Sprockhövel. Der Verein am Schlagbaum feiert Geburtstag und blickt in seiner Historie auf einige Höhepunkte zurück. Der größte liegt schon weit zurück.

Es war den Verantwortlichen beim SC Obersprockhövel lange Zeit gar nicht so genau bewusst, wann ihr Verein sein Gründungsdatum hat. Fest stand immer nur das Jahr 1921. Zum Jubiläum hat sich der Verein auf die Suche gemacht und ist fündig geworden: Heute, am 1. März, feiert er seinen 100. Geburtstag.

Die entscheidenden Belege zum Gründungsdatum waren im Stadtarchiv Hattingen zu finden. Dort hatte sich der stellvertretende Vorsitzende, Klaus Calenberg, Ende Januar einen ganzen Tag aufgehalten, um Informationen zu beschaffen, die es demnächst auch in einer gebundenen Festschrift geben soll. Neben Dokumenten und alten Bildern hatte Calenberg 20 Bücher im Archiv gefunden, hinterlegt von dem langjährigen Vereinsmitglied Horst Feig.

Viele Jahresbücher zum SC Obersprockhövel im Stadtarchiv Hattingen

„Er hat sich in rund 40 Jahren, von den 1960ern bis etwa 2000, viel Arbeit gemacht und Jahresbücher für die Meisterschaften erstellt. Anfangs spielte er selbst für den SCO“, erzählt Calenberg. Ihm half im Stadtarchiv Daniela Franz.

Auch interessant

Ein Kommentar von Heinz-G. Lützenberger
Von Heinz-G. Lützenberger zumSCO-Jubiläum

In seinen 100 Jahren war der SC Obersprockhövel fast ausschließlich im Fußball aktiv, vor einigen Jahren gab es daneben mal ein Gymnastikangebot von Annette Jansen, zu dem mehr als 30 Frauen zweimal in der Woche kamen. Eine Leichtathletik-Abteilung war mal kurze Zeit in der Überlegung, weil die ehemalige Laufbahn um den Sportplatz häufig von Läufern genutzt wurde. Doch dazu kam es nicht. Sonst wurde ausschließlich gekickt. In den ersten Jahren mauserte der SCO sich dabei bereits, und die Leistungen waren so gut, dass er von 1929 bis 1931 Westdeutscher Meister in der Fußballgemeinschaft des Arbeiterturn- und Sportbundes wurde.

Spiele um die Deutsche Meisterschaft in den frühen Jahren

Es kam zu Spielen um die Deutsche Meisterschaft, wobei der SCO 1931 im Halbfinale 4:2 gegen Hessen Kassel gewann, dann allerdings im Endspiel in Hamburg vor 20.000 Zuschauern gegen Lorbeer 06 Hamburg 1:2 verlor. Das waren für die heutigen Funktionsträger im Verein interessante Fakten. „Davon war nie groß die Rede, im Nachhinein wussten es einige der Älteren, aber vom Finale wussten nur die wenigsten“, erzählt Calenberg.

Ein Bild von den Bauarbeiten des eigenen Sportplatzes am Schlagbaum aus dem Jahr 1931.
Ein Bild von den Bauarbeiten des eigenen Sportplatzes am Schlagbaum aus dem Jahr 1931. © SC Obersprockhövel | Klaus Calenberg

Und was ebenfalls die wenigsten wissen: 1931 hat der SCO seinen eigenen Fußballplatz neben der Gaststätte am Schlagbaum gebaut. Mit einem Pflug haben einige Männer die Spielstätte hergerichtet, die also damals noch auf der anderen Straßenseite lag. Der Bauantrag für die Straßenseite, auf der der Platz sich heute befindet, folgte 1951. Aber erst lag das Fußballfeld dort, wo das heutige Kleinfeld (existiert seit 2012) ist.

Heutiger Standort des Fußballplatzes wurde 1961 eingenommen

Der heutige Platz wurde dann 1961 eingenommen, ein Asche-Platz wurde gebaut und 1988 komplett modernisiert, mit vernünftiger Drainage. „Vorher stand immer so viel Wasser bei Regen auf dem Platz“, erinnert sich Calenberg. Auch an die Kosten: 700.000 Deutsche Mark. Ersetzt wurde die rote Asche 2007 dann durch grünen Kunstrasen für 383.000 Euro mit 70.000 Euro Eigenanteil, der nach und nach verklebte und 2017 erneuert wurde.

+++ Damit Sie keine Nachrichten verpassen: Abonnieren Sie unseren WAZ-Newsletter für Hattingen und unseren WAZ-Newsletter für Sprockhövel, die jeden Abend mit aktuellen Infos rund um die Stadt per E-Mail verschickt werden +++

Fußball gespielt wurde in all den Jahren natürlich reichlich, außer zwischen 1933 und 1948, in der NS-Zeit und den Nachkriegsjahren. 1948 gründete Walter Busch den Verein neu und war 27 Jahre lang Vorsitzender. Seine Tochter Marlies Busch folgte 1996. 2008 löste Detlef Westerhoff sie ab, der heute dem Sportclub vorsteht. Der Unternehmer (Maschinenfabrik) und Inhaber des Gehöfs am Schlagbaum, Fritz Pöting, war 48 Jahre lang Hauptkassierer.

