Hattingen. Die Handball-Nationalmannschaft startet Freitag in die WM. Bei den Hattingern herrscht Vorfreude, es gibt aber auch kritische Töne.

Tschechien musste die Teilnahme absagen, die USA ebenfalls und die Partizipation des brasilianischen und das kapverdischen Teams steht wegen mehrerer Coronafälle in dem jeweiligen Aufgebot auf der Kippe.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft am morgigen Freitag gegen Uruguay in die Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten startet, herrscht dabei auch eine große Ungewissheit, ob die Austragung dieses Turniers zu diesem Zeitpunkt wirklich die richtige Entscheidung war.

Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek, Finn Lemke und Steffen Weinhold hatten aus Sorge vor der Pandemie-Situation und wegen familiärer Pflichten ihre Teilnahme an der WM abgesagt, was intern und auch öffentlich zu einer großen Diskussion geführt hat.

Bei der Handball-WM stehen die Abwehrreihen im Fokus

Die Handballer aus Hattingen sind sich ebenfalls nicht ganz einig, insgesamt überwiegt aber ganz klar die Freude darüber, ihren Sport im Fernsehen zu sehen.

„Natürlich guckt man das interessiert. Ob die WM aktuell stattfinden muss oder nicht, da wird es 35.000 Meinungen zu geben. Aber es findet ja jetzt statt. Sportlich wird es so sein, dass die Abwehrreihen entscheiden werden. Daran wird es auch liegen, wie weit die Deutschen kommen“, sagt Andreas Trompeter, Trainer von Ruhrbogen Hattingen.

DJK Welpers Hendrik Gerlitzki hofft auf Boom-Effekt für die lokalen Vereine

Auch Hendrik Gerlitzki von der Frauenmannschaft der DJK Welper wird bei den Spielen mit deutscher Beteiligung gebannt vor dem Fernseher sitzen. „Ich werde es mir auf jeden Fall angucken. Ich glaube, jeder Handballfan ist gerade in der aktuellen Zeit froh, dass Handball gespielt wird“, so Gerlitzki, der die Entscheidung von Pekeler und Co. allerdings absolut nachvollziehen kann.

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„Ich verstehe aber auch die Spieler, die dabei sind. Es ist immer noch ihr Job und sie verdienen damit ihr Geld. Ich gönne es vor allem den jungen Spielern, die nun nachrücken. Und ich glaube schon, dass Deutschland da eine gute Rolle spielen kann“, sagt Gerlitzki.

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Ein Vorstoßen in die Medaillenränge hätte auch positive Auswirkungen auf den lokalen Handballsport. „Es ist für unseren Sport extrem wichtig, dass er weiter stattfindet. Der Fußball ist in aller Munde, es wird heiter weitergespielt und jeder kann es sehen. Die Handball-Bundesliga läuft aber ausschließlich auf Sky. Deswegen ist die WM auch für die Vereine hier wichtig, denn dann wollen es die Kinder auch einmal ausprobieren. Und von dem guten Jugend-Aufbau lebt mittlerweile jeder Verein“, so Gerlitzki.

Michael Wolf hat eine besondere Beziehung zu Bundestrainer Alfred Gislason

Sein Vereinskollege Michael Wolf von den Bezirksliga-Herren hat zudem noch eine ganz besondere Beziehung zur deutschen Nationalmannschaft. Denn deren Trainer Alfred Gislason saß Seite an Seite neben Wolf beim A-Lizenz-Trainerlehrgang.

„Da ist es dann noch einmal etwas anderes, den Kollegen auf der Bank zu sehen. Ich freue mich zu sehen, was der Alfred bei der WM bewegen kann. Die beiden Spiele gegen Österreich fand ich in der Entwicklung von Spiel zu Spiel schon bemerkenswert und man konnte seine Handschrift erkennen, gerade was die Abwehr angeht. Da kann was wachsen“ so Wolf.

Die Entscheidung, Zuschauer nun doch nicht auf die Ränge zu lassen, hält der Trainer der DJK für absolut korrekt und zwingend.

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Denn man könne ja nicht in Deutschland „in den Lockdown gehen und da dürfen 20.000 Leute in die Halle. Das wäre eher negativ gewesen. Aber in Bezug auf die Präsenz des Sports ist die WM ganz wichtig und wesentlich, weil wir sonst ein riesengroßes Problem bekommen könnten. Ich halte es da wie Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, der gesagt hat, dass jeder Tag im Lockdown schädlich für den Sport ist und ich würde noch ergänzen: erst recht für den Amateursport.“

TuS Hattingens Kai Hennig verweist auf die Frauen-EM

Auch Kai Hennig vom TuS Hattingen sieht die "riesen Chance" für den Handballsport, sich zu zeigen und "gerade auch in diesen schwierigen Zeiten hervorzustechen und es unter den Voraussetzungen gut zu machen, so wie es auch bei den Damen gelungen ist", so Hennig, der sich besonders auf die Spiele der Dänen, der Spanier, der Franzosen und der Norweger freut, denn da sei als Trainer immer ganz viel herauszuziehen.

Bei aller Vorfreude versteht er aber auch alle Spieler, die für das Turnier abgesagt haben. "Das ist denke ich für jeden nachvollziehbar, der Familie hat. Und was ich nicht verstehe ist, warum das Turnier in dieser großen Form stattfinden muss", so der Coach. In Ägypten sind erstmals 32 statt wie zuvor 24 Nationen dabei.

TuS Hattingens Jan Schiltz versteht die Austragung dieses Jahr nicht

Etwas kritischer steht Jan Schiltz vom TuS Hattingen II der Austragung des Turniers gegenüber. Zwar sei auch er froh, den Sport im Fernsehen zu sehen, gerade in Zeiten, „in denen man Zuhause rumhockt“, so Schiltz, allerdings sei ihm die Situation „aktuell zu wage.

Beim Handball ist jedes Jahr eine WM, daher ist es auch nicht so kribbelnd wie beim Fußball mit allen vier Jahren. Daher verstehe ich nicht, warum man die WM nicht einmal absagen kann“, sagt Schiltz.

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Beim Handball sei Körperkontakt nun einmal nicht zu vermeiden und deshalb sei das Turnier zum jetzigen Zeitpunkt schon schwierig. Schiltz: „Denn wenn Profivereine aufeinandertreffen, haben die so eine eigene Bubble entwickelt, dass es relativ sicher ist. Aber wenn du zur WM reist und dann zum Beispiel gegen Kap Verden spielst, kannst du davonausgehen, dass da nicht nur Profis, sondern auch Amateure ohne eine solche Bubble rumlaufen“.

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