Sprockhövel. . Raumkapazitäten reichen nicht mehr, Leiterin scheidet altersbedingt im Sommer aus. Vielversprechendes Angebot aus Hattingen. Hauptausschuss ebnet den Weg.
Das Stadtarchiv soll nach Hattingen umziehen. Der Haupt- und Finanzausschuss ebnete einstimmig den Weg für den Rat, dass ein Vertrag mit der Stadt Hattingen vorbereitet und entsprechende Räume in der Nachbarstadt angemietet werden sollen.
Die Situation des Stadtarchivs ist ernst und zwingt zum Handeln, zumal ein Landesgesetz die Kommunen verpflichtet, ein Archiv zu führen : Die Verwaltung hat errechnet, dass die derzeitige Raumkapazität des Archivs ab 2019 nicht mehr ausreichen wird; zurzeit ist es in Containern auf dem Schulhof der Mathilde-Anneke-Schule (MAS) untergebracht. Hinzu kommt, dass die Leiterin Karin Hockamp im nächsten Sommer in den Ruhestand verabschiedet wird. Nach Aussage von Personalchefin Angeli Bülow sind auf dem Arbeitsmarkt keine ausgebildeten Archivare verfügbar. „Somit ist absehbar, dass wir ab Sommer 2018 unserer Pflicht nicht mehr nachkommen können, wenn wir nicht auf die ohnehin beschlossene interkommunale Zusammenarbeit zurückgreifen und in dieser Frage die Nähe zu Hattingen suchen.“
Interkommunale Zusammenarbeit
Erste Gespräche haben da bereits zum Erfolg geführt. In der ehemaligen Grundschule Rauendahl in Winz-Baak befindet sich bereits das Stadtarchiv Hattingen, fünf Autominuten vom Zentrum entfernt. „Für das Stadtarchiv Sprockhövel stehen drei Magazinräume zur Verfügung, im Erdgeschoss mit knapp 200 Quadratmetern (qm) Fläche und ein weiterer Büroraum im ersten Geschoss“, führte ZGS-Chef Ralph Holtze aus. Hinzu kommen ein Büro und gemeinschaftlich genutzte Räume, so dass die Gesamtnutzfläche für Sprockhövel rund 336 qm beträgt. In Sprockhövel beträgt die Archivfläche aktuell lediglich 118 qm. „Die anfallende Miete liegt in gleicher Höhe wie in Sprockhövel, wir bekommen also deutlich mehr Fläche für denselben Preis“, erläuterte Holtze, der auch vorrechnete, dass die dann freiwerdenden Container der MAS zur Verfügung gestellt werden können.
Schwieriger gestaltet sich die personelle Lage. Zwar hat Karin Hockamp zugesagt, nach ihrem Ausscheiden noch drei weitere Jahre je sieben Stunden wöchentlich zu arbeiten, damit ansatzweise die Archivpflicht erfüllt werden kann. „Wir planen, einen weiblichen oder männlichen Fachangestellten für Medien und Informationsdienste mit Schwerpunkt Archiv auszubilden“, so Bülow. Diese Kraft ersetze zwar keinen Archivar, die Kooperation mit Hattingen könnte jedoch bei der langfristigen Lösung hilfreich sein.
Der Hattinger Archivleiter Thomas Weiß stellte sich dem Ausschuss vor, ermunterte die Sprockhöveler, ihre Vorbehalte gegen einen vermeintlichen „Archivverlust“ zu überwinden. „Sie bleiben Eigentümer Ihrer Archivalien, wir nutzen lediglich ein gemeinsames Haus und teilen uns die Kosten für Investitionen“, warb er. CDU und FDP stimmten vorbehaltlos zu, in der SPD gibt es nach Auskunft von Wolfram Junge „emotionale Bindungen“ zum Archiv in der eigenen Stadt, so dass im Rat nächste Woche auch Gegenstimmen zu erwarten sind. Vielleicht fällt die Entscheidung in der Politik einfacher, wenn zur Kenntnis genommen wird, dass die Besucherzahlen des Stadtarchivs (2014: 89; 2015: 81; 2016: 62) kontinuierlich sinken.