Nach der Neugründung spielt der SC Obersprockhövel vier Jahrzehnte in der Kreisliga

Sportlich waren die Grünen nach der Neugründung vier Jahrzehnte lang in der Kreisliga beheimatet, ehe im Jahr 1991 der Aufstieg in die Bezirksliga gelang. „Wir sind damals im Autokorso mit Golfcabrios und großen Fahnen durch Haßlinghausen und Niedersprockhövel gefahren“, weiß Calenberg noch. Nachdem es 2005 zurück in die Kreisliga A gegangen war, folgte 2008 der erneute Bezirksliga-Aufstieg. 2014 bejubelte der SCO dann den Aufstieg in die Landesliga, wo er seitdem spielt und mehrmals in Richtung Westfalenliga schielte.

2008 feierte der SC Obersprockhövel den erneuten Aufstieg in die Bezirksliga, seitdem geht es nur bergauf.
2008 feierte der SC Obersprockhövel den erneuten Aufstieg in die Bezirksliga, seitdem geht es nur bergauf. © Funke Foto Services | Volker SPECKENWIRTH

Aktuell gibt es sogar vier Herrenteams, dazu drei Altherrenmannschaften sowie 13 Jugendteams mit reichlich A-Jugendlichen, denen der SCO in seinen Seniorenmannschaften eine Perspektive bieten möchte. 2020 stieg mit der B-Jugend erstmals ein Nachwuchsteam in die Bezirksliga auf. „Das konnten wir leider nicht feiern. Dazu ist sind unsere A-, C- und D-Jugend in den vergangenen sechs Jahren in der Aufstiegsrunde gescheitert“, bedauert Jugendleiter José Ferrinho. Er freut sich über die gute Entwicklung der Jugendmannschaften, in denen überall mindestens ein Trainer auch ein SCO-Spieler ist.

Sommerfest und Schlagerparties finden neben dem Spielfeld statt

Gefeiert hat der SCO jedes Jahr auch sein Sommerfest – nur 2020 musste es zum ersten Mal aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Seit 1949 wird es ausgerichtet, zwei Tage lang strömen viele Gäste zum Schlagbaum auf die Festwiese. Freitags ging es früher geordnet zu, es spielte immer eine Festkappelle. „Die Leute trugen Schlips und Kragen“, sagt Calenberg, der seit 1980 die Organisation führt.

Der SC Obersprockhövel richtet jährlich sein beliebtes Sommerfest aus, hier ist ein altes Bild aus dem Jahr 1959.
Der SC Obersprockhövel richtet jährlich sein beliebtes Sommerfest aus, hier ist ein altes Bild aus dem Jahr 1959. © SC Obersprockhövel | Klaus Calenberg

Heute ist es freitags ein Treff für die junge Generation mit Partystimmung, samstags treffen sich Vereinsmitglieder und Gäste. Die kamen auch zwischen 1987 und 1998 zu den „Sternstunden“ des SCO zusammen, einer großen Schlager-Veranstaltung in der Glückaufhalle. Bekannte Schlagerstars wie Wolfgang Petry, Drafi Deutscher, Andra Berg oder Bernhard Brink traten auf – bis deren Gagen nicht mehr finanzierbar waren.

Was der SCO aber immer hatte, auch etwa beim Bau des Vereinsheims, waren Helfer und Unterstützer. Die Grünen beschreiben sich als „Familienverein mit Herz“, es habe so gut wie nie Querelen gegeben. Dies liege laut Calenberg auch an der ländlichen Stimmung und Lage. Und die existiert eben schon 100 Jahre.

>>>Eigene Hymne zum 100. Geburtstag für den SC Obersprockhövel

Zum Geburtstag lässt der SC Obersprockhövel eine Vereinshymne erstellen. Ein 2:40 minütiges, ruhiges Lied ist entstanden, professionell über einen Anbieter aus Osnabrück. Für fünf Euro ist die Hymne auf CD oder USB-Stick erhältlich.

Einen Festakt hat der Verein Ende Oktober geplant, wenn er mit der Corona-Lage vereinbar ist. Am 29. Oktober sind offizielle Vertreter in den SCO-Treff an der Hyundai-Smolzcyk-Arena eingeladen, am 30. Oktober soll eine vereinsinterne Feier folgen.

Mehr aktuelle Sportnachrichten aus Hattingen und Sprockhövel:


Alle Berichte und Bilder aus dem Lokalsport in Hattingen und Sprockhövel finden Sie hier.

Alle Berichte und Bilder aus dem Lokalsport im EN-Südkreis finden Sie hier.

+ + + Du willst wissen, was in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +