Sprockhövel. Der Stürmer träumte als Jugendspieler von Fortuna Düsseldorf von einer Profikarriere. Warum dieser Traum platzte und er den SCO so sehr schätzt.
Es läuft die 86. Spielminute. Der SC Obersprockhövel tritt am vorletzten Spieltag der Saison 2013/2014 auswärts beim VfL Schwerte an. Die Grünen brauchen unbedingt einen Sieg, um den Aufstieg in die Landesliga perfekt zu machen, doch noch steht es 0:0. Der Torjäger vom Dienst, Muhidin Ramovic, hatte zunächst wegen Rückenbeschwerden auf der Bank gegessen, doch nun wird er gebraucht. Und als der Ball nach einer Ecke in den Strafraum segelt, ist Ramovic zur Stelle. Aus wenigen Metern bugsiert er die Kugel über die Torlinie, seine Mitspieler stürmen auf ihn zu und die 200 mitgereisten Obersprockhöveler Zuschauer liegen sich in den Armen.
„Das war damals ein absoluter Nervenkitzel“, sagt Muhidin Ramovic. „Hätten wir nicht gewonnen, wäre es am letzten Spieltag gegen Verfolger Wetter um alles gegangen. Diesen Krimi haben wir uns zum Glück damals erspart.“ Der Landesliga-Aufstieg mit dem SC Obersprockhövel war einer von vielen Höhepunkten in einer sehr ereignisreichen Karriere, die im Alter von sechs Jahren in Wuppertal begann.
Mit Fußball hat Muhidin Ramovic erst gar nicht viel zu tun
Mit Fußball hatte der junge Muhidin Ramovic eigentlich nicht viel zu tun, doch ein Kumpel spielte bei Bayer Wuppertal, also ging er aus Neugier einfach mal mit. Schnell wurde klar: Das Spiel mit dem Ball am Fuß war genau sein Ding. Bis zur C-Jugend durchlief er alle Teams bei Bayer, ehe er zum Wuppertaler SV wechselte. Dort schoss sich der kräftige Stürmer auf die Notizzettel einiger Scouts.
Auch interessant
Beim WSV winkte ihm ein Vorvertrag für die Regionalliga-Mannschaft, doch Ramovic reizte das Angebot in der A-Jugend-Bundesliga für Fortuna Düsseldorf zu spielen. „Damals habe ich natürlich davon geträumt, Profi-Fußballer zu werden. Außerdem war es schon etwas Besonderes gegen Manuel Neuer oder Gonzalo Castro auf dem Platz zu stehen“, sagt Ramovic.
In Jugend-Bundesliga nicht als Team mit Fortuna Düsseldorf aufgetreten
Für die Düsseldorfer U19 lief es aber nicht gut in dieser Spielzeit, aus 22 Partien holten die Rot-Weißen nur elf Punkte und stiegen ab. „Wir hatten eigentlich viele tolle Fußballer im Team, davon hatte ich mich vor meinem Wechsel ja auch überzeugt, doch wir haben als Mannschaft nie zusammengefunden“, so der heute 35-Jährige.
Der Sprung in den Profi-Bereich misslang auch deswegen, doch Muhidin Ramovic gab noch nicht auf und hatte die Zusage, bei Viertligist TuRu Düsseldorf zu spielen. Als sich die Vorbereitung dem Ende näherte, wurde Ramovic aber abserviert. „Ich war jung, hatte niemanden, der mich berät und hatte noch keine Verträge unterschrieben. Seit diesem Tag vertraue ich keiner Handschlag-Abmachung mehr“, sagt er.
Über Werner Boss entsteht der Kontakt nach Obersprockhövel
Über Umwege landete er dann beim VfB Hilden, doch auch dort lief es nicht gut für ihn und so flatterte nach nur einem Jahr ein Angebot des SSV Sudberg ein. Ein gewisser Werner Boss, der ja auch anderthalb Jahre Trainer beim SCO gewesen ist, wurde auf Ramovic aufmerksam gemacht.
Auch interessant
„Ich erinnere mich noch an mein erstes Treffen mit Werner Boss. Er sagte: Ich kenne dich nicht, aber will dich unbedingt“, erzählt Ramovic. Bei Sudberg lief es für den Torjäger besser, in der Landesliga erzielte er 16 Treffer, doch nach Unstimmigkeiten mit dem Vorsitzenden musste er nach einer Saison gehen. Über Werner Boss kam dann der Kontakt zum SCO zustande.
Am Schlagbaum steigt der Stürmer aus der Kreisliga A bis in die Landesliga auf
Als Muhidin Ramovic am Schlagbaum aufschlug, spielten die Grünen in der Kreisliga A, doch im ersten Jahr stiegen sie auch wegen Ramovic’ Toren gleich auf. Beim SCO fühlte sich der technisch-versierte Angreifer, der vor allem durch einen schnellen Antritt glänzte, pudelwohl und so blieb er. Acht Jahre spielte er dort und in seiner vorletzten Saison gelang dem SCO sogar der Aufstieg in die Landesliga.
„Ich habe dann auch noch in der Landesliga gespielt, aber danach hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass ich gebraucht werde. Da habe ich meinen Platz frei gemacht und bin zusammen mit Dominique Schaub zum VfB Schwelm gewechselt“, so Ramovic. Dort und auch später bei Grün-Weiß Wuppertal, seiner letzten Station, bei der er noch einmal mit seinem langjährigen SCO-Sturmkollegen Jean Baumgarten zusammenspielte, wurde er aber nicht mehr recht heimisch.
Als er sich beim Betriebssport einen Kreuzbandriss zuzog, war das Ende seiner Karriere besiegelt. „Als ich danach aber wieder laufen konnte, hab ich mich direkt beim SCO angemeldet und spiele jetzt mit vielen meiner ehemaligen Mitspielern in der Ü32-Truppe. Das macht mir noch viel Spaß.“ Und den Obersprockhövelern beschert der emsige Stürmer weiter eine Menge Tore.
Mehr aktuelle Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel:
- Nationalmannschaft:Ein Hattinger macht die deutschen Ruderer bei der EM fit
- Fußball: Oberligakicker Nazzareno Ciccarelli hat nicht nur auf dem Platz ein Talent
- Fußball Oberliga: Sportfreunde Niederwenigerns sind nun zu jedem Heimspiel live
Alle Berichte und Bilder aus dem Lokalsport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.