Sprockhövel. Fußball-Oberligist TSG Sprockhövel holt ersten Saisonpunkt. 4:4 nach 1:4 gegen Rheine. Emre Cakir bewirbt sich für die Leichtathletik-Abteilung.

Was ist das denn? Emre Cakir jubelt und legt einen Sprint hin, als wolle er sich für die Leichtathletik-Abteilung der TSG Sprockhövel bewerben. Es ist ein kurzer Sprint der ausgelassenen Freude. Soeben – in der 87. Minute, um genau zu sein – hat der 23-Jährige den Wahnsinn in der Klein-Arena perfekt gemacht und nach einem Freistoß von Kiyan Gilani das Tor zum 4:4 (1:2)-Endstand gegen den FC Eintracht Rheine geköpft. Damit haben die Oberliga-Fußballer der TSG ihren ersten Saisonpunkt geholt. Trotz eines 1:4-Rückstandes.

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Nach diesen irren 90 Minuten vor nur 200 Zuschauern ist auch Sprockhövels Trainer Yakup Göksu fix und fertig. „Was soll ich sagen?“, fragt er. „Ich bin einerseits sprachlos.“ Und andererseits? „Ich bin froh und stolz auf die Truppe, dass sie nach dem 1:4 so zurückgekommen ist.“ Beeindruckend. Und selbst diejenigen, die überhaupt keine Ahnung vom Fußball haben, wissen nun eines: Die Moral in dieser Sprockhöveler Mannschaft stimmt.

Yakup Göksu, der Trainer des Fußball-Oberligisten TSG Sprockhövel, erlebte am Sonntag ein sehr irres Spiel.
Yakup Göksu, der Trainer des Fußball-Oberligisten TSG Sprockhövel, erlebte am Sonntag ein sehr irres Spiel. © Walter Fischer

Felix Sauer gleicht für die TSG Sprockhövel zum 1:1 aus

Glücklich ist Yakup Göksu vor allem auch deshalb, weil sich sein Team endlich einmal belohnt hat. „Wir hatten schon in den vergangenen beiden Spielen die Oberhand, haben den Ball aber einfach nicht über die Linie bekommen“, sagt der TSG-Coach. Diesmal hat’s sogar gleich viermal geklappt. „Vier Tore sind geil und gut“, meint Yakup Göksu. „Nichtsdestotrotz gibt es bei so einem Spielstand immer ein Aber.“ Klar: die Gegentreffer, die Schwächen in der Defensive. Es ärgert den Sprockhöveler Trainer, dass „wir leider wieder nach zwei Standards Tore kassiert haben, weil wir zu einfache Fehler machen“, sagt er. „Das werden wir mit der Mannschaft besprechen.“

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Aber jetzt mal zum Spiel, das Schiedsrichter Lars Bramkamp vom TuS Hattingen schon früh etwas länger unterbrechen muss, weil Deniz Duran behandelt wird, ehe er dann mit einem Kopfverband weiterspielen kann. Das 0:1, das gut und gerne auch schon das 0:2 hätte sein können, stecken die Sprochöveler locker weg und antworten dank Felix Sauer mit dem Ausgleich. 1:1 nach 21 Minuten.

Julius Hölscher trifft in Sprockhövel dreimal für den FC Eintracht Rheine

Und dann? Dann trägt sich Julius Hölscher in die Torschützenliste ein. Einmal, zweimal, dreimal. Seinen ersten Treffer markiert der linke Verteidiger des FC Eintracht Rheine nach einem Freistoß von Colin van den Berg und seinen dritten mit einem 16-Meter-Schuss nach ei­nem Eckball von Luca Ehler, als er völlig blank steht. 1:4 nach 69 Minuten, und außer Trainer Yakup Göksu wettet wohl niemand mehr auch nur einen Euro darauf, dass die TSG an diesem Sonntagnachmittag noch etwas Zählbares holen wird.

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Doch es geht tatsächlich noch was, weil die TSG trotz ihrer eigentlich aussichtslosen Situation nicht aufhört zu ackern und zu rackern. „Jeder hat sich reingehauen, und wir haben versucht, es zu erzwingen“, sagt Yakup Göksu. Obwohl Rheines Mirko Janning immer wieder lautstark mahnt, doch bitte wach zu bleiben, steht der FC Eintracht nun unter Dauerdruck und wird dabei auch noch ungeschickt. Erst bringt Joschka Brüggemann Sprockhövels Kiyan Gilani so zu Fall, dass es einen Elfmeter gibt, den der Gefoulte zum 2:4 verwandelt, dann missachtet Torwart Cornelius Watta die Sechs-Sekunden-Regel, so dass die TSG einen indirekten Freistoß im Rheiner Strafraum erhält, den Agon Arifi schließlich zum 3:4 nutzt. Und dann! Sie wissen schon! Emre Cakir wuchtet den Ball per Kopf zum 4:4 ins Netz. „Fußballerisch, kämpferisch und läuferisch“, meint Trainer Yakup Göksu, „hätten wir keine Niederlage verdient gehabt.“ Recht hat er.

So haben sie gespielt:

Tore: 0:1 Viktor Maier (17.), 1:1 Felix Sauer (21.), 1:2, 1:3, 1:4 Julius Hölscher (27., 50., 69.), 2:4 Kiyan Gilani (73., Foulelfmeter), 3:4 Agon Arifi (79.), 4:4 Emre Cakir (87.).

TSG Sprockhövel: Knälmann - Hendel, Multari, Stojan, Husidic (83. Janson) - Arifi (90.+2 Akyol), Sauer (61. Albayrak), Gilani, Duran - Wasilewski (69. Krzysztofiak).