Bochum. Der Bochumer Sportmediziner Dr. Joachim Schubert beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Sport bei Erkältung, Grippe und Covid-19.

Die Turnhallen sind geschlossen, Fitnessstudios sind dicht. Nicht nur der Profi- sondern auch der Amateursport ist quasi zum Erliegen gekommen. Ganz auf Bewegung verzichten, möchten aber wohl die Wenigsten. Aber soll man jetzt, wo das Coronavirus grassiert, überhaupt noch Sport machen? Und was ist, wenn die Nase läuft oder der Hals kratz?

Der Bochumer Sportmediziner und ehemalige Vereinsarzt des VfL Bochum, Dr. Joachim Schubert, erklärt, wann Sport angebracht ist, welche Aktivitäten jetzt gut für die Gesundheit sind und, was man derzeit lieber lassen sollte.

Herr Dr. Schubert, muss ich schon bei leichten Erkältungsanzeichen mit dem Sport aufhören?

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Schubert: Wenn die Erkältungsanzeichen so sind, dass es beispielsweise nur ein leichtes Kratzen im Hals ist, ein Hüsteln oder ein leichter Schnupfen, dann kann man moderaten Ausdauersport weiter betreiben. Aber keinen Sport mit hoher Intensität, weder im Kraftsport noch im Ausdauerbereich. Geeignete Übungen wären moderates Laufen, Fahrradfahren, Yoga, Pilates. All das sollte in Ordnung sein.

Ist der Pulsbereich in dem man trainiert entscheidend?

Ja, der Puls ist entscheidend. Die meisten Sportler kennen ja ihren Puls. Gut trainierte Leute haben vielleicht einen Ruhepuls unter 60, weniger gut trainierte Menschen einen Puls von etwa 80. Wenn der Puls plötzlich ungewöhnlich hoch ist, dann sollte man sofort mit dem Sport aufhören. Oder gar nicht erst anfangen. Eine ungewöhnliche Pulserhöhung in Ruhe ist immer ein Grund, vorsichtig zu sein.

Und worauf muss ich dann beim Sport achten?

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Wenn ein Sportler mit den moderaten Trainingsübungen anfängt, und der Puls direkt nach oben schießt, beispielsweise auf 120 oder sogar 140, dann sollte das Training sofort beendet werden. Trainingsuhren, die den Puls messen, können da eine gute Unterstützung sein.

Wie sollte das Training jetzt aussehen?

Moderates Training ist jetzt angebracht, das aber auch ruhig öfter am Tag sein kann. Intensives Training ist jetzt eher kontraproduktiv, weil es das Immunsystem belastet. Sehr zu empfehlen sind lange Spaziergänge an der frischen Luft. Im Moment natürlich nur alleine oder zu zweit und dort, wo sich wenig Menschen aufhalten.

Wann sollte ich auf jeden Fall mit dem Sport aufhören?

  Appelliert für viel Bewegung: Der Bochumer Sportmediziner Dr. Joachim Schubert.
  Appelliert für viel Bewegung: Der Bochumer Sportmediziner Dr. Joachim Schubert. © Carsten Oberhagenmann

Bei jedem stärkeren Krankheitsgefühl, bei Schmerzen im Bereich des Brustkorbs, bei starkem Husten oder Fieber sofort aufhören. Am besten gar nicht anfangen.

Darf ich noch Sport machen, wenn in meinem Umfeld jemand positiv auf Covid-19 getestet wurde?

Ja, denn in dieser Zeit ist es, wie schon erwähnt, wichtig das Immunsystem zu stärken. Allerdings sollte beachtet werden, nur den Sport zu machen, den man ohnehin immer macht. Übungen, bei denen man die Reaktionen seines Köpers kennt. Jetzt ist nicht die geeignete Zeit, um neue hochintensive Übungen auszuprobieren.

Darf ich in Quarantäne noch Sport machen?

Solange man symptomfrei ist, ja, denn es gibt ja erstmal nur einen Verdacht. Es sollte aber auch in diesem Fall nur moderater Sport gemacht und auf den Puls geachtet werden. Die Übungen sollten einen möglichst nicht ins Schwitzen bringen. Bewegung ja, aber kein sehr anstrengender Sport. In wenigen Fällen ist bei Überanstrengung sogar eine Herzmuskelentzündung möglich. Wer eine Vorerkrankung des Herzens hat, der sollte besonders vorsichtig sein, denn derjenige ist vom Covid-19 besonders gefährdet.

Zur Person

Dr. Joachim Schubert hat sich 1983 als Sportmediziner in seiner Wahlheimat Bochum niedergelassen und betreibt seit 1997 eine privatärztliche Praxis. Von 1989 bis 1999 war Schubert Vereinsarzt des VfL Bochum.

Bei der WM 2006 in Deutschland stand er als Arzt für die togolesische Nationalmannschaft zur Verfügung. Außerdem betreut er etliche Spitzensportler. In der Bochumer Innenstadt leitet Schubert gemeinsam mit den Ärzten Dr. Löwe und Dr. Ehrle eine Praxis für Sportmedizin und Orthopädie.

Falls ich positiv auf Covid-19 getestet werde, aber keine Symptome habe, wie sieht es da mit dem Sport aus?

Wirklichen Sport würde ich dann nicht mehr empfehlen. Aber auf jeden Fall Bewegung. Denn wie wir inzwischen wissen, ist Sport eine wichtige Unterstützung für ein starkes Immunsystem. Früher hat man beispielsweise immer von Sport bei Krebserkrankungen abgeraten, heute ist man vom Gegenteil überzeugt und animiert Krebspatienten sogar zur Bewegung. Am besten Bewegung in der Sonne an der frischen Luft, um genügend Vitamin D3 zu bekommen. In Quarantäne ist das aber natürlich kaum mehr möglich. Dementsprechend sollte man sich anderweitig mit Vitamin D3 versorgen.

Warum ist Vitamin D3 so wichtig?

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Es ist für unser Immunsystem essenziell und wird vom Körper produziert, wenn er genug Sonnenlicht bekommt. Vitamin D3 kann nicht mit der Nahrung aufgenommen werden. Ein Grund, warum die Influenza, also die normale Grippe, besonders im Winter grassiert, ist der Mangel an Vitamin D3 bei vielen Menschen. Zu empfehlen ist darum im Winter und in der jetzigen Zeit eine Nahrungsergänzung durch Vitamin D3, am besten täglich in Form von Tropfen in der internationalen Einheit (I.E.) 3000, um den nötigen Spiegel wieder herzustellen.

Wie sollte ich mich also jetzt verhalten, um mein Immunsystem bestmöglich zu stärken?

Wer fit ist, sollte genügend Sport machen, möglichst an der frischen Luft. Lieber moderat und länger als kurz und intensiv. Hinzu kommt eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vitamin-D3-Tropfen als Ergänzung. Fastfood oder jeden Tag Nudeln mit Fertigsoße ist hingegen nicht zu empfehlen.