Hattingen. Der Polizeisportverein Ennepe-Ruhr-Kreis mit Sitzt in Hattingen ist ein halbes Jahrhundert alt geworden. Viele Erinnerungen an Erfolge bleiben.

Drei Gruppierungen waren es, die sich Anfang Mai 1970 trafen und dasselbe Interesse verfolgten: sie wollten einen Verein gründen. Dieses Vorhaben wurde umgesetzt und der Klub hat sich bis heute gehalten. 50 Jahre hat der Polizeisportverein Ennepe-Ruhr-Kreis in diesem Jahr geschafft.

Es hätte, geht es nach den aktuellen Sportlern und Verantwortlichen, natürlich ein schöneres Jahr sein können, um das Jubiläum auch groß zu feiern. Doch wie bei vielem hat auch das die Corona-Pandemie verhindert. Doch davon lässt sich der PSV Ennepe, wie er kurz genannt wird, nicht aufhalten. Geplant war, im September im Henrichs zu feiern und bei der Gelegenheit auch alle Abteilungen vorzustellen. Dies soll nun ein Jahr später stattfinden, wenn es die Umstände erlauben sollten.

Corona-Pandemie verdirbt dem Polizeisportverein aus Hattingen das Jubiläum

„Es ist sehr ärgerlich“, sagt der Hauptgeschäftsführer Volkmar Rothe. Das Jubiläumsjahr ist nun mal 2020 und nicht 2021. „Wir wollen bei einer Feier schon möglichst viele Leute um uns haben“, sagt Rothe. Er schätzt, dass zudem erst ab dem kommenden Frühjahr sichtbar wird, was alles durch das Corona-Jahr in die Brüche gegangen ist. „Es ist dann eine lange Zeit gewesen, vielleicht verlieren Kinder und Jugendliche die Lust am Sport und dann kann es zu Abmeldungen kommen“, merkt Rothe an und hofft auf das Gegenteil. Immerhin: Viele Mitglieder hat der PSV seit Ausbruch der Pandemie bisher nicht verloren.

Ganz zu Beginn der Vereinsgeschichte, am 9. Mai 1970, setzten die sich aus ehemaligen Mitgliedern des Kraftsportvereins Welper (Ringen) und des Boxrings 24 Hattingen zusammen. Dazu kamen interessierte Polizeibeamte. Zugpferd und Mitbegründer war damals Polizei-Oberkommissar Ingbert Koppe, der dem Verein als erstes vorsaß. Aufgrund der Polizisten ist die Berufsbezeichnung auch im Namen integriert, es war aber keine Bedingung für den Eintritt. Durch den Ennepe-Ruhr-Kreis im Namen ist der Verein auch allen geöffnet worden.

Sportler des PSV Ennepe erringen Welt- und Europameistertitel

Es sollten weitere Spaten entstehen und so wurde bereits Ende Mai im Gründungsjahr die Fußballabteilung hinzugenommen, die sich aus ehemaligen Spielern des SSV Holthausen zusammensetzte. Es gab in den ersten Jahren auch einige Erfolge in den drei Spaten. Im Boxen hinterließen die PSV-Starter auf der Westfalenebene und die Jugend-Westfalenmeisterschaften wurden 1972 in Hattingen ausgetragen.

Die Ringer schafften es mit Aufstieg um Aufstieg sogar bis in die zweite Bundesliga, aus finanziellen Gründen verzichtete der PSV aber auf diese Ligahöhe. Einen Namen machten sich die beiden Mitgründer Willi und Wolfgang Seidler. Die Brüder wurden mehrfache Westfalenmeister, Wolfgang wurde 1972 Polizei-Europameister.

In späteren Jahren blieb nach und nach der Nachwuchs aus, heute gibt es nur noch weniger Ringer, keiner davon ist mehr auf der Matte aktiv. Dafür gibt es mit Wolfgang Fischer aber einen Ringer, der vor einiger Zeit den Kraftdreikampf für sich entdeckte und dabei nun neben Titeln bei Deutschen Meisterschaften in seiner Altersklasse auch auf internationaler Ebene bei Europa- und Weltmeisterschaften zuletzt immer Topplatzierungen erreichte.

