Hattingen. Kento Wakamiya spielt seit einem Jahr für Niederwenigern. Es ist aber nur eine Übergangsstation. In seiner Heimat hat er Großes vor.
Er ist flink auf den Beinen und strahlt Gefahr aus, wenn er am Ball ist. Dazu bringt seine Wendigkeit die gegnerische Abwehr schon mal ins Schwitzen. Und den Sportfreunden Niederwenigern bringt er Tore. Doch Kento Wakamiya möchte noch viel mehr, es soll nur der Anfang sein. Der Japaner, der vor einem Jahr nach Deutschland gereist ist, will sich hierzulande weiterentwickeln und danach in seiner Heimat den Durchbruch in den Profifußball schaffen.
Es ist September, im Jahr 2019, als der Fußballer in Deutschland ankommt. Er wohnt zunächst in Krefeld, ehe er später nach Essen umzieht. Über seinen Berater und Vermittler Hiromasa Sato versucht er Kontakt zu einem Verein in der Landes- oder Oberliga zu bekommen. „Es gibt Beispiele aus Japan, die über die deutsche Regionalliga den Sprung in den Profifußball geschafft haben und heute in der japanischen J1 oder J2 League spielen“, erzählt Hiromasa Sato, der Kento Wakamiya beim Dolmetschen hilft. Zwar belegt der 21-Jährige demnächst seinen vierten Deutschkurs, wobei die Sportfreunde Niederwenigern ihn unterstützen, doch es dauert noch, bis er über kleine Alltagsgespräche hinauskommt.
Kento Wakamiya fügt sich in Hattingen gut ins Team
Auf dem Platz fügt sich Kento Wakamiya gut ein, vor allem fußballerisch. Aber auch den sozialen Kontakt zur Mannschaft sucht er aktiv, möchte ein Teil sein. „Er schnappt sich nach dem Training nicht direkt die Sachen und ist weg, sondern bleibt noch mit den Kollegen zusammen“, erzählt der Sportliche Leiter der Wennischen, Christopher Weusthoff. Bei ihm kam die Anfrage von Hiromasa Sato an, es klappte.
Zuvor hatte der Japaner es bei Ligakonkurrenz TuRu Düsseldorf versucht, aufgrund der Nähe zu Krefeld. Und, weil dort einige Spieler mit asiatischen Wurzeln spielen. „Dort war aber der Kader voll“, berichtet Kento Wakamiya. Dadurch, dass es sportlich für Niederwenigern in der Hinrunde der Saison 2019/20 nicht gut lief, kamen beide Parteien ins Gespräch. „Es war eine andere Situation für uns als vor dem Start in die Saison. Direkt nach dem Aufstieg in die Oberliga klingelte am nächsten Tag das Telefon und ich bekam Anfragen von Spielern. Doch es muss passen“, erzählt und betont Weusthoff.
Sportfreunde Niederwenigern sind nur Übergangsstation
Bei Kento Wakamiya passte es. Er selbst war froh eine Station gefunden zu haben – auch, wenn es nur eine Übergangsstation sein wird. „Das ist uns auch bewusst“, sagt Weusthoff. Denn der talentierte Angreifer hat eben seinen großen Traum vor Augen. Am liebsten würde er ihn in seiner Heimatstadt Hiroshima verwirklichen, bei dem dortigen Erstligisten Sanfrecce Hiroshima.
In der Heimat war er ein Jahr lang an der Shudo Universität, die wie einige andere auch eine eigene Fußballmannschaft stellt. Doch das Studium in Japan ist teuer, Wakamiya erzählt, dass pro Jahr umgerechnet rund 10.000 Euro fällig sind. Zumindest an den Universitäten, die eben gleichzeitig eine Art Fußball-Akademie sind. „Wenn ein Team einen guten Tag hat, kann es auch mal eine Mannschaft der J1 League besiegen“, gibt er als Einschätzung.
Profifußballer verdienen in Japan weniger als in Deutschland
Doch es ist nicht gesagt, dass die Studenten im Profibereich Fuß fassen, dies sei sehr schwer – und zugleich eben auch teuer. Außerdem ist der Fußball in Fernost wirtschaftlich nicht mit dem Fußball hierzulande vergleichbar. Es gibt natürlich auch in Japan Berufsfußballer, doch die Gehälter sind viel niedriger. „Im ersten Jahr verdient ein Profi im Schnitt etwa nur so viel wie jemand mit einem normalen Beruf“, weiß Hiromasa Sato.
Den Weg zum Profi in Japan will Kento Wakamiya dennoch verfolgen. Zunächst aber möchte er Niederwenigern helfen. Was er vor hat? „Viele Tore schießen, viele Vorlagen geben und wenn möglich immer gewinnen“, sagt er. Aktuell führt er mit sechs Treffern die interne Torjägerliste an, vier Tore erzielte er dabei per Elfmeter. Vor der Saison ist er als Schütze auserkoren worden, da alle seine Schüsse vom Punkt aus im Training im Netz landeten.
Lange Zeit bis zur Spielberechtigung bei den Sportfreunden Niederwenigern
Nun kann er auch direkt ins Geschehen mit eingreifen. Vor einem Jahr dauerte die Spielfreigabe bis zum Beginn des neuen Jahres, da er in Japan zu spät abgemeldet war und die FIFA ihm dann auf Grundlage der internationalen Statuten einen Strich durch die Rechnung machte. „Es war eine bittere Zeit, ich wollte schnell spielen und helfen“, sagt Wakamiya.
Dann durfte er und wenig später kam der Corona-Stopp. „Das war schade, weil die Mannschaft im Aufwind war und eine gute Dynamik entwickelt hatte. Ich war echt zufrieden. Das Ziel bleibt aber dasselbe“, so der Japaner. Zudem könne er bei den Sportfreunden befreit aufspielen, da er keinen Druck spüre, die Stimmung sei positiv und er freut sich, wenn es wieder losgehen kann. Er kommt gut zurecht, hätte es sich schwieriger vorgestellt.
„Ich glaube nicht, dass Kento es total leicht hat, aber er ist auch nicht überfordert. Er hat seine Waffen, die er einsetzen kann und bei seinem Ziel wollen wir ihm alle helfen“, so Weusthoff.
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