Hattingen. Alexander Thamm ist früh zum VfL Bochum gewechselt, kam dort auf drei Einsätze bei den Profis. Danach erlebte der heutige Trainer noch einiges.

Wenn Alexander Thamm über seine Fußball-Laufbahn auf und später neben dem Platz erzählen soll, fällt ihm das nicht schwer. Er hat so viele verschiedene Phasen bei vielen Vereinen erlebt, die ihn und sein Leben prägten. Gerne erinnert er sich zurück, an die Anfänge als Kicker bei der DJK Märkisch Hattingen, an seine Zeit mit drei Profieinsätzen beim VfL Bochum und die vielen Jahre in Ober- und Regionalliga. Auch heute geht es für ihn auf Fußballplätzen weiter, vor kurzem hat er seinen Trainervertrag beim Oberligisten TuS Ennepetal verlängert.

500 Meter trennten das Elternhaus von Thamm in Hattingen vom Platz an der Waldstraße. Dort begann alles, auf der roten Asche – und nicht nur im Fußball. Anfangs spielte er parallel auch noch Tennis bei der TG Rot-Weiß Hattingen. „Ich hatte in beiden Sportarten ein gewisses Talent, musste mich dann später aber entscheiden“, weiß er noch. Und die Entscheidung fiel mit dem Fußball auf den VfL Bochum, wo er viele Jugendteams durchlief. „Heute sind Möglichkeiten in den Nachwuchsleistungszentren nochmal ganz andere, aber ich habe gerade in der B- und A-Jugend unter meinem damaligen Trainer Sascha Lewandowski viel mitgenommen“, sagt der 37-Jährige.

14 Jahre lang spielte der Hattinger beim VfL Bochum


14 Jahre lang war er bei den Blau-Weißen aktiv, nach der Jugend erst in der zweiten Mannschaft in der Oberliga. Unter Manfred Wölpper hat Thamm den Unterschied zum Seniorenfußball kennengelernt, vor allem das Spiel mit intensiven Zweikämpfen oder der zweiten Welle. „Ich habe gelernt, worum es geht, um Spiele zu gewinnen“, erinnert sich der Hattinger, der nach einer Ausbildung als Veranstaltungskaufmann beim VfL einige Jahre in der Buchhaltung arbeitete. Unter Peter Neuruer kam er sogar zu drei Kurzeinsätzen in der Bundesliga (Saison 2002/03 gegen VfL Wolfsburg und 1860 München, Saison 2004/05 gegen den Hamburger SV).

„Ich bin Fan und Mitglied des VfL. Es war Wahnsinn, mit den Profis mittrainieren zu dürfen. Gerade der dritte Einsatz war besonders: ich wollte mit Kollegen eine Fanclub-Fahrt nach Hamburg machen. Freitags rief mich Frank Heinemann dann an und fragte, ob ich zu einem Einsatz für die Bundesliga-Elf bereitstehen würde. Meine Jungs standen in der Kurve, ich auf dem Rasen. Mehr geht nicht“, schwärmt er.

Auf Schalke hat Thamm eine Zeit lang mit den Profis trainiert


Auch beim FC Schalke, zu dessen U23 er nach dem VfL über Preußen Münster und der Spielvereinigung Erkenschwick kam, trainierte er eine Zeit lang mit den Profis. Etwa mit Marcelo Bordon, Rafinha, Kevin Kuranyi oder dem ganz jungen Manuel Neuer. „Der hat sich im Tor damals schon so breit gemacht, da wusstest du nicht, wo du hinschießen sollst“, weiß Thamm noch. Er bekam auch die Degradierung von Albert Streit in die Schalker Reserve mit und die Kampfmentalität und Distanz von Trainer Maik Walpurgis, von der er etwas mitnahm.

Danach ging es über die Sportfreunde Lotte zu Rot-Weiss Essen, wo er im August 2010 gegen den VfB Homberg in der 90. Minute mit dem 1:0-Siegtreffer per Fallrückzieher das Tor des Monats der ARD-Sportschau schoss. Doch dann folgte nach der Saison ein schmerzhaftes Ende: „Mein Vertrag wurde mündlich verlängert, daran hielt sich der Verein aber nicht. So habe ich auch die Kehrseiten kennengelernt, Fußball kann dreckig sein“, sagt Thamm.

Kehrseiten des Fußballs bei Rot-Weiss Essen und Wattenscheid 09 kennengelernt

Als Spielertrainer stieg Alexander Thamm 2018 mit dem SV Horst-Emscher 08 in die Westfalenliga auf.
Als Spielertrainer stieg Alexander Thamm 2018 mit dem SV Horst-Emscher 08 in die Westfalenliga auf. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler


Über Rot-Weiß Ahlen und nach einem Bandscheibenvorfall ging es 2014 weiter zur SG Wattenscheid, wo der Kicker Probleme mit dem Auszahlen der Aufwandsentschädigungen mitbekam, nachdem er mit den 09ern den Durchmarsch von der Westfalen- bis in die Regionalliga schaffte und dort nochmal auf und gegen Essen traf. „Das Tor war eine Ehre für mich und hat mir gezeigt, wozu ich nochmal hart gearbeitet habe“, so Thamm, der danach mit dem Wuppertaler SV auch fast nochmal aufstieg, ehe es 2016 nach Marl-Hüls zum letzten Jahr als aktiver Oberliga-Spieler ging.

In der zweiten Mannschaft begann Thamms Laufbahn 2017 als Spielertrainer in der Bezirksliga, nach einem zweiten Bandscheibenvorfall. Er machte einen Trainerschein, dann wurde beim SV Horst-Emscher eine Trainerstelle frei, die er im Verbund mit Jens Grembowietz antrat und den direkten Wiederaufstieg in die Westfalenliga schaffte und im Relegationsspiel der zweiten Mannschaft zum Aufstieg in die Bezirksliga als Spieler noch einmal jubeln durfte.

Als Trainer bei Oberligist TuS Ennepetal fühlt Thamm sich wohl


Da der Wandervogel bereits den Sportlichen Leiter des TuS Ennepetal, Thomas Riedel, kennengelernt hatte, bekam er schließlich 2018 die Möglichkeit, in der Oberliga an der Seitenlinie zu stehen. „Das war schön und lehrreich, außerdem fühle ich mich in Ennepetal sehr wohl“, betont Thamm. Daher fiel ihm die Entscheidung, auch nach der Saison weiter die Verantwortung zu übernehmen, leicht. Durch seine vielen Wechsel hat er ein großes Netzwerk, was nun auch dabei hilft, den Kader für die Zeit nach der Corona-Krise aufzustellen.