Hattingen. In der Familie des Trainers der Sportfreunde Niederwenigern II, Carsten Neuhaus, liegt der Fußball im Blut. Das führt auch mal zu einem Dilemma.
Mit Ratschlägen von den Eltern ist das ja immer so eine Sache. Oft lehnt man sie ab und erkennt dann Jahre später, dass sie doch Recht hatten.
Carsten Neuhaus
, der Trainer der zweiten Mannschaft der
Sportfreunde Niederwenigern
kann sich sicher sein, dass die Tipps Hand und Fuß haben. Denn sein Vater, der frühere Wattenscheider Bundesligaspieler
Uwe Neuhaus
, ist seit über zwei Jahrzehnten im bezahlten Fußball als Trainer aktiv.
Zuletzt
schaffte der 60-jährige Hattinger sensationell den
Bundesliga-Aufstieg mit Arminia Bielefeld
. Obwohl beide etwa 130 Kilometer voneinander entfernt wohnen, blieb in den letzten Wochen immer wieder Zeit für das ein oder andere Telefonat.
Die Bundesliga kein Vergleich zur Kreisliga A
„Man kann sich schon einiges abschauen und auch den Spielern in Form von Videoanalysen aufzeigen, wie man bestimmte Situationen löst“, erzählt Carsten Neuhaus im Gespräch mit der WAZ. Bielefeld bevorzugt den risikoreichen Spielaufbau mit flachen und kurzen Pässen. Natürlich würde auch Carsten Neuhaus am liebsten so spielen lassen. Jedoch macht der 32-Jährige deutlich, dass man Rezepte aus der Bundesliga nicht eins zu eins auf die Kreisliga A übertragen kann: „Als Trainer sollte man sich genau überlegen, was man von einer Mannschaft verlangt. Im Profibereich kann man ein höheres Risiko gehen.“ Dabei denkt Neuhaus vor allem an Bielefelds Torhüter Stefan Ortega: „Seine Ballbehandlung findet man selbst im Profibereich selten.“
Schnell wird klar, dass er seinen Vater nicht kopieren möchte. Auch den Schritt ins Trainergeschäft wählte er eher zufällig. Als er 2010 seine aktive Karriere beenden musste, fragte ihn sein alter Trainer Christian Prahl aus gemeinsamen Zeiten beim SC Hassel und bei der SG Wattenscheid 09, ob er sich den Trainerjob vorstellen könnte. Neuhaus trainierte fortan die U16 des ETB Schwarz-Weiß Essen. Zuvor hatte sich der frühere NRW-Liga-Kicker der TSG Sprockhövel (zwischen 2008 und 2010) insgesamt dreimal das Kreuzband gerissen.
Carsten Neuhaus hat seinen Vater im Stadion live gesehen
„Wenn man den Arzt öfter sieht als die Teamkollegen, dann macht es irgendwann keinen Spaß mehr“, erinnert er sich. Allerdings blieb ihm dadurch auch mehr Zeit, die Arbeit seines Vaters beim 1. FC Union Berlin regelmäßig vor Ort im Stadion zu verfolgen. 2009 gelang den Köpenickern bekanntlich die Rückkehr in die 2. Bundesliga.
Carsten Neuhaus ist Inhaber der B-Lizenz, dürfte damit Mannschaften bis einschließlich zur Oberliga trainieren. Dass er irgendwann höherklassig trainiert, möchte er nicht ausschließen. Aber er weiß, welche Hürden man überspringen muss: „Wenn man damit aufwächst, dann bekommt man schon einen etwas kritischeren Blick auf die Dinge.“
Trainer der Sportfreunde Niederwenigern will Leben nicht dem Fußball unterordnen
Mittlerweile sehe er zwar alles deutlich entspannter, doch sein Leben dem Fußball unterzuordnen kommt für ihn nicht infrage. „In den vergangenen Jahren habe ich miterlebt, wie schwierig das Geschäft sein kann. Man benötigt viel Glück. Darauf möchte ich nicht mein ganzes Leben ausrichten“, erklärt Neuhaus, der hauptberuflich als Social Media Manager für eine Kommunikationsagentur im Münsterland arbeitet.
Ein wenig Glück hatte sein Vater, als ihn 1998 der damalige Trainer der Borussia Dortmund, Michael Skibbe, als Co-Trainer ins Team holte. Der größte Erfolg folgte 2002: Im Verbund mit Cheftrainer Matthias Sammer feierte Uwe Neuhaus die Deutsche Meisterschaft und erreichte im selben Jahr das UEFA-Pokalfinale. Sein Sohn erlebte den Meistertitel mit 14 Jahren zusammen mit seiner Mutter auf der Tribüne des Dortmunder Stadions.
Als Junge den Vater bei Wattenscheid 09 spielen gesehen
„Als kleiner Junge hatte ich ja bereits miterlebt, wie mein Vater für die SG Wattenscheid 09 als Spieler und Trainer aktiv war. Aber die Erfolge mit Borussia Dortmund haben das noch mal getoppt“, blickt er zurück. Noch heute steht er regelmäßig bei Spielen der Schwarz-Gelben in der Kurve – wenn nicht gerade das Coronavirus die Bundesliga zum Lockdown zwingt, so wie aktuell fast den gesamten Amateursport und damit auch die Spiele der Sportfreunde Niederwenigern.
Wie war es für ihn, als der BVB zuletzt mit 2:0 in Bielefeld gewann? Solche Spiele seien „nicht einfach für mich“. Aber am Ende sei Blut eben dicker als Wasser: „Als die Gegentore fielen, habe ich mich schon geärgert.“
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