Hattingen. Nach Vorfällen und ungerechtfertigten Anschuldigungen richtet sich Hedefspor Hattingen an den Verband. Und betritt mit einem Funktionär Neuland.

Mehrmals war Hedefspor Hattingen in der laufenden Saison und der vergangenen Saison in teilweise vermeintliche Ausschreitungen verwickelt.

Nun wehrt sich der Verein mit einem offenen Brief an den Fußballkreis Bochum und den Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen dagegen – und mit einer neu geschaffenen Position.

Hedefspor Hattingen möchte den Zwischenfällen mit Gewalt entgegenwirken

„Aufgrund der zurückliegenden Wochen und Monate, die im Fußballalltag von eher unangenehmen Zwischenfällen mit Gewalt auf unterschiedlichen Sportplätzen geprägt wurden und uns erschreckten, sahen wir uns vom Verein Hedefspor Hattingen veranlasst, ein Konzept zu entwickeln, das dem entgegenwirkt. Wir wollen damit als Verein aktiv gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung vorgehen und ebenfalls die Prävention deutlich steigern“, sind die Anfangssätze des Schreibens vom Vorstand des Klubs.

Mitglieder des eigenen Vereins seien in den vergangenen Monaten mehrmals Opfer von Gewalt geworden. Als Beispiel wird ein Vorfall vom 22. Mai gegen den TSV Witten angeführt. „Dort sei ein Spieler unserer 1. Mannschaft zusammengeschlagen wurden“ und musste daraufhin mehrere Tage im Krankenhaus verbringen. Das Strafverfahren gegen den Fan der Wittener wurde aber eingestellt, weil der Täter nicht zu ermitteln war.

Vorkommnisse bei der Jugend und den Senioren

Zudem seien ungerechtfertigte Sportgerichtsverfahren eingeleitet worden, bei denen Hedefspor freigesprochen wurde. Diese Vorgänge hätten den Verein dazu veranlasst die Position des „Sozialen Ansprechpartners – SAP“ einzuführen.

Folgende Vorkommnisse stießen die Schaffung des Sozialen Ansprechpartners bei Hedef an.

  • 22. Mai 2022: Spiel der ersten Mannschaft beim TSV Witten. Ein Spieler von Hedefspor wurde niedergeschlagen und musste ins Krankenhaus. Das Verfahren wurde eingestellt, weil niemand den Täter vor dem Sportgericht kannte und dieser so nicht zu ermitteln war.
  • 28. August: Spiel der ersten Mannschaft gegen den TuS Kaltehardt. Ein Ordner verhinderte, dass sechs Männer den Schiedsrichter nach Abpfiff aufgrund eines für sie unverständlichen Pfiffes zur Rede stellten. Der Ordner wurde zu Boden gestoßen, ein anderer bekam einen Schlag ins Gesicht. Es wurde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Hedefspor wurde vor der Spruchkammer komplett freigesprochen.
  • 12. November:C-Jugend-Spiel bei SW Wattenscheid 08. Ein Wattenscheider Spieler wurde in der zweiten Hälfte gefoult, ein Hattinger schubste den Bochumer daraufhin um, woraufhin wiederum ein den Wattenscheidern zuzuordnender Zuschauer aufs Feld lief und den Hattinger Jugendspieler schubste. Der Schiedsrichter entsprach einer Empfehlung von Wattenscheids Vorstand Jörg Kaminski, die Partie abzubrechen. Nach einer Rudelbildung rief die Mutter des Hattinger Spielers die Polizei. Die Partie wurde im Nachhinein für Hedefspor gewertet.
  • 12. November: Bei einem Freundschaftsspiel der D-Jugend gegen die SG Welper wurde der Welper zuzuordnende Spielleiter auffällig und im Nachhinein vom Team entfernt.
  • 19. November: C-Jugend-Spiel gegen den TuS Kaltehardt. Die Bochumer forderten aufgrund vermeintlicher, vergangener Geschehnisse gegen Wattenscheid Kreisaufsicht zum Spiel an. Die Kosten übernahm Kaltehardt. Weil aber auch ein Schiedsrichter angefordert wurde, musste auch Hedefspor Geld bezahlen.

Sozialer Ansprechpartner SAP soll Hilfe bieten

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Dieser soll dafür sorgen, dass im Verein weiterhin gewaltfrei agiert werde und Mitglieder des eigenen sowie des gegnerischen Vereins ruhig bleiben würden. Der SAP soll sich zukünftig unter anderem mit den Problemen beschäftigen, die sonst gar nicht wahrgenommen werden. Er soll dabei auf die aktiven Spielenden und auch auf die passiven Mitglieder und sonstigen Helfenden zugehen und bei den vorhandenen Problemen helfen.

„Wir sind der Auffassung, dass oftmals Aggressionen im Keim erstickt werden können, wenn Menschen bei der Bewältigung ihrer Sorgen und Nöte geholfen wird. Zufriedene Menschen, die respektvoll behandelt werden, neigen, nach unserer Auffassung, eher nicht zu Gewalthandlungen“, so Hedefspors Vorstand.

Zudem soll der SAP, der unabhängig vom Vorstand arbeiten soll, bei Sprachbarrieren helfen und als Bindeglied zwischen Vereinen, Behörden, Einrichtungen und den Betroffenen tätig werden.

Uwe Fischer übernimmt den neu geschaffenen Posten

Gewonnen werden konnte für diese Position Uwe Fischer, der seit über 20 Jahren dem Kreisjugendausschuss Bochum angehört und seit vielen Jahren in der Fußballfachschaft Hattingen tätig ist.

Uwe Fischer – hier ein Bild von 2017 – wird bei Hedefspor Hattingen als Sozialer Ansprechpartner fungieren.
Uwe Fischer – hier ein Bild von 2017 – wird bei Hedefspor Hattingen als Sozialer Ansprechpartner fungieren. © FUNKE Foto Services | Manfred Sander

„Irgendwann ist bei Hedefspor nach den Vorkommnissen die Erkenntnis gekommen, dass etwas aus dem Ruder läuft. Auch die Berichterstattung in den Medien war nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Deswegen haben sie gesagt, dass etwas unternommen werden muss. Da haben sie mich angesprochen“, so Fischer. Er arbeitet auch beim Kreis Bochum aktiv bei Konfliktlösungen und bei der Gewaltprävention mit und hat auf dem Gebiet sehr viel Erfahrung.

Eskalationen sollen auf ein Minimum beschränkt werden

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„Auch zu strafrechtlichen Konsequenzen und möglichen zivilrechtlichen Folgen von Gewalt kann er auf seinen vorhandenen Erfahrungsschatz zurückgreifen, insbesondere, weil er auch jahrzehntelange Diensterfahrung bei der Kriminalpolizei hat, wobei er mittlerweile pensioniert ist“, so der Verein, der die Schaffung dieser Position als „Neuland“ und als „Modellcharakter“ bezeichnet.

„Wir hoffen, dass wir dadurch zukünftige Eskalationen auf ein Minimum beschränken können. Außerdem wollen wir innerhalb des Vereins einen ruhenden Pol schaffen, der für die entstehenden Probleme eine Lösung weiß.“

Uwe Fischer möchte auch gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen

Fischer selbst hat nun ein Konzept erstellt, welches auf zwei Standbeinen steht. „Ich werde intern arbeiten und mich um die Probleme der Mitglieder oder auch Eltern der Spielenden kümmern. Zudem werde ich jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung im Keim ersticken. Das ist ein persönliches Anliegen von mir. Und ich werde in Zukunft bei solchen Vorfällen für den Verein auch mit der Presse sprechen“, so Fischer.

Und weiter: „Ich glaube, dass es ziemlich fruchtbarer Boden werden wird. Es gibt immer mal Probleme und das kann nicht schaden, wenn jemand, der Erfahrung in solchen Dingen hat, versucht, die Sache zu bewältigen oder mitzuarbeiten.“

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