Hamminkeln. BW Dingden gegen die SFN. Das Spiel hielt lange nicht, was es versprach. Am Ende wird es doch noch hektisch. Sorgen um einen Spieler.

Die Autos parkten rund um die Anlage in Hamminkeln herum. 534 zahlende Zuschauende hatten sich eingefunden und freuten sich auf ein spannendes Landesliga-Spitzenspiel zwischen BW Dingden und den Sportfreunden Niederwenigern.

Die erste schlechte Nachricht kam aus Hattinger Sicht schon kurz vor der Partie: Ohne den erkrankten Top-Stürmer Dominik Enz mussten die Sportfreunde bei der Auswärtspartie auskommen. Wenn irgendwo das Wort „ausgerechnet“ passt, dann wohl genau so einen Fall. Es war das absolute Top-Spiel. Dingden empfing mit vier Punkten Vorsprung und einem Spiel mehr den Verfolger aus Niederwenigern. Von einer Vorentscheidung im Aufstiegsrennen wollte SFN-Trainer Kraushaar aber nichts wissen – wohl auch, weil nach aktuellem Stand auch der zweite Platz für einen Aufstieg in die Oberliga reichen würde. Nach dem 1:0-Erfolg der Hattinger ist nun so oder so wieder alles offen.

Dass die zweite schlechte Nachricht nicht direkt nach fünf Minuten folgte, hatten die Hattinger, die in einem 4-4-2-System antraten, ihrem Torhüter Jan Dehl zu verdanken, der gerade noch seine Hand an den freien Abschluss von Mohamed Salman aus zehn Metern bekam und den frühen Einschlag so verhinderte. Vorher war Salman bei seinem Weg in den Strafraum völlig alleine gelassen worden. Kurz danach zischte eine flache Flanke an Freund und Feind nur knapp vorbei. Die Hausherren legten die bessere Anfangsphase hin, ohne spielerisch zu glänzen. Es waren vor allem Zweikampf- und Laufstärke, die zu Beginn für Dingden sprachen.

Sportfreunde Niederwenigerns Jan Dehl rettet das Team mehrfach vor dem Rückstand

Die Hattinger zogen sich ein bisschen zurück, um die gewollte Kontrolle über Ball und das Spiel zu gewinnen. Dies führte allerdings dazu, dass bei eigenen Angriffsversuchen lediglich drei Akteure in der Offensive waren und somit hoffnungslose Unterzahl bestand. Auf der Gegenseite blieb Dingden gefährlicher: Ein Pass ins Zentrum, der klatschen gelassen wurde, eine Flanke, und schon kam Lasse Hoffmann am langen Pfosten gefährlich zum Kopfball, doch Dehl war zur Stelle.

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So ging es weiter. Heufken spielte einen üblen Fehlpass. Dingdens Salman wurde auf Höhe der Mittellinie bedient und war nicht mehr einzuholen. Im Strafraum schlug er einen Haken und schloss ab, wieder rettete Dehl, der kurz danach behandelt werden musste. Bei einem Schuss von der Mittellinie, der immer länger und so gefährlich wurde, knallte er gegen das Aluminium, konnte aber weitermachen.

Nach 25 Minuten war klar: Die Sportfreunde Niederwenigern waren an diesem Samstagnachmittag weit entfernt von Normal-Form. So spielt eigentlich kein Landesliga-Titelanwärter. Was man den Sportfreunden aber zugutehalten muss, ist, dass sie nun reagierten. Sie verlangsamten die Partie und nahmen Dingden so die Power. Nach und nach kam Niederwenigern dadurch auch besser in die Zweikämpfe, auch wenn das Spiel für den neutralen Zuschauer dadurch sicherlich nicht schöner oder hochklassiger wurde.

Amin Ouahaalous Treffer stellt den Spielverlauf auf den Kopf

Dingdens Trainer forderte von der Seitenlinie seine Spieler nun dazu auf, einfach mal aus der Distanz zu schießen. Richtig zu Herzen nahmen sich diesen Zuruf aber wohl nur die Hattinger. Zwar musste Dehl zunächst einmal mehr eingreifen, doch dann zog Amin Ouahaalou in der Nachspielzeit der ersten Hälfte einfach mal aus 20 Metern ab und traf die Kugel perfekt: Mit geschätzten 100 Kilometern pro Stunde schlug der Ball neben dem Pfosten unhaltbar ein, 1:0. Unverdient, wie auch der verdutzte Stadionsprecher zur Pause durchklingen ließ, aber wen interessiert das in Hattingen schon?

Erzielte den entscheidenden Treffer für die Sportfreunde Niederwenigern: Amin Ouahaalou (r.)
Erzielte den entscheidenden Treffer für die Sportfreunde Niederwenigern: Amin Ouahaalou (r.) © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

In der zweiten Hälfte gehörte Schevan Rascho die erste Chance. Mit einer Mischung aus Glück und Können nahm er den Ball mit, drehte sich, schob ihn dann vom äußeren Strafraum aber neben das Tor, statt mit Wucht abzuschließen. Und auch die zweite Möglichkeit hatte einer der Spieler im schwarzen Trikot. Aus kurzer Distanz köpfte Jordi Barrera auf Dingends Torhüter Johannes Buers.

Maximilian Golz verpasst die Entscheidung für die Sportfreunde Niederwenigern

Die Gastgeber hatten nun Probleme. Mit der Verschleppungs-Taktik der Hattinger kamen sie nicht wirklich zurecht, das Chancen-Feuerwerk der ersten 20 Minuten war längst erloschen. So sah sich der Stadionsprecher beim Ansagen der Wechsel in der 70. Minute auch motiviert, die Spieler über die Lautsprecher „Komm, noch zwanzig Minuten, wir schaffen das“ aufs Feld zu schicken. Die Dingdener jedoch schienen immer nervöser zu werden und ließen so Genauigkeit vermissen.

So hatte der sonst blasse Maximilian Golz eine Viertelstunde vor Schluss die Entscheidung auf dem Fuß, als er nach einem fehlerhaften Rückpass alleine auf den Torwart zulief, den Ball aber nur an den Pfosten setzte.

Kopfverletzung sorgt für eine längere Unterbrechung

Nun, 13 Minuten vor Schluss, entwickelte sich tatsächlich noch einmal so etwas wie Hektik. Bei einem Versuch eines Seitfallziehers traf ein Gastgeber Niederwenigerns Fabian Lümmer am Kopf. Schnell wurden die Betreuer herbeigewunken, da war mehr passiert. Nach mehreren Minuten Unterbrechung – in der sowohl auf dem Feld als auch daneben teilweise unnötige und keine netten Worte fielen – schlich Lümmer sichtlich benommen und sich die rechte Gesichtshälfte haltend vom Feld.

Den Stecker zog Dingden am Ende eine Rote Karte für Christian Gurny, der Marc Rapka auf dem Weg zum Tor klar fällte. Eine harte, weil ein Spieler im weißen Trikot noch in der Defensive verblieben war und hätte eingreifen können, aber keine falsche Entscheidung, da das Einsteigen schon sehr an der Grenze war. Zwar kam Dingden noch zwei, drei Mal vor das Tor und auch Niederwenigern vergab eine gute Chance nach einem Konter, doch schlussendlich musste keiner der Keeper mehr entscheidend eingreifen – und die Sportfreunde Niederwenigern haben das Titelrennen wieder komplett geöffnet.

BW Dingden - SF Niederwenigern 0:1 (0:1)

  • Tore: 0:1 Ouahaalou (45. Minute)
  • SF Niederwenigern: Dehl - Ouahaalou, Heufken, Nissen, Lümmer (81. Gipper)- Machtemes (83. Schelewski), Rapka, Barrera, Dorka (51. Gerhardt)- Rascho (70. Renneberg), Golz
  • Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Gurny (86. Minute, Notbremse)

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