Hattingen. TuS Hattingens Außenspieler Jonas Filep spielte einst gegen heutige Profis. Doch dann traf er eine Entscheidung, die er bis heute bereut.

Es sei im Nachhinein die schlechteste Entscheidung seines bisherigen Lebens gewesen, sagt Jonas Filep klar und deutlich und mit ein wenig Reue in der Stimme.

Jahrelang arbeitete der heute 22-jährige Hattinger auf sein Ziel als Profifußballer hin. Und dann, als er in der Jugend-Bundesliga so nah dran wie noch nie zuvor war, warf Filep die Erfolgsaussicht einfach weg.

Jonas Filep: Über den TuS Blankenstein und die TSG Sprockhövel in die Bundesliga

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Er begann mit dem Fußball im Trikot des TuS Blankenstein, ehe es ihn zur TSG Sprockhövel und von dort, fünf Jahre später, zur TSC Eintracht Dortmund zog. Bei all seinen Vereinen und auch bei der Kreis- und Regionalauswahl beackerte Filep erfolgreich die linke Außenbahn, wurde mal offensiv, mal defensiv eingesetzt.

„Mit 15 Jahren bin ich dann zu Wattenscheid 09 gewechselt, habe kurz für die U16 gespielt, wurde dann aber schnell in die Westfalenliga zur U17 hochgezogen“, erinnert sich der Spieler des TuS Hattingen. Es lief gut in Bochum, so gut, dass mehrere Vereine auf Filep aufmerksam wurden, ihn zu Probetrainings einluden.

Beim großen VfL Bochum trainierte er einige Male mit, weil ihm aber keine Spielgarantie ausgesprochen werden konnte, schlug er einen Wechsel an die Castroper Straße aus. Bei Rot-Weiss Essen stellte er sich vor, „da hat es aber einfach nicht gepasst, es hat mir da nicht so gut gefallen“, sagt er.

Nach einem Spiel gegen Rot-Weiss Essen war die Luft raus

Den Zuschlag bekam aufgrund eines guten Gesprächs mit dem damaligen Trainer Tobias Nubbemeyer – der später auch bei RB Leipzig in der Jugend als Coach aktiv war – schlussendlich der Hombrucher SV, der damals als kleiner Verein in der B-Jugend die Bundesliga aufmischte.

Doch gerade als Filep so nah dran war und die Chance hatte gegen Teams von Schalke 04, Borussia Dortmund oder Borussia Mönchengladbach und heutige Profis wie Ahmed Kutucu, Noah Katterbach, Louis Beyer Can Bozdogan oder Shinta Appelkamp zu spielen, hatte er plötzlich keine Lust mehr. „Ich habe nur das erste Spiel gegen Rot-Weiss Essen mitgemacht. Danach war ich schon im Gespräch mit Tobias Nubbemeyer, dass ich gerne aufhören würde mit dem Fußball“, sagt Filep.

Keine Zeit für Freizeit und die Schule wurde auch vernachlässigt

Kurze Zeit später hing er seine Schuhe an den so oft beschriebenen Nagel. Von 100 auf null, ohne Zwischenschritt. Woran das gelegen habe, kann er selbst gar nicht so richtig beantworten.

„Es lief gut, ich habe mich wohlgefühlt in der Mannschaft. Ich glaube, es lag daran, dass ich kaum Freizeit hatte. Nach der Schule ging es nach Dortmund für vier Stunden. Wir hatten jeden Tag Videoanalyse, ich hatte keinen Tag Pause, außer vielleicht mal einen Samstag, wenn wir Regeneration hatten. Und die Schule habe ich auch vernachlässigt“, so Filep. Es sei kein einfacher Weg gewesen, sich selbst einzugestehen, dass er eine Veränderung brauche.

Ein Bild aus Zeiten der B-Junioren-Westfalenliga. Jonas Filep (r.) spielte damals für die SG Wattenscheid 09. Heute ist er für den TuS Hattingen in der Fußball-Bezirksliga aktiv.
Ein Bild aus Zeiten der B-Junioren-Westfalenliga. Jonas Filep (r.) spielte damals für die SG Wattenscheid 09. Heute ist er für den TuS Hattingen in der Fußball-Bezirksliga aktiv. © FUNKE Foto Services / Olaf Ziegler | Olaf Ziegler

So nachvollziehbar die Gründe auch klingen, im Nachhinein ärgert sich der Hattinger doch über sein damals jugendliches Ich. „Es war die schlechteste und falscheste Entscheidung meines Lebens. Ich war jung, habe nicht so weit gedacht. Ich meine, auch wenn es später nur die Ober- oder Regionalliga gewesen wäre, wäre es mit dem eigenen Hobby eine gute Einnahmequelle neben dem Beruf geworden“, sagt Filep, der aktuell nach seiner Ausbildung zum Speditionskaufmann ein Studium der nachhaltigen Entwicklung absolviert.

Nun geht es mit dem TuS Hattingen um den Klassenerhalt der Bezirksliga

Zwar wollte Filep – ehe er sich 2019 der A-Jugend des TuS Hattingen anschloss, um wieder gemeinsam mit Freunden zu spielen – gut eineinhalb Jahre nicht mehr selbst im Trikot eines Vereines gegen den Ball treten, der Fußball an sich behielt für ihn aber die große Bedeutung.

„Ich habe Fußball gelebt. Das muss man meiner Meinung nach aber auch tun, wenn man im Profibereich oder auch in der Oberliga aufwärts spielen möchte“, so Filep. Mittlerweile sei dieser Ehrgeiz nicht mehr ganz so groß. Ganz ablegen würde er den aber nie. „Es ist nun nur noch ein Hobby für mich. Im Vordergrund stehen der Spaß und der Teamzusammenhalt. Aber natürlich gehört Ehrgeiz dazu, der ist auch weiterhin in mir“, sagt Filep.

Elf Punkte muss der TuS Hattingen aufholen

Er wird ihn brauchen, um die beinahe unmöglich erscheinende Aufgabe des Klassenerhalts mit Bezirksliga-Schlusslicht TuS Hattingen noch zu lösen. Satte elf Punkte müssen die Rot-Weißen auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz aufholen.

Jonas Filep (hinten) steht mit dem TuS Hattingen in der Fußball-Bezirksliga aktuell auf dem letzten Platz.
Jonas Filep (hinten) steht mit dem TuS Hattingen in der Fußball-Bezirksliga aktuell auf dem letzten Platz. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Filep, der sich seitdem er wieder in Hattingen ist, schon zwei Mal ein Außenband im Fuß riss und durch diese Verletzungen seine Qualitäten selbst noch gar nicht richtig zeigen konnte, möchte dabei eine wichtige Rolle spielen.

Ehrgeiz und Optimismus

Die bisherige Misere liege vor allem an den vielen Verletzungen, mit denen das Team Schwierigkeiten hatte, umzugehen. „Es waren ja nicht nur leichte Verletzungen. Lange fehlten auch Leistungsträger wie Ramon Sauret-Kranz. Er ist auch in der Lage, mal drei oder vier Tore zu schießen. Die Qualität fehlt nicht, der Kader ist nur wirklich nicht groß“, so Filep.

Mit ihm selbst und dem wiedergenesenen Sauret-Kranz kommen nun zwei offensive Alternativen zurück. „Ich bin guter Dinge. In der Hinrunde haben wir gegen Mannschaften gespielt, die viel höher stehen. Sie waren nicht besser, sondern einfach eiskalt vor dem Tor. Wenn alle zum Training kommen, ist der Klassenerhalt möglich“, zeigt sich Filep voller Ehrgeiz. Denn noch einmal, möchte er eine große Chance nicht einfach wegschmeißen.

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