Hattingen. Nach über 40 Jahren ist die SG Welper wieder in die Landesliga aufgestiegen. Protagonisten von damals und heute sprechen über – damals und heute.

Die ersten Spiele der neuen Saison sind absolviert, und es läuft gut für den Landesliga-Aufsteiger SG Welper. Nach drei Siegen aus vier Spielen befindet sich die Truppe von Trainer Seung-Man Hong direkt in der Spitzengruppe der Liga. Grund genug, einmal einen Vergleich zu den Landesliga-Helden von damals anzustellen.

Vorab: Die SG Welper spielte bereits von 1956 bis 1971 über 15 Jahre in der Landesliga, musste dann aber in die Bezirksliga absteigen. Im Jahr 1975 kehrte dann aber der erst 25-jährige Hansi Wagner aus Wattenscheid als Spielertrainer zu den Grün-Weißen zurück, führte die Mannschaft in die Erfolgsspur zurück. Mit ihm sowie Spieler wie Wolfgang Wortmann und Gerd Heldmann gelang der bislang letzte Landesliga-Aufstieg.

SG Welper war im Aufstiegsjahr 1975 ein eingeschworener Haufen

„Ich war damals der drittjüngste Spieler in der Mannschaft, das würde man heute so wohl auch nicht mehr machen“, lacht Hansi Wagner, der seinerzeit nicht nur als Trainer, sondern auch aus dem defensiven Mittelfeld heraus die Geschicke der Sportgemeinschaft lenkte. Damals wie heute legte man sehr viel Wert auf die Zusammenstellung der Mannschaft.

„Wir haben insgesamt 20 Jahre oder länger zusammen Fußball gespielt und waren ein eingeschworener Haufen. Wir waren alles Welperaner und haben mit zwölf Jahren das erste Mal Silvester zusammen gefeiert, da musste es schon passen, wenn jemand neu zu uns gekommen ist. Ansonsten haben wir auch immer von unserer guten Jugendarbeit profitiert“, sagt Gerd „Leo“ Heldmann, der damalige Allrounder des Teams.

Aktuell kann Welper sich kaum aus der eigenen Jugend verstärken – der Sponsor hilft

Aus der Welperaner Jugend hat zuletzt nur Hakan Abanoz den Sprung in die Erste geschafft. Aktuell hat die SG Welper keine A-Jugend, daher wurden gezielt Spieler von anderen Vereinen geholt.

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„Ich lege sehr viel Wert darauf, dass die neuen Jungs zum Team und zum Verein passen“, so Seung-Man Hong, der gerne auch mal bei den Mannschaftsabenden dabei ist. Florian Pemöller, der bereits seit der Kreisliga A für Welper kickt, fügt hinzu: „Die Kameradschaft ist schon sehr wichtig. Das macht sich auch auf dem Platz bemerkbar.“

„Viele von den Jungs kenne ich ja auch schon von meinen früheren Stationen, kann das also ganz gut einschätzen“, ergänzt Hong, der aber auch keinen Hehl daraus macht, dass Sponsor Kaan Öztürk einen großen Anteil an der aktuellen Situation hat.

„Da können wir wirklich nur Danke sagen. Ohne Kaan wäre vieles hier nicht möglich“, fügt Dino Carrafiello hinzu. „Wir haben früher 5,- DM Siegprämie gekriegt, mussten aber auch noch unser Trikotgeld selber zahlen“, wirft Wolfgang Wortmann, der heute Abteilungsleiter ist, ein und sorgt für Gelächter in der Runde.

2020 liegt der Fokus im Training viel mehr auf Technik und Taktik

So oder so muss die Einstellung stimmen. Während man sich früher mit dem Festnetztelefon beim Trainer abmelden musste, wenn man denn überhaupt eines besaß, können sich die Spieler heutzutage schon mal hinter einer WhatsApp-Nachricht verstecken, was aber laut Hong gar nicht so oft vorkommt.

„Die Trainingsbeteiligung ist echt gut und es macht Spaß mit den Jungs zu arbeiten“, so der Coach, der einen 20er-Kader zur Verfügung hat und die Trainingsschwerpunkte auf Taktik und Technik auslegt.

„Früher habe ich mir alles selber beigebracht. Es gab noch kein Gegenpressing und auch nicht so eine gute Ausbildung wie heute“, sagt Hansi Wagner.

„Wir haben uns damals aus einem Laternenmast ein Kopfballpendel gebaut und der legendäre Entengang durfte beim Training auch nicht fehlen. Heute ist das so gar nicht mehr vorstellbar, trotzdem hatten wir tendenziell weniger Verletzte“, ergänzt die Trainerlegende.

Tim Dudda wünscht sich gerne Zuschauerzahlen wie früher

In einer Sache waren sich zum Abschluss aber alle Beteiligten einig. Früher hatte der Fußball einen anderen Stellenwert. Während sich damals nach dem Kirchgang im Schnitt 800 Zuschauer (bei Spitzenspielen sogar bis zu 2000 Zuschauer) die Spiele ansahen, liegt die aktuelle Besucherzahl bei etwa 170 Zuschauern.

Viele Vereine aus der Umgebung haben dem Hattinger Fußball in den vergangenen Jahren den Rang abgelaufen.

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Tim Dudda formuliert daraus einen Wunsch: „Ich fände es schön schön, wenn der Hattinger Fußball demnächst wieder etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wir arbeiten hier auf jeden Fall daran. Ich habe keine Lust, hier um die Goldene Ananas zu spielen“, so der Mittelfeldakteur.

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