Hattingen. Um zu sparen, möchte die Stadt Hattingen die Duschen nur kalt zur Verfügung stellen oder teilweise sogar gar nicht – was die Vereine dazu sagen.

Die Dusch-Situation auf Hattingens Sportplätzen und in den Hallen spitzt sich zu. Um Energie zu sparen, hat die Stadt Hattingen die Duschen in Sporthallen und auf Sportplätzen abgestellt. Teilweise sind die Duschen zwar noch kalt verfügbar, aber die Sport-Vereine sind verärgert und verstehen die Maßnahmen überhaupt nicht. Gegenvorschläge wurden dargelegt und werden nun geprüft.

Eigentlich dachten die Vereine in Hattingen, dass sie nun endlich über den Berg seien. Nach endloser Corona-Pause freuten sich alle Beteiligten, den Spielbetrieb wieder normal aufnehmen zu können – doch die Stadt Hattingen machte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Die Ernüchterung ist nun groß.

Krisengespräch der Vereine mit den Verantwortlichen: Es wurde lauter

Dino Carrafiello, Geschäftsführer der SG Welper, nahm am Anfang der Woche bei einem Krisengespräch zwischen den Vereinen und der Hattinger Bürgermeister Dirk Glaser teil. Zudem war auch der Abteilungsleiter für Sport und Bäder in der Stadt, Niels Vogel dabei. Es wurde viel über die aktuelle Situation diskutiert – dabei sei es auch mal lauter geworden.

Carrafiello und die anderen Vereine sind der Ansicht, dass es nicht sein kann, dass nur die Sportvereine unter den Maßnahmen leiden müssen: „Jeder sollte Einschnitte machen. Das ist uns allen klar. Aber es kann doch nicht sein, dass nur die Sportvereine zuständig für Spar-Maßnahmen sind.“

Weitere Hintergründe:

Wenn die Sportler und Sportlerinnen nicht am Platz oder in der Halle duschen würden sie es Zuhause tun. Dadurch würde es am Ende überhaupt keinen Unterschied machen: „Es ist einfach völlig sinnfrei“, sagt Carrafiello. Gegenvorschläge waren zum Beispiel, dass die Temperatur der Duschen runtergefahren wird oder die Heizung in den Hallen abgestellt wird: „Im Notfall kannst du auch mal in langen Sachen trainieren, wenn die Halle nicht so warm ist, aber nach dem Sport nicht duschen zu können und sich nass geschwitzt ins Auto setzen zu müssen – das ist eine absolute Katastrophe.“

Dino Carrafellio: „Es ist einfach völlig sinnfrei“

Die Leute kämen von weit weg und es sei verrückt, sie dann ungeduscht nach Hause fahren zu lassen, Carrafiello weiter: „Jeden Spieltag dürfen wir dann die Vereine und Schiedsrichter anrufen und ihnen sagen, dass man bei uns nicht duschen kann – das ist doch Wahnsinn.“ Es müsse an alle Leute appelliert werden, kürzer und nicht so heiß zu duschen.

Darüber hinaus sagt er, dass es sinnlos wäre, jetzt alles runterzufahren um dann im Januar wieder alles hochzufahren: „Alles sollte stetig auf einem niedrigem Level gehalten werden.“ Drastische Maßnahmen wie die aktuelle würden nur einen Bumerang-Effekt verursachen. Stattdessen könne beispielsweise auch an anderen Ecken wie Beleuchtung von Reklame gespart werden. Der Geschäftsführer der SG Welper würde aber auch an die Eigenverantwortung der Leute appellieren.

Dino Carrafiello und die anderen Vereine sind überhaupt nicht begeistert.
Dino Carrafiello und die anderen Vereine sind überhaupt nicht begeistert. © WAZ FotoPool | Claudia Schütte

TuS Hattingen, DJK Märkisch und die SF Niederwenigern sind auch nicht begeistert

Auch Günter Ecker, Abteilungsleiter der Fußballer des TuS Hattingen sieht es ähnlich: „Das bringt doch alles nichts. Wenn die Leute die Energie nicht beim Sport verbrauchen, dann tun sie es halt zuhause nach dem Training oder Spiel.“ Durch die Pandemie hätten viele Amateur-Vereine sowieso schon Spieler verloren, wenn die die Duschen jetzt noch dazu kämen, würden Klubs Gefahr laufen, dass noch mehr Sportler abspringen könnten.“ Ecker ist erbost: „Die Entscheidung hat definitiv jemand getroffen, der noch nie nass geschwitzt vom Training gekommen ist.“

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Andreas Bergolte, Jugendleiter des DJK Märkisch findet die Maßnahmen überhaupt nicht lustig: „Ich verstehe es nicht. Das ist purer Aktionismus.“ Viel besorgniserregender findet der Jugendleiter allerdings die Folgen: „Dadurch würde etwas kaputt gehen. Nach dem Training oder Spiel in der zusammen in der Kabine zu sitzen und alles Revue passieren zu lassen, das macht den Sport einfach aus – das Beisammensein ist so wichtig für die Menschen. Das würde dann komplett wegfallen.“ Jetzt würden sich alle im Anschluss in ihr Auto setzen und wegfahren.

Abteilungsleiter der Senioren von den Sportfreunden Niederwenigern, Manfred Lümmer, sagt dazu: „Im Sommer wäre es ja noch vertretbar sich ungeduscht oder zumindest kalt geduscht ins Auto zu setzten. Wenn es im Winter aber regnet und die Spieler kalt geduscht oder gar ungeduscht nach Hause müssen – das wäre eine Katastrophe und würde uns jeglichen Spaß am Sport nehmen.“ Die Senioren der Sportfreunde spielen in der Landesliga und es wäre nicht zumutbar, Mannschaften ungeduscht teilweise eine Stunde zurück fahren zu lassen, „das wäre gesundheitsgefährdend“, so Lümmer.

In der Halle der Handballer des TuS Hattingen dagegen funktionieren die Duschen noch – zwar kalt, aber sie funktionieren. Grund dafür ist, dass der TuS in einer Kreissporthalle zuhause ist und die Anlage damit nicht der Stadt Hattingen gehört.

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