Blütezeit des Sportvereins war in den 1990er-Jahren

Genauso wie 2004 Jutta Kordbalag auf Korsika. Die Taekwondo-Kämpferin und Trägerin des 3. Dans krönte sich zur Europameisterin. 1992 wurde die Abteilung gegründet, 2018 allerdings aufgelöst, als sich das Zugpferd altersbedingt aus dem aktiven Geschehen zurückzog und es keine Nachfolge gab. Auch andere Abteilungen gibt es nicht mehr, die der Boxer (Aus 1977) etwa oder der sich zwischenzeitlich gegründete Lauftreff, der bis vor wenigen Jahren noch bestand.

Die Taekwondo-Kämpferin Jutta Kordbalag (l.) hat bis vor wenigen Jahren die Abteilung beim PSV Ennepe vorangetrieben, 2018 löste sie sich dann nach dem Rückzug des Zugpferdes auf.
Die Taekwondo-Kämpferin Jutta Kordbalag (l.) hat bis vor wenigen Jahren die Abteilung beim PSV Ennepe vorangetrieben, 2018 löste sie sich dann nach dem Rückzug des Zugpferdes auf. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Zu Höchstzeiten hatte der PSV 13 verschiedene Abteilungen mit Untersportarten im Angebot. Heute sind es neun, dazu etwa mehr als 400 Mitglieder im Verein. Die Blütezeit war in den 1990er-Jahren, der PSV war in Hattingen mit über 1000 Mitgliedern seinerzeit der viertgrößte Sportverein. Und: nur ein Zehntel davon waren zu Spitzenzeiten Polizisten, es sind nur noch wenige heute. Durch den Wegfall der Fußballer aus dem Spielbetrieb im Jahr 2007 verließen rund 400 Personen den Verein. Im Bereich der Altherren ist der PSV aber noch aktiv, in Kooperation mit der SG Welper und dem TuS Blankenstein.

Die größte Strahlkraft nach außen hat die Abteilung Sportakrobatik

Was den PSV aber immer ausgemacht hat, war seit 1978 die Sportakrobatik. „Der Vorsitzende Ingbert Koppe hatte es mal in Herne gesehen und war total begeistert davon. Er wollte es unbedingt auch bei uns im Verein haben“, erzählt Volkmar Rothe. Gemeinsam mit Karin Jänkel und Inge Ransmann gründete er die Abteilung, die über die gesamten Jahre hinweg eine Strahlkraft nach außen besaß und in der Zeit von 1987 bis 1992 sogar den eigenen Hattingen Cup ausrichtete.

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„Da war ein Wochenende lang die Halle des Schulzentrums Holthausen proppevoll, sogar die Aufgänge der Treppenanlagen“, erinnert sich Rothe, der damals Hausmeister des Schulzentrums war. LKWs lieferten den Holzschwingboden freitags an, am Montagmorgen musste alles für den Schulbetrieb wieder verschwunden sein. „Bei uns waren Chinesen, Russen, Bulgaren, Polen, Ungarn, viele Nationen mit dabei“, weiß der heutige Abteilungsleiter und Pressewart des PSV, Hans-Dieter Laurien, noch.

Stolz auf die Erfolge bei Deutschen Meisterschaften und höher

Genauso ist er stolz auf die Erfolge der Abteilung, ebenfalls auf hoher Ebene. Seine Tochter Kirsten wurde gemeinsam mit Sonja Grubert (ehemals Fuhrmann) Deutsche Vizemeisterin, dreimal den Titel holte sich das Paar Pia Wieczorek/Aleksandar Pfeffer.

Noch höher gewann das Duo Simone Metzmacher/Reimund Herberg (15 DM-Titel) Medaillen: 1990 in Augsburg erst Bronze bei der Weltmeisterschaft und im gleichen Jahr am gleichen Ort Silber bei der Europameisterschaft. Es hatte sich für den PSV also gelohnt, auf noch mehr Spaten zu setzen.

Das erfolgreiche Sportakrobatik-Team des PSV Ennepe: WM-Bronze-Paar Simone Metzmacher (l.) und Raimund Herberg mit ihrer glücklichen Trainerin Karin Jänkel.
Das erfolgreiche Sportakrobatik-Team des PSV Ennepe: WM-Bronze-Paar Simone Metzmacher (l.) und Raimund Herberg mit ihrer glücklichen Trainerin Karin Jänkel. © WAZ | Unbekannt

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