Hattingen/Witten. In Heidelberg hat Jan Stratmann vom PV-Triathlon Witten mit Sebastian Kienle trainiert. Den Angriff auf die Weltspitze muss er verschieben.
Der Profi-Triathlet Jan Stratmann aus Hattingen hat im vergangenen halben Jahr eine gute Zeit hinter sich – obwohl er seit langem mal wieder einen Infekt hatte und kurze Zeit ausfiel. Doch sein Training ist noch professioneller geworden, er trainierte in Heidelberg unter Top-Bedingungen und auch mit Top-Athleten.
Dort ist er auf echte Größen in der Szene getroffen. Ex-Weltmeister (2014) und den aktuellen Ironman-WM-Dritten Sebastian Kienle oder die Ironman-WM-Bronzegewinnerin Anne Haug. Mit Kienle hat er einige Male trainiert, sonst gab es kaum Einheiten in einer größeren Gruppe. „Die Trainingspläne sind schon stark individualisiert. Zusammen sind wir in Trainingslager gefahren oder haben uns im Schwimmbecken getroffen“, erzählt Stratmann. Doch er konnte sich vom Weltklasse-Sportler Kienle einiges abschauen.
Bei der Ernährung hat der Hattinger dazugelernt
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Die Professionalität und Akribie, mit der Kienle seinen Sport betreibt, hat Stratmann fasziniert. „Gerade von ihm habe ich viel gelernt. Im Bereich Ernährung hatte ich beispielsweise schon viel gelesen und dachte, dass ich gut informiert bin. Ich habe aber nochmal was für mich mitgenommen, bezüglich der Fettverbrennung. Aber daneben auch, was die Lebensgestaltung oder die Regeneration betrifft“, freut sich der Hattinger. Im Becken ist er schneller und auch auf dem Rad hat er Kienle beim Training gefordert. „Das war schon cool, ihn mal ein bisschen zu ärgern“, freut er sich.
Vorteile habe es daher schon gegeben, doch er möchte sich wieder in Richtung seiner Heimat orientieren und wird ab Juni zusammen mit seiner Freundin in Hennef wohnen. „Das Training war auch in Heidelberg schon online basiert, ein Trainer war beispielsweise nicht vor Ort, sondern in Darmstadt“, sagt der Sportler, der aber vom Fachwissen profitiert habe. Auch, was das Material seiner Sportkleidung anbelangt oder zum Beispiel die Position seines Radsitzes. Zusammengearbeitet hat er zudem mit dem renommierten Sportpsychologen Hans-Dieter Hermann, der eine Zeit lang die Fußball-Nationalmannschaft betreut hat.
Jan Stratmann hat sein Training effektiver angepasst
Stratmann hat sich seit 2017 im Triathlon professionalisiert, im vergangenen Jahr nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. „Ich trainiere gar nicht mehr so viel wie zu Beginn, wir steuern es nun besser aus“, verrät er und erzählt dabei, dass er mittlerweile einiges etwas lockerer angeht, sich also mental ebenfalls weiterentwickelt hat. In einer Woche kommt er dennoch auf 300 bis 500 Radkilometer, 70 bis 80 Kilometer in den Laufschuhen und 20 bis 25 Kilometer im Wasser. Dazu kommt Kraft- und Athletiktraining. Zwischen 25 und 30 Trainingsstunden ergeben sich daraus, in Entlastungswochen sind es 15 bis 20.
Weiter Unterstützung durch Sponsoren
Der Profi-Triathlet Jan Stratmann bekommt in der Coronazeit weiterhin Unterstützung seitens seiner Sponsoren.
Als Hauptsponsor hat er beim niederländischen Unternehmen IQ Square (Radbranche) einen Vertrag. Dazu kommen weitere Ausrüster sowie die Ernährungsberaterin Caroline Rauscher.
Der Hattinger bedauert, dass er aktuell keine Gegenleistung bringen kann. Viele Gelder von Sponsoren sind oft prämienbasiert und Preisgelder in nicht unerheblichem Maße.
„Wir haben auch mal Ruhetage, die sind aber selten geworden“, sagt der Triathlet, der momentan trotz der Coronavirus-Pandemie weiter hart arbeitet. Eigentlich wollte er in diesem Jahr auf der 70.3-Ironman-Distanz einen Angriff auf die Weltspitze starten, den Anschluss schaffen und bei der WM in Neuseeland starten. „Dafür müsste ich ein Rennen gewinnen, es hätten sich mehrere angeboten. Auch in Duisburg, nah an zuhause mit Freunden und Familie an der Strecke“, sagt Stratmann. Er rechnet in den kommenden Monaten nicht mit Wettkämpfen und schätzt, dass es frühestens im November weitergehen kann.
In der Bundesliga war der Start mit dem PV-Triathlon Witten geplant
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In der Bundesliga wäre er gerne mit der Mannschaft des PV-Triathlon Witten in die Rennen gegangen, um sich auf die längeren Distanzen vorzubereiten. „Es ist ärgerlich, dass man nicht zeigen kann, was man drauf hat und wofür man hart gearbeitet hat“, bedauert der Profi, der sich aktuell öfter selbst motivieren muss. „Man hat mehr Durchhänger als sonst. Wenn man aber alles als einen langfristigen Prozess sieht und nicht nur einen großen Wettkampf als Ziel hat, hilft das“, beschreibt er seine Vorgehensweise in der schwierigen Zeit.
Später möchte er auf die Langdistanz wechseln. Der große Traum ist es, beim Ironman auf Hawaii nicht nur teilzunehmen, sondern vorne mitzumischen, zu gewinnen. „Dafür muss man sich weiter den Arsch aufreißen“, betont Stratmann.