Hattingen. Vanessa Brandt ist in der abgelaufenen Saison Torschützenkönigin der zweiten Damenliga geworden. Ihre Wurzeln liegen in einer Handballer-Familie.

Die aktuelle Torschützenkönigin der 2. Damenhandball-Bundesliga spielt beim HSV Solingen-Gräfrath. Insgesamt 215 Tore gingen in 26 Spielen auf das Konto der mit Abstand erfolgreichsten Torjägerin der gerade abgelaufenen Saison. Die handballerischen Wurzeln der Titelträgerin liegen in Hattingen, genauer gesagt im Ortsteil Welper.

Ihr Name: Vanessa Brandt. Ihre Eltern: Anna und Jens Brandt.

Mutter Anna Brandt spielte 50 Mal für die Nationalmannschaft

Auch wenn es in dieser Geschichte nicht um den ehemaligen Weltmeister und legendären Nationaltrainer Heiner Brand (der schreibt sich ja auch nur mit „d“) geht, so ist auch der Name der Welperaner Handball-Familie Brandt (mit dt) in den nationalen Handballkreisen nicht nur den absoluten Experten ein Begriff.

Mutter Anna Brandt steht als 50-fache Nationalspielerin, WM-Dritte, Europa- und DHB-Pokalsiegerin mit Borussia Dortmund sowie 120-fache Bundesligaspielerin mit insgesamt 521 Toren für TSV GutsMuths Berlin, Borussia Dortmund und TV Beyeröde und auch noch als Spielerin und Trainerin der DJK Westfalia Welper in den Statistiken.

Vater Jens Brandt schaffte es mit der TSG Herdecke und dem TV Brechten bis in die 3. Liga. Zudem war der Physiotherapeut bei seinem Stammverein DJK Westfalia Welper jahrelang als Spieler, Trainer und auch als Spielertrainer im Einsatz.

Leistungsexplosion nach der Corona-Pause

Die Erfolge der Eltern liegen nun aber schon einige Jährchen zurück. Dafür tritt aktuell Tochter Vanessa immer mehr aus deren großen Fußstapfen heraus. Als linke Rückraumspielerin des Tabellenfünften HSV Solingen-Gräfrath und Torschützenkönigin der 2. Bundesliga rückt die 21-Jährige gerade unmittelbar ins nationale Rampenlicht.

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Vanessa Brandt legte dabei in der Saison 2020/21 eine wahre Leistungsexplosion an den Tag. „In der Corona-Pause hat es bei mir auf ganzer Ebene Klick gemacht. Ich habe richtig Gas gegeben. Meine Ernährung habe ich umgestellt, viele Kilos abgenommen, an Kraft, Dynamik und Fitness dazugewonnen und meinen Spaß daran gefunden“, nennt die HSVerin auch gleich den Grund für die enorme Steigerung.

Aber auch privat hatte sich ihr Leben durch eine neue Wohnung in Wuppertal und einer Ausbildung zur Steuerfachangestellten in Ennepetal zuvor schon sehr verändert.

Von der DJK Westfalia Welper zu Borussia Dortmund

Ihre ersten Schritte im Handballsport machte Vanessa Brandt – wie sollte es anders sein – bei der DJK Westfalia Welper. Sie spielte dann in der E- und C-Jugend zunächst unter den Fittichen von Trainerin Meike Neitsch und später auch von Mutter Anna Brandt für die Jugendspielgemeinschaft der DJK mit dem TuS Hattingen.

„Wenn gleich zwei Nationalspielerinnen die Grundlagen legen, dann geht es einfach nicht besser“, freut sich Vater Jens Brandt auch heute noch über den Einstieg seiner Tochter in den Handballsport. Schnell wurde so auch Bundesligist Borussia Dortmund auf das große Talent aufmerksam. Bei den Borussen spielte Vanessa von der C- bis zur A-Jugend-Bundesliga, zuletzt auch schon parallel in der zweiten Seniorinnenmannschaft in der 3. Liga.

