Hattingen/Sprockhövel. Im Dezember 1995 hat erstmals eine Mannschaft aus Hattingen die Trophäe des WAZ-Pokals in Sprockhövel gewonnen. Wie es damals dazu kam.

Es waren anfangs immer der Ausrichter, TSG Sprockhövel, oder der große Rivale, SC Obersprockhövel. Beide Teams stemmten Anfang der 1990er-Jahre bei den ersten Auflagen des WAZ-Pokals die Trophäe in die Höhe. Doch 1995 schrieb der VfL Winz-Baak dann Geschichte. Als erste Hattinger Mannschaft gewann er vor 25 Jahren das beliebte Hallenturnier in der Sprockhöveler Glückaufhalle.

Es gibt Tage, an denen ist eine Fußballmannschaft einfach nicht zu stoppen. Egal, welcher Gegner ihr gegenübersteht. Solche zwei erwischte der VfL beim Turnier um den damals 6. WAZ/WR-Pokal. „Dazu muss man auch das nötige Glück haben“, gestand VfL-Trainer Wolfgang Schneider gegenüber der WAZ beim Turnier 1995, auch mit Blick auf die Auslosung. Denn in der Vorrunde hatten es die Hattinger mit der großen TSG zu tun, konnten also frühestens erst wieder im Finale auf den Favoriten treffen.

VfL Winz-Baak tritt mit vielen guten Hallenspielern an

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Heute erinnert er sich. „Wir waren auf dem Feld eine durchaus schlagkräftige Truppe in der Kreisliga A, sie war der Ursprung erfolgreicher Hallenjahre“, erzählt der 66-Jährige. Denn er hatte viele Hallenspezialisten im Kader, die auch Hallenstadtmeister und Dritter bei der Bochumer Kreismeisterschaft wurden und sich beim dritten Platz beim EN-Pokal gegen Teams aus der Verbandsliga gemessen haben.

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Aber zurück zum WAZ-Pokal: dort zeigte der VfL seinen technisch feinen Fußball. „Auf dem ebenen Boden haben wir blitzschnelle Doppelpässe gespielt. Mit präzisen Kurzpässen sind wir so bis kurz vor das gegnerische Tor gelangt. Wenn jeder eigentlich mit einem Torschuss rechnete, haben wir noch einmal quergelegt und so die Tore gemacht“, erinnert sich Schneider, der in der heimischen Fußballszene unter dem Spitznamen „Schnibbel“ bekannt ist.

Dem TuS Hattingen gelingt die große Überraschung

Die Vorrunde überstand sein Team Ende Dezember 1995 neben der TSG. Im Viertelfinale besiegte der VfL die DJK Märkisch Hattingen 4:0, ehe der angriffslustige SC Obersprockhövel mit 3:1 vom Parkett geschickt wurde - mit einem Lupfer von Markus Möller über den SCO-Keeper in das damals noch kleine Handballtor. „Ich war der festen Überzeugung, dass wir die TSG im Endspiel wieder treffen“, weiß Schneider noch. Doch die große Überraschung trat ein: der TuS Hattingen kegelte den Ausrichter mit 2:0 aus dem Turnier, der dann nur Dritter wurde.

„So kam es zu dem ersten Hattinger Finale bei dem Turnier. Das ist selbst bis heute ja nicht oft der Fall gewesen“, erinnert sich Markus Möller, der damals für Winz-Baak spielte und heute die Reserve des SC Obersprockhövel trainiert. Er spricht wie auch sein damaliger Trainer von einem starken Zusammenhalt und großer Kameradschaft innerhalb der Mannschaft. „Es hat alles gestimmt und Schnibbel hat und immer versucht, noch weiter zu pushen“, so Möller. Der VfL zeigte dabei neben seiner effizienten Kurzpass-Spielweise auch noch andere Spielzüge, die im Tor landeten. „Ich habe Damian Dendra einen langen Ball vorgelegt und er ihn direkt versenkt“, weiß Möller noch, nur nicht mehr, in welchem Spiel das genau war.

