Sprockhövel. Yesilova und Canbulut sprechen im Interview über ihre Saison mit der TSG Sprockhövel, über Wattenscheids neuen Coach und tippen das Spiel.
Zahlreiche Jahre trugen Emre Yesilova und Berkant Canbulut stolz das Trikot der SG Wattenscheid 09, erlebten Auf- und Abstiege und spielten sich in die Herzen der Fans im Lohrheidestadion. Am Sonntag (15 Uhr) kehren sie mit der TSG Sprockhövel zurück an einen Ort, der ihnen viel bedeutet.Im ausführlichen Doppelinterview erinnern Sie sich an besonders schöne und schlimme Momente zurück, reden über ihren Start in Sprockhövel und schätzen die Lage mit Wattenscheids neuem Trainer Engin Yavuzaslan ein.
Vorfreude oder Furcht – was empfinden Sie vor Ihrer Rückkehr ins Wattenscheider Stadion?
Emre Yesilova: Ich freue mich auf jeden Fall. Ich hatte schon einige gute Momente in diesem Stadion und freue mich, die Leute alle wiederzusehen.
Berkant Canbulut: Auf jeden Fall Vorfreude. Es ist schon lange her, dass ich als Gegner dort auf dem Platz stand. Die SG Wattenscheid hat für mich persönlich einen besonderen Stellenwert. Es wird aber wahrscheinlich komisch sein, die Zuschauer im Spiel gegen sich zu haben
SG Wattenscheid 09 - TSG Sprockhövel: Ein Spiel mit vielen Geschichten
Was ist Ihre schönste Erinnerung an das Lohrheidestadion?
Canbulut: Der Aufstieg in die Regionalliga. Damit verbinde ich mega viel. Ich habe das erste Mal das Stadion fast ausverkauft gesehen. Und ich erinnere mich auch wirklich gerne an die Zeit zurück, in der ich mit dem TuS Haltern die Heimspiele in der Lohrheide spielen durfte. Damals traf ich gegen RWE und beim Jubeln dachte ich kurz, dass ich für Wattenscheid spiele. Wir hatten ja auch schwarz-weiße Trikots an. Erst als ich auf die Bank geguckt habe, habe ich gesehen, dass da Halterner waren (lacht).
Yesilova: Ich erinnere mich besonders gerne an zwei Tore zurück. Das erste war das Tor gegen den SV Straelen zum Nichtabstieg 2019. Wir hatten damals mit die beste Mannschaft, in der ich in Wattenscheid gespielt habe. Es gab aber in dem Jahr viele Höhen und Tiefen. Andere Mannschaften wären da untergegangen. Wir haben vor dem Spiel alle in einem Hotel in Gelsenkirchen übernachtet, waren zusammen. Und dann bereite ich das 1:0 vor und mache das 2:0 selbst. Ich habe noch das Bild im Kopf, wie mich Mael Corboz, der heute für den SC Verl spielt, danach hochhebt. Es waren bestimmt mehrere tausend Fans auf dem Platz. Die Nummer eins ist und bleibt aber mein Tor zum Aufstieg gegen den FC Rheine. Da waren locker 7000 Zuschauer da. Wir mussten unbedingt gewinnen. Ich dribbele, werde gefoult und mache dann den Elfmeter rein. Das war besonders.
Und was ist die schlimmste Erinnerung?
Yesilova: An Wattenscheid habe ich wenige schlechte Erinnerungen. Aber natürlich muss ich da die Insolvenz nennen. Der Verein war ja quasi tot. Das war noch schlimmer als der Abstieg in die Oberliga. Da konnte ich ja leider nicht so viel gegen tun, weil ich viele Monate verletzt war.
Canbulut: Zumal wir bei der Insolvenz wirklich eine gute Mannschaft zusammenhatten. Wir waren gerade im Flow und wurden dann davon gebremst. Und beim Abstieg tat es schon sehr weh, dass auch ich auf dem Platz durch meine Verletzung nicht helfen konnte. Diese Erfahrung verbindet Emre und mich.
Emre Yesilova: „Auf Tim Kaminski freue ich mich am wenigsten“
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Auf welchen Wattenscheider freuen Sie sich besonders?
Yesilova: Auf alle (lacht). Ich habe diese Woche unter anderem schon mit Felix Casalino, Mike Lewicki und Tom Sindermann gesprochen. Da möchte ich keinen hervorheben.
Canbulut: Ich freue mich, alle wiederzusehen, mit denen ich damals die schöne Zeit nach dem Aufstieg hatte. Da sind ja noch einige Jungs von da. Und natürlich auch auf die Wattenscheider Verantwortlichen. Man kann sich immer noch in die Augen schauen und weiß, was man an sich hatte, das ist schön.
Sportlich wird es zur Sache gehen. Bei wem tut alleine der Gedanke an den Zweikampf schon weh?
