Region. Der HVW sucht dringend Schiedsrichter. Wie Ansetzungen funktionieren, was ein großes Problem ist – und welches neue Angebot es bald geben könnte.

Gibt es keinen Nachwuchs mehr, muss Kreativität her. Dies ist in der Wirtschaft genauso wie im Sport. Die Zeiten, in denen zum Beispiel im Handball junge Leute ihr Interesse bekunden, Schiedsrichter zu werden, sind vorbei.

Es sind die Verbände, die deshalb aktiv um neue Unparteiische werben müssen – und ihnen nun den Weg dorthin erleichtern wollen.

Handballverband Westfalen diskutierte über das Problem auf einer Präsidiumssitzung

Auch interessant

„Es fehlen Schiedsrichter, das ist ganz klar“, sagt Wilhelm Barnhusen, Präsident des Handballverbandes Westfalen (HVW) und des Westdeutschen Handballverbandes. Ständig werde Werbung betrieben, um neue Schiedsrichter – jedes Vereinsmitglied in einem Handballverein ab einem Mindestalter von 14 Jahren kann es werden – zu gewinnen.

„Das Problem, welches wir haben, ist, dass junge Leute nach der Ausbildung schnell wieder aufhören, weil sich Mannschaften oder Zuschauer nicht fair verhalten und sie anpöbeln“, so Barnhusen.

Zwar bekomme jeder Neu-Schiedsrichter einen Paten an die Seite gestellt, der einschreiten könne, aber das alleine reiche kaum, als Argument. Deswegen wurde auf einer Sitzung des erweiterten Präsidiums des Handballverbandes Westfalen kurz vor Weihnachten auch noch einmal über das Thema gesprochen.

Erfahrene Spieler könnten ein Angebot bekommen

Eine Idee, die nun durchgespielt wird, ist, die Ausbildungszeiten für erfahrene Spieler zu verkürzen. „Aktuell muss jeder ganz unten in der Ausbildung anfangen. Aber Spieler, die lange in der Regionalliga oder in der dritten Liga gespielt haben, haben dazu nicht wirklich Lust“, sagt Barnhusen.

Ohne Schiedsrichter geht nichts.
Ohne Schiedsrichter geht nichts. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Grundsätzlich liege das Thema der Schiedsrichter-Ausbildung allerdings bei den einzelnen Kreisen, in denen pro Jahr bis zu drei Anwärter-Lehrgänge durchgeführt werden. Der HVW kann in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Handballbund nur die übergeordneten Strukturen schaffen.

Kreisneutrale Ansetzungen sollen ab der Landesliga aufwärts Standard sein

Auch interessant

Ist man erst einmal Schiedsrichter, entscheiden vier Ansetzer mit einem Vorlauf von vier bis sechs Wochen im HVW darüber, wer welches der rund 120 bis 140 Spiele pro Wochenende pfeift. Zu beachten sind dabei neben eigenen Spieler- und Betreuertätigkeiten auch private Termine sowie sportliche Aspekte wie der Tabellenstand, Vorkommnisse zwischen den gegeneinanderspielenden Klubs in der Vergangenheit oder ob es sich um ein Derby handelt.

„Ab der Landesliga aufwärts versuchen wir im Verband, kreisneutrale Ansetzungen durchzuführen, das heißt, die Schiedsrichter kommen nicht aus einem Kreis der beteiligten Mannschaften“, sagt Thomas Karwehl, der Hauptansetzer beim HVW.

Unglückliche Ansetzungen haben mehrere Gründe

Auch interessant

Nicht immer gelingt dies aber. Denn kommt es zu Rückgaben der verteilten Spiele, zum Beispiel durch Verletzungen, Erkrankungen oder der Anforderung eines Gespanns für höhere Ebenen, kann es aufgrund des Schiedsrichter-Mangels zu Problemen kommen. Dann könne nicht mehr gewährleistet werden, dass ein Spiel noch angesetzt werden könne, so Karwehl. Am vergangenen Wochenende mussten zum Beispiel aus solchen Gründen drei Spiele im Verbandsgebiet ohne geeignete Schiedsrichter ausgetragen werden.

Auch unglückliche Ansetzungen wie Schiedsrichter aus der eigenen Stadt oder von beteiligten Vereinen seien dadurch möglich, sagt Karwehl. Zwar verhindere eine Ansetzungs-Software diese Fälle weitestgehend.

„Allerdings kann es wegen des großen zeitlichen Vorlaufs der Ansetzungen schonmal vorkommen, dass andere Tabellenkonstellationen entstehen als bei der Erstansetzung erwartet. Bei kurzfristigen Umbesetzungen und wenn nicht mehr genügend Schiedsrichter zur Verfügung stehen, müssen die Ansetzer abwägen, ob ein Gespann aus der gleichen Stadt oder aus der Nähe zum Einsatz kommen kann oder ob das Spiel gegebenenfalls unbesetzt bleiben muss.“

So viel verdient ein Schiedsrichter im Handballverband Westfalen

Schiedsrichter bekommen Fahrtkostenerstattet (30 Cent pro Kilometer für den Fahrenden, 5 Cent für den Beifahrenden).

Pro Spiel gibt es eine Spielleitungsentschädigung, die von der Liga der geleiteten Partie abhängig ist. Im Handballverband Westfalen liegt die in der Oberliga, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, bei 70 Euro, in der Verbandsliga bei 55 Euro, in der Landesliga bei 40 Euro und im Pokal bei 45 Euro.
In der A-Jugend gibt es bei Oberliga, Verbandsliga oder Landesliga-Spielen 35 Euro, in der B-Jugend 30 Euro, in der C-Jugend 25 Euro. Bei der Westfalen-Meisterschaft 30 Euro und bei Turnierspielen 6 Euro je angefangenen zehn Minuten Spielzeit.

Auf Kreisebenegibt es teilweise abweichende Regelungen wie zum Beispiel Pauschalen ohne separate Fahrtkosten-Berechnung.

Mehr Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel gibt es hier. Auch den Lokalsport-Newsletter können Sie hier abonnieren.

Die Facebook-Gruppe zum Sport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.