Nach dem glücklichen Klassenverbleib das Überraschungsteam der Saison

In der Saison 2018/19 entschied sich Vanessa Brandt für eine neue Herausforderung. Sie hatte ihre Knieprobleme aus der Wachstumsphase gut überstanden und wechselte zum damaligen Drittligisten HSV Solingen-Gräfrath. „Da gelang uns dann sofort die Meisterschaft und der Aufstieg in die 2. Bundesliga“, freut sich Brandt über den sich prompt einstellenden Erfolg.

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Nach dem überraschenden Aufstieg lief es in der neuen Liga in der ersten Corona-Saison allerdings für den HSV nicht rund. Beim Abbruch der Spielzeit nach 22 von 30 Spieltagen stand das Team um Vanessa Brandt auf dem letzten Rang vor dem direkten Wiederabstieg.

„Der ist uns durch die Pandemie erfreulicherweise erspart geblieben. Nur so konnten wir uns in der zweithöchsten Klasse halten und dann mit dem tollen fünften Platz in der gerade beendeten Saison die Erwartungen weit übertreffen. Dass ich dann auch noch Torschützenkönigin der gesamten Liga geworden bin, macht mich natürlich auch ein wenig stolz“, ließ die 70 Kilogramm schwere und 1,80 Meter große Sportlerin dann auch einen kleinen Einblick in ihre Gefühlswelt zu.

Vertragsverlängerung beim HSV Solingen-Gräfrath bis 2023

Dass die herausragenden Leistungen der auch sehr abwehrstarken Zweitligaspielerin auch Erstligaklubs nicht verborgen blieb, war eigentlich keine Überraschung.

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„Ich werde aber jetzt nicht wechseln und habe frühzeitig bei meinem Klub um weitere zwei Jahre bis 2023 verlängert. Ich möchte bald mit einem Studium für das Berufsschullehramt beginnen und in der kommenden hoffentlich weitgehend Corona-freien Saison mit meinem Team die gute Platzierung bestätigen“, erzählt die Hattingerin.

Die Frage, ob sie dann nicht doch irgendwann einmal den Sprung ins Handball-Oberhaus wagen wird, lässt sie aber momentan noch offen. Vanessa Brandt: „Ich fühle mich in Solingen sehr wohl. Und nach Beendigung meines Vertrages bin ich auch erst 23 Jahre alt. Was dann sein wird, lasse ich in aller Ruhe auf mich zukommen.“

Auch Jana Brandt hat den Weg zu Borussia Dortmund gewagt

Und dann gehört da ja übrigens auch noch die 13-jährige Tochter Jana zur Handball-Familie Brandt. Das „Nesthäkchen“ hat, wie seinerzeit ihre große Schwester, inzwischen ebenfalls den Sprung von der heimischen DJK Welper und „Trainerin-Mutter“ Anna zum großen BVB gewagt.

Die Eltern Jens und Anna Brandt und die jüngere Schwester Jana von Vanessa Brandt, sind allesamt dem Handball sehr verbunden.
Die Eltern Jens und Anna Brandt und die jüngere Schwester Jana von Vanessa Brandt, sind allesamt dem Handball sehr verbunden. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Auch Jana hat richtig viel Talent und auch den Willen, um höherklassig zu spielen. Sie wollte unbedingt zur Borussia. Also haben wir den Fahrdienst zu Spiel und Training wieder aufgenommen und unterstützen Jana genau so wie zuvor ihre ältere Schwester“, sagt die Gesamtschullehrerin für Mathematik und Sport, die den Weg nach Dortmund ja noch aus eigenen erfolgreichen Zeiten, gekrönt vom Sieg im Europapokal, bestens kennt.

Vanessa fände es übrigens sehr reizvoll, mal mit Jana in einer Mannschaft zu spielen. „Dann müsste Jana aber die Position und auch die Trikotnummer wechseln“, schmunzelt Vanessa, die den linken Rückraum und die Nummer 77 auch für ihre jüngere und nicht minder torhungrige Schwester nicht so ohne weiteres hergeben möchte.

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