Der Siegeszug der SF Niederwenigern endet erst im Halbfinale. 150 Wennische sorgen beim Turnier in Gevelsberg für ein unvergessliches Erlebnis.

Geballte Fäuste, Umarmungen, Jubelschreie – und Schwarz und Gelb, fast überall. Die Deutsche Futsal-Meisterschaft in Gevelsberg war ein Heimspiel für die A-Junioren der Sportfreunde Niederwenigern. 150 Wennische machten sich auf den Weg nach Gevelsberg, wo die besten sechs deutschen U19-Mannschaften ihren Meister in der Halle ausspielten. Und für die Bronzemedaille feierten die Anhänger ihr Team fast wie für eine Goldene.

„Das war eine Riesensache“, meinte Trainer Marcel Kraushaar beeindruckt. „Alles war vom DFB organisiert, richtig professionell.“ Schon beim Blick in die Halle waren die großen DFB-Banner kaum zu übersehen, das war die ganz große Bühne – und die Sportfreunde nutzten die. Die Belohnung für eine riesige Entwicklung.

1:1 gegen den Deutschen Meister

Marcel Kraushaar war beeindruckt von der professionellen Organisation durch den DFB – und von der Vorstellung seiner Jungs.
Marcel Kraushaar war beeindruckt von der professionellen Organisation durch den DFB – und von der Vorstellung seiner Jungs. © Christof Koepsel/Getty

Denn: Die Sportfreunde Niederwenigern mit einer Medaille bei einer Deutschen Meisterschaft? „Da haben wir überhaupt nicht dran gedacht. Wir haben unseren Titel bei der Essener Hallenstadtmeisterschaft verteidigt“, erinnert sich Kraushaar, „dann ging es zur Niederrheinmeisterschaft. Da waren wir im Vorjahr Sechster.“

Doch 2019 jubelten die Sportfreunde, ebenso wie wenig später bei der Westdeutschen Meisterschaft. „Das war so natürlich nicht geplant, das ging alles Schritt für Schritt“, meint der Trainer. Und der letzte Schritt war die Deutsche Meisterschaft. Und die Sportfreunde waren bereit.

Jubelsturm: Justin Gumpert nach dem 1:1 in letzter Minute gegen Deisenhofen.
Jubelsturm: Justin Gumpert nach dem 1:1 in letzter Minute gegen Deisenhofen. © Christof Koepsel/Getty

Schon im ersten Spiel, gegen den späteren Champion FC Deisenhofen, riefen die Sportfreunde ihre beste Leistung ab, erkämpften sich ein 1:1 – Justin Gumpert war der gefeierte Torschütze in der letzten Minute. Schon da war aber zu sehen, mit was für einer Konkurrenz die Schwarz-Gelben es zu tun hatten.

Futsal-Erfahrung der Gegner zeigt sich deutlich

„Einige der