Wechsel beim VfL Winz-Baak sind genau abgestimmt

Der Trainer hatte acht Feldspieler dabei, dazu zwei Torhüter. So konnte er immer Pärchen festlegen, die sich abwechselten. Alles war abgestimmt. Möller bildete eines mit Frank Dudda, der Fußballer mit dem Spitznamen „Lumpi“. „Wir haben das oft trainiert, so dass jeder mit seinem Wechselpartner perfekt harmonierte“, erzählt Dudda. Denn gerade in der Halle kann ein Fehler schnell bestraft werden, vor allem beim Spielerwechsel in Unterzahl. „Wir waren akribisch, haben uns auch mal angemeckert, aber immer im Positiven. In der Kabine haben wir alles aufgearbeitet“, sagt Dudda.

In der Mannschaft gab es eine gewisse Hierarchie. „Doch die Führungsspieler, die auch mal die ein oder andere Minute länger gespielt haben, wären ohne die Mannschaft platt gewesen“, erzählt Dudda. Jeder wusste in dem schnellen Spiel, wo der Ball hingelangt und was sie damit machen, auch die Torhüter spielten mit. Und einer davon hatte am Turniersieg einen entscheidenden Anteil. Denn es ging nach einem unglücklichen Gegentor mit 1:1 im Endspiel ins Siebenmeterschießen.

Viel Spannung im Siebenmeterschießen des Endspiels

Vom Punkt aus trafen dann für den VfL zunächst Jens Domogalla, Deniz Aydin und Markus Möller und glichen damit den Spielstand zum 4:4 aus, da der TuS Hattingen begann. Dann ging ein Schuss des TuS nur an den Pfosten, doch auch der VfL traf nicht, weil Serkan Kiziltetik an TuS-Torwart Suckrau scheiterte.

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Von Hendrik Steimann und Yannick Westerkamp

Dann war es der junge VfL-Torwart Deniz Tanju, der sich auszeichnen konnte, sogar doppelt. Erst vereitelte er den fünften Schuss der Rot-Weißen. Da sein Teamkollge Frank Dudda allerdings nur die Latte traf, ging es noch weiter. Doch der TuS leistete sich ebenfalls einen Fehlschuss, neben das Tor von Tanju. Der schnappte sich dann selbst den Ball, verwandelte zum 5:4 für Winz-Baak und schoss seinen Verein damit in die Geschichtsbücher und grenzenlosen Jubel.

TSG Sprockhövel zollt dem Turniersieger aus Hattingen Respekt

„Wir waren schon stolz, dass wir das erste Hattinger Team sind, das den WAZ-Pokal gewonnen hat“, sagt Dudda, der selbst auch mal für Schüsse aus der zweiten Reihe flach in die Ecke bekannt war. Es sei neben dem Kurzpass-Spiel auch mal das ein oder andere Solo dabei gewesen, weiß er. „Wir haben damals sogar mit einem richtigen Lederball gespielt statt mit dem Futsal von heute und die Banden gab es ja noch nicht“, merkt er an.

„Es ist prima, dass auch mal eine Hattinger Mannschaft gewonnen hat. Ansonsten wäre es ja irgendwann langweilig geworden“, sagte damals Ulrich Meister, der Turniergründer und Fußball-Abteilungsleiter der TSG Sprockhövel. Und der Trainer der TSG, die nach dem Halbfinal-Aus im kleinen Finale dann nur Platz drei belegte, zollte dem kleinen VfL Winz-Baak ebenfalls Respekt: „Ein erfrischendes Halbfinale, ein tolles Spektakel. Es hat richtig Spaß gemacht“, äußerte sich Friedhelm Schulte 1995 gegenüber der WAZ.

Die TSG stellte aber mit Cetin Aydin und dessen zehn Toren immerhin mit Abstand den besten Schützen des Turniers. Im WAZ-Allstarteam stand der TSG-Torjäger gemeinsam mit Teamkollege Martin Horala, Ulrich Blennemann vom TuS Hattingen sowie Deniz Aydin und Deniz Tanju – natürlich von Sieger Winz-Baak.

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