Hattingen.
Er ist in einer Sportart zu Hause, der immer weniger Menschen nachgehen. Doch er bleibt seinem Hobby treu, auch wenn er parallel eine weitere Schiene für sich entdeckt hat. Wolfgang Fischer ist Ringer beim PSV Ennepe.
Damit ist er einer der Letzten im Verein. Denn Nachwuchs gibt es – zum großen Bedauern von Fischer – kaum noch. Vereinzelt kamen mal Jugendliche zum Training vorbei, und Fischer zeigte ihnen ein paar Kniffe. Doch der Nachwuchs blieb nicht, und so kann der Verein auch keine eigene Mannschaft stellen. „Ohne Nachwuchs macht das keinen Sinn. Neben mir gibt es noch wenige andere, aber wir sind alle aus dem Wettkampfalter heraus“, sagt der 47-Jährige.
Dritter auf Westfalenebene
Der Holthausener blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Die lag in den 1980er Jahren, als er selbst noch zum Nachwuchs beim PSV zählte. 1975 trat er der Ringerabteilung bei und sammelte erste Erfahrungen auf der Matte. 1981 wurde er dann bei der Westfalenmeisterschaft Dritter, ein Jahr später holte er Bronze bei der Bezirksmeisterschaft. Eine Ebene tiefer, bei der Kreismeisterschaft gehörte er zu dieser Zeit immer der Spitzengruppe an, worüber er sich für die höheren Ebenen qualifizierte. 1985 schaffte er auf Landesebene dann noch einmal den vierten Platz und 1987 sogar Platz zwei. Ganz oben stand er 1988 bei der Stadtmeisterschaft.
Und dann verpflichtete sich Fischer für zwölf Jahre bei der Bundeswehr und kehrte Hattingen den Rücken. Als Zeitsoldat hatte er keine Zeit mehr zu ringen. Er gründete jedoch eine Familie und zog 2001 nach Hattingen zurück. Sofort schloss er sich wieder den Ringern an. „Ich kannte noch einige und wollte den Sport weiter betreiben, durch den ich Kondition und Kraft sammeln kann“, sagt Fischer. An Turnieren nahm er allerdings nicht mehr teil. Dafür machte er einen Trainerschein. An die Wettkämpfe hat er aber heute noch schöne Erinnerungen. „Es war immer klasse, sie waren auch gut besucht. Und auf der Matte steigt der Adrenalinspiegel natürlich“, erzählt der Ringer.
Seiner Sportart geht er hobbymäßig nach, hat aber einen Wettkampfersatz für sich entdeckt. Denn durch einen Arbeitskollegen kam er zum Power Lifting, einem Dreikampf mit Bankdrücken, Kniebeugen und Kreuzheben. „Man kann auch einzeln antreten, was ich zunächst getan habe“, so Fischer. Denn er wusste, dass er stark beim Bankdrücken ist. 130 Kilogramm waren für ihn kein Problem.
Und genau der Wert war erforderlich, um bei einem offenen holländischen Turnier Meister zu werden. Im Bankdrücken schaffte Fischer 132,5 Kilogramm und siegte. Das war im Februar. Im März wurde er in Plettenberg mit 140 Kilogramm Deutscher Meister seiner Altersklasse. Und im Mai trat er so bei der Europameisterschaft in England an. Mit 150 gedrückten Kilogramm siegte er auch dort.
Sein Ziel ist es nun, die Titel zu verteidigen. Dreimal in der Woche trainiert er im Fitnessstudio, zweimal geht er zum Ringen. Jetzt probiert er sich auch am Kreuzheben. Und im Bankdrücken möchte er 2015 bei der Weltmeisterschaft in Spanien starten. Dort gilt es, 165 Kilogramm zu drücken.