Cascais (Portugal). Triathlet Jan Stratmann gibt beim Ironman in Cascais sein Langdistanz-Debüt. Zwischendurch führt er das Rennen an. Doch dann läuft einiges schief

Zum Glück wohne er im Erdgeschoss und müsse somit aktuell keine Treppen gehen, sagt Jan Stratmann nach Platz sieben bei seiner Premiere über die Triathlon-Langdistanz im Scherz.

„Es dauert wohl noch ein paar Tage, bis ich wieder gerade gehen kann. Die Beine sind noch schwer, sehr schwer“, so der 28-jährige Profi-Triathlet aus Hattingen-Niederwenigern.

Am vergangenen Wochenende gab der 70.3-Spezialist sein langersehntes Debüt über die Ironman-Langdistanz. Schon im Vorjahr hatte er darüber nachgedacht, nun war es im portugiesischen Cascais endlich so weit. „Ich habe einst mit dem Triathlon angefangen, weil ich die Langdistanz so cool fand“, sagt der Mann vom PV Triathlon TG Witten, dem die Einordnung des Erlebten und des siebten Platzes aber auch zwei Tage nach dem Rennen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen noch schwer fällt.

Ironman in Cascais: Jan Stratmann kommt nach 42:35 Minuten aus dem Wasser

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Nach sehr schnellen 42:35 Minuten kam Stratmann als Erster aus dem Wasser. Auf dem Rad fuhr er zusammen mit dem Dänen Thor Bendix Madsen, dem Briten Joshua Lewis und Pieter Heemeryck in der Spitzengruppe, aus der Madsen in der zweiten Runde ausriss.

Doch auch Stratmann startete eine Attacke und festigte somit seinen zweiten Platz bis zur Wechselzone. Insgesamt brauchte er 4:20,05 Stunden für die Radstrecke. Die Verfolgergruppe um den ehemaligen Hawaii-Champion Patrick Lange war da bereits um circa sieben Minuten distanziert.

Auf der Radstrecke machte Jan Stratmann richtig Tempo.
Auf der Radstrecke machte Jan Stratmann richtig Tempo. © Tom Schlegel

Nach einem kurzen Ausflug auf die Toilette ging es auf die Laufstrecke. Zunächst lief auch alles nach Plan. „Ich bin in meinem Rhythmus losgelaufen und habe es schnell geschafft, die Lücke zur Spitze zu schließen. Nach ein paar Kilometern war ich dann Erster. Es war echt ein cooles Gefühl, meinen ersten Ironman anzuführen. Lange habe ich auch gedacht, dass ich das Ding gewinne“, so Stratmann.

Auf der Laufstrecke führt der Hattinger Triathlet das Rennen zwischenzeitlich an

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Bis zur Halbmarathonmarke führte er das Feld an. Doch dann kündigte sich das Unheil an. Schon in den Wochen vor dem Rennen hatte Stratmann mit Magenproblemen zu kämpfen. Mitten im Rennen kehrten sie zurück. Schnell musste er zunächst Heemeryck ziehen lassen. Später zogen auch Dylan Magnien, Antonio Benito López, Patrick Lange, Thor Madsen und Bart Aernouts vorbei.

„Ich musste mich ein paar Mal übergeben. Alles, was ich an Flüssigkeit und Nahrung zu mir genommen habe, konnte mein Körper nicht verarbeiten und ist wieder rausgekommen. Immer wenn ich stehengeblieben bin, bekam ich Kreislaufprobleme. Aber ich bin immer weitergelaufen, denn dabei ging es besser“, so Stratmann.

Auf den letzten Kilometern leidet Stratmann

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Auf den letzten Kilometern ging es für ihn nur darum, durchzuhalten und ins Ziel zu kommen. Es war ein Kampf mit dem eigenen Körper und auch der Psyche. Ans Aufgeben dachte er aber nie. „Es wird dann natürlich zäh. Ich war ja auch schon lange unterwegs, dann gingen die Muskeln zu. Ich habe mich schlapp gefühlt und bin in eine Negativität gekommen. Aber dieses Leiden gehört ja auch dazu“, sagt er.

Auch der hohe Druck, den sich der Triathlon-Profi vor dem Wettkampf vor allem selbst machte, könnte eine Rolle gespielt haben. „Das ist ein Prozess. Ich muss mich da noch etwas reinfinden, damit umzugehen.“

Weitere Rennen über die Langdistanz sollen folgen

Die letzten 22 Kilometer nahm der Hattinger keinerlei Energie mehr zu sich, weder über Getränke, noch über Gels. „Das geht scheinbar, ist aber auf keinen Fall zu empfehlen und sehr ungesund. Aber ich habe mich dann ins Ziel gerettet“, so Stratmann. Nach 3:00,10 Stunden auf der Laufstrecke und 8:09,59 Stunden insgesamt hatte er seine erste Langdistanz geschafft.

Weitere sollen trotz der Probleme auf jeden Fall folgen. Stratmann: „Ich hatte mir zugetraut, für eine Überraschung zu sorgen. Ich weiß, was ich kann und dass mir die Langdistanz liegt. Wenn du so ein Ding anführst, willst du auch gewinnen. Aber auch jetzt habe ich noch ultra Bock darauf. Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein.“

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