Da bei dem Lauf Runden gemacht werden, komme es auf eine gute Wettkampfplanung an. Dazu helfe ein Team bestenfalls bei der Verpflegung, um den Massen an den vorgesehenen Stationen aus dem Weg zu gehen. Außerdem ist ein gleichmäßiges Tempo von Vorteil.
„Nach jeder Runde bekam ich meine Zeiten angesagt sowie Getränke oder Riegel angereicht. Nach 55 Kilometern hatte ich mir ein kleines Zeitpolster angelegt, von dem ich in den letzten Runden auch profitieren sollte“, blickt die Hattingerin zurück. Nach 65,2 Kilometern ging sie in die letzte Runde. 27 Minuten verblieben, es wurde knapp, Dauben machte sich Gedanken, ob sie 70 Kilometer wohl noch schaffen kann. Nach genau sechs Stunden ertönt eine Sirene und alle Läufer mussten dort stehen bleiben, wo sie gerade liefen und ein Säckchen mit der Startnummer niederlegen, was sie auf der letzten Runde bekamen.
Dauben schaffte es nicht ganz – dachte sie zumindest. Als die Kampfrichter die Strecke nachgemessen hatten, standen als ihr Ergebnis dann doch 70,186 Kilometer zu Buche, verbunden mit dem fünften Platz in der Gesamtwertung und dem Deutschen Meistertitel in ihrer Altersklasse.
Transalpin Run
Der Transalpin-Run zählt zu den härtesten und spektakulärsten Geländeläufen der Welt. Die Alpen werden zu Fuß überquert, 277 Kilometer verteilt auf sieben Etappen. 15.556 Höhenmeter nach oben, und 14.450 Höhenmeter wieder runter. Dauben startete dieses Abenteuer gemeinsam mit Vanessa Rösler als Team – von Fischen im Allgäu nach Sulden am Ortler.
Es gab dabei einige Streckenänderungen, bedingt etwa durch Schnee. Witterungsbedingt hatten die Teilnehmer außerdem mit Regen und eben den kalten Temperaturen zu kämpfen. „Das herrliche Panorama stand im Gegensatz zu den Schmerzen, die der Berglauf mit sich bringt. Von Tag zu Tag konnten wir immer mehr die Anstrengungen spüren. Das größte Problem war, dass wir über Nacht nicht mehr unsere Sachen getrocknet bekamen“, sagt Dauben. Auf der vierten Etappe, der Königsetappe, von Landeck nach Samnaun, stürzte die Läuferin, der Tiefpunkt der Tour. „Vor Schmerzen mußte ich mich erst einmal setzen, um wieder Luft zu bekommen.“
Trotz lädierter Rippen biss sie die folgenden drei Etappen auf die Zähne und schleppte sich ins Ziel. Zuhause gab’s die Hiobsbotschaft vom Arzt: starke Rippenprellung und Schambeinstauchung, wochenlanges Sportverbot. „Man sollte sportlich auf einem sehr hohen Level sein, um so etwas mitzumachen. Das war ich und kam trotzdem an meine Grenzen.“
Two Oceans Marathon
„Dieser Marathon zählt mit Recht zu den schönsten Läufen der Welt“, findet Conny Dauben. Beim Start wird die südafrikanische Nationalhymne gesungen, gefolgt von dem traditionellen Ruf des Fischers auf einer Muschel. „Da bekommt man eine Gänsehaut“, gesteht die Sportlerin, die einen heftigen Regenschauer abbekam, bevor es losging.
Mit dem ersten Morgenlicht ging es an den Indischen Ozean, auf der Küstenstraße werden die Starter mit einem schönen Ausblick auf den Atlantik belohnt. Kapstadt und der Tafelberg, das Kap der Guten Hoffnung, der Chapman’s Peak Drive und Weingüter liegen auf der Strecke. „Ich hatte mir kein Zeitlimit gesetzt, ich wollte ihn genießen, und so viele Fotos wie möglich machen. Bei soviel Adrenalin habe ich die 56 Kilometer und 850 Höhenmeter überhaupt nicht gemerkt, als ich dem Ziel näher kam“, erzählt die Sportlerin, die etwas mehr als fünf Stunden brauchte. „So schnell wollte ich gar nicht laufen“, gesteht sie.
Inferno-Triathlon
Die Veranstaltung in der Schweiz gilt als eine der der härtesten Prüfungen für Ausdauersportler überhaupt, das Ziel liegt auf 3000 Meter Höhe. „Die Athleten erreichen es gehend oder auf allen vieren“, erzählt Dauben. Der Auftakt ist im Berner Oberland mit 3,1 Kilometern Schwimmen im Thuner See. Auf dem Rennrad führte die Strecke 97 Kilometer und 2145 Höhenmeter zunächst am See entlang, ehe extreme Anstiege und rasante Abfahrten folgten. Mitten auf der Radstrecke (in Grindelwald) wechseln die Teilnehmer vom Rennrad auf das Mountainbike.
In Stechelberg zogen sich die Starter ihre Laufschuhe wieder an, sowie warme Kleidung, weil es im Falle von Daubens Wettkampf zwischendurch regnete und kalte Temperaturen warteten. 25 Kilometer mit 2175 Höhenmetern und einem steilen Anstieg waren angesagt. „Anfangs wurde noch gejoggt, doch dann wurde es immer steiler und felsiger. Zum Schluss wurde es dann richtig hart, die Temperaturen sanken auf null Grad, die Luft wurde immer dünner, doch ich hielt durch. Im Ziel hatte ich ein unglaubliches Glücksgefühl, so etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Meine Beine habe ich in diesem Moment überhaupt nicht mehr gespürt. Auf den letzten 200 Metern, auf denen es extrem steil nach oben zum Gipfel des Schilthorns ging, wurden sie extrem schwer. Die Kulisse mit Eiger, Mönch und Jungfrau war aber trotz aller Anstrengungen überwältigend“, erinnert sich die Bredenscheiderin.
Im Ziel war sie glücklich, dieses Abenteuer überstanden zu haben. Die Hälfte der Athleten wurde aus dem Wettkampf genommen, weil sie das Zeitlimit überschritten hatte. „Aufzugeben war für mich nie ein Thema, auch wenn an die Grenzen ging“, so Dauben.