Canbulut: Ich liebe die Herausforderung, daher ist mir egal, wer gegen mich spielt. Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich der Beste sein und mein Team siegen sehen. Aber wenn wir Sonntag dann eventuell gewonnen haben, wird es auch ein bisschen traurig für mich sein. Es sind gemischte Gefühle.
Yesilova: Ein direkter Gegenspieler von mir wird wahrscheinlich Eduard Renke sein. Da weiß er, was ihn erwartet und ich weiß, was auf mich zukommt (lacht). Aber am wenigsten freue ich mich auf Tim Kaminski. Er ist nicht so schnell wie Eddy, haut dich aber auch einfach mal um. Ich glaube nicht, dass er da Rücksicht auf mich nehmen wird. Er ist extrem eklig als Gegenspieler. Aber wenn er mir dann danach ein Essen ausgibt, ist das auch wieder alles in Ordnung.
Mit Engin Yavuzaslan steht nun der neue Trainer der SG Wattenscheid fest. Erst Anfang September war er als Trainer der Spvgg Vreden beim 1:1 gegnerischer Coach in Sprockhövel. Was bedeutet das für das Spiel am Sonntag?
Yesilova: Ich kenne Engin. Er ist ein sehr netter Typ. Ich glaube, wenn er fit wäre, wäre er selbst noch der beste Spieler im Kader. Er ist ein unglaublicher Fußballer. Und erfolgreiche Trainer waren genau das auch. Das sieht man ja an Xabi Alonso oder Zinedine Zidane. Engin möchte, dass sein Team viel Ballbesitz hat. Und nun hat er in Wattenscheid die Spieler, die das umsetzen können.
Canbulut: Die Spieler, die beim vorherigen Trainer etwas hintendran waren, können nun in den Fokus rücken. Ein Trainerwechsel kann positiv, aber auch negativ sein, wenn er zum Beispiel zu viel verändern will. Dann dauert es drei, vier Wochen, bis das Team die Idee des Trainers umsetzen kann. Sie sind eine Wundertüte. Aber Wattenscheid hat am Wochenende gegen Siegen den ersten Sieg eingefahren und konnte Selbstvertrauen sammeln. Wir werden sicher auf eine motivierte Mannschaft treffen. Aber wir brauchen uns auch nicht verstecken, haben auch eine sehr gute Truppe zusammen.
Als die TSG Sie vor der Saison verpflichtete, wurde bereits gesagt, dass es dauern würde, bis Sie komplett fit seien. Nun standen Sie einige Male gemeinsam in der Startelf in Sprockhövel. Wie zufrieden sind Sie mit dem Start?
Canbulut: In der Vorbereitung lief alles nach Plan, aber dann war ich zwei Wochen im Urlaub. Das tat mir nicht gut. In meinem Alter muss man im Rhythmus bleiben. Nach dem zweiten Spieltag habe ich aber gemerkt, dass es besser wird mit der Kondition. Ich glaube, jetzt profitieren das Team und die Mitspieler von mir. Ich glaube, ich kann uns besser machen, weil ich die Spieler gut einsetze. Aber es ist noch Luft nach oben. Ich merke einfach, dass ich ein Dreivierteljahr nicht gespielt habe. Ab dem 11. Spieltag glaube ich, dass ich die Luft habe, 90 Minuten lang hohes Tempo zu gehen. Die Bilanz als Team ist in Ordnung. Wir machen viele Lernprozesse durch. Wenn wir Kleinigkeiten besser gemacht hätten, hätten wir auch schon mehr Punkte haben können. Aber ich sehe die Saison als Marathon. Die Fehler, die wir gerade noch machen, werden uns am Ende der Saison helfen, sie nicht mehr zu machen.
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Yesilova: Für mich ist erst einmal wichtig, dass ich keine Schmerzen habe. Ich durfte viele Monate kein Sport machen, nicht ins Fitnessstudio, nicht laufen. Ich durfte nicht einmal fünf Kilogramm hochheben. Ich bin nicht topfit, sondern vielleicht bei 50 Prozent. Aber das kommt noch. Für Sprockhövel ist der Start nicht schlecht, gerade wenn man das letzte Jahr sieht. Wir hätten aber noch sechs Punkte mehr haben müssen. Wir spielen jedes Spiel bis zum Strafraum super. Dann müssen wir uns aber noch trauen, häufiger ins Eins-gegen-eins zu gehen. Und wenn wir da fünfmal scheitern, müssen wir trotzdem weiter machen. Beim sechsten Mal klappt es. Uns fehlt noch der letzte Pass, das letzte Dribbling vor dem Tor.
Es wird ein spannendes Spiel. Wie geht es aus?
Yesilova: 2:1 für uns.
Canbulut: Ich glaube, wir gewinnen das Ding 3:1.
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