Wattenscheid. Die TSG Sprockhövel schlägt die SG Wattenscheid. Danach fallen klare Worte vom Trainer der 09er und den wütenden Fans auf der Tribüne. 26 Fotos.
Am Ende herrscht nur noch Frust. „Absteiger, Absteiger“ und „Wir haben die Schnauze voll“, schmeißen die Fans der SG Wattenscheid 09 den Spielern nach der 1:4-Niederlage gegen die TSG Sprockhövel – schon der sechsten im achten Ligaspiel – entgegen.
Und auch der neue Trainer Engin Yavuzaslan ist richtig angefressen. Phasenweise sei er erschrocken über die mentalen Probleme einiger Spieler gewesen. Verantwortung sei von links nach rechts verschoben worden. „Ich habe eine Mannschaft gesehen, die in gewissen Situationen auch nicht fit war. Man muss Abstiegskampf von der ersten Sekunde an leben“, so der Coach sehr deutlich.
- Lesen Sie auch: Diese Talente durften sich bei der TSG Sprockhövel zeigen
- Lesen Sie auch: 17:0! Wiemelhausen schießt Kaltehardt ab – jetzt zum HSC
Schon während des Oberliga-Spiels schüttelte er nur ungläubig den Kopf. Mehrmals hatte er vor der Qualität der Akteure der TSG Sprockhövel gewarnt, die Sinne seiner Spieler geschärft. Und über große Teile der ersten Hälfte schienen seine Mahnungen auch im Kopf der 09er angekommen zu sein. Die Wattenscheider spielten gut, waren in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft, waren giftig, versuchten es über Flanken, über Distanzschüsse, über Schnittstellenpässe – und lagen dennoch mit 1:3 in Rückstand, weil sie sich als zu gastfreundlich erwiesen.
TSG Sprockhövel schockt die SG Wattenscheid 09 nach vier Minuten
Auch interessant
Schon nach vier Minuten schockte die TSG Sprockhövel die lauten Wattenscheider Fans zum ersten Mal. Tom Sindermann wurde hektisch, als er rechts an der Auslinie unter Druck gesetzt wurde. Er suchte seinen Mitspieler im Zentrum und produzierte einen katastrophalen Fehlpass zu Kiyan Gilani.
Der Schuss von Sprockhövels bisher bestem Torschützen wurde abgefälscht und fiel Joshua Perea Torres vor der Füße, der sicher einschob. Doch die 09er fanden die perfekte Antwort. Nur vier Minuten später glich der starke Felix Casalino aus, nachdem er die Lücken zwischen den Sprockhöveler Innenverteidigern Denis Milic und Max Michels fand, angespielt wurde und die Kugel an TSG-Schlussmann Philipp Knälmann vorbeispitzelte.
Eine Szene hätte die Stimmung komplett in die andere Richtung kippen lassen können
Auch interessant
Alles wieder auf Anfang: Wattenscheid machte nun ordentlich Druck, erspielte sich mehrere Chancen und setzte die nicht sicher wirkende Abwehr der Gäste unter Druck. Und dann kamen zehn denkwürdige Minuten. Zunächst forderte Wattenscheid lautstark Handelfmeter, nachdem Milic sich mit aller Macht in einen Schuss von Dennis Lerche aus wenigen Metern hineinwarf und den Ball irgendwie gerade noch so vor der Linie rettete. Ein Moment der Marke Was wäre wenn.
Fußball Oberliga- SG Wattenscheid 09 - TSG Sprockhövel
Denn kurz danach stand es 3:1 für Sprockhövel. Zunächst lenkte Daniel Dudek einen Schuss von Berkant Canbulut gerade noch so an den Innenpfosten, kurz darauf stand Gilani im Rückraum frei, wurde bedient und drosch die Kugel an die Unterkante der Latte, von wo sie hinter die Linie titschte. Und damit nicht genug: Ein ganz schlimmer Rückpass brachte Dudek nur wenige Sekunden später in so große Bedrängnis, dass der erneut nachsetzende Gilani wieder zur Stelle war und mit dem 3:1 die Fans im Lohrheidestadion in Schockstarre versetzte.
TSG Sprockhövels Umstellung stellt Wattenscheid vor unlösbare Probleme
Auch interessant
Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken konnte die TSG ihre Herangehensweise in der zweiten Hälfte umstellen. Defensiv rutschte Duran nun immer wieder auf die linke Abwehrseite und Müller schob in die Mitte, sodass Sprockhövel gegen den Ball eine Fünferkette stellte.
Exakt diese Umstellung reichte aus, um den 09ern komplett den Zahn zu ziehen. Mit jeder Minute, die verrann, wurde deutlicher, dass den Wattenscheidern einfach rein gar nichts mehr einfallen sollte. Auch die TSG spielte die nun vielen Möglichkeiten zum Kontern nicht gut aus, traf aber immerhin noch den Pfosten durch Agon Arifi und machte in der 88. Minute durch Deniz Duran alles klar.
TSG Sprockhövels Trainer spricht von „Not gegen Elend“
Auch interessant
Als „ziemlich willkürlich“ bezeichnete TSG-Trainer Yakup Göksu das Spiel daher auch im Nachhinein. Das 3:1 habe seiner Mannschaft natürlich in die Karten gespielt, im zweiten Spielabschnitt sei es aber „Not gegen Elend“ gewesen. „Es war taktisch katastrophal, auch von uns. Es gab viele Ballverluste. Ich weiß nicht, ob beide Teams unfit waren. Es war kein Wow-Fußball und ich glaube, dass nicht einmal die bessere Mannschaft gewonnen hat, sondern die cleverere“, so Göksu, der noch eine Nachricht an die Wattenscheider Fans hinterherschickte: „Wattenscheid hat einen guten Trainer gewonnen, aber auch einen richtig guten Menschen. Das braucht auch die Mannschaft. Ich weiß, dass Engin hier das Beste rausholen wird und Wattenscheid am Ende der Saison nicht da steht, wo es aktuell steht.“
SG Wattenscheid 09 - TSG Sprockhövel 1:4 (1:3)
- Wattenscheid 09: Dudek - Kaminski (70. Sindi), Malcherek (46. Kaczmaz), Schurig, Renke - Sindermann (55. Lucas), Lewicki (55. Williams) - El Mansoury (46. Wiebel), Lerche, M. Cirillo - Casalino
- TSG Sprockhövel: Knälmann - Arifi, Milic, Michels, Müller - Yesilova (72. Hendel), Canbulut, Mousa, Gilani (72. Gudalovic), Dogan (26. Duran) - Perea Torres (66. Weiß)
- Tore: 0:1 Perea Torres (4. Minute), 1:1 Casalino (8.), 37. 1:2 Gilani, 3:1 Gilani (39. Minute), 4:1 Duran (88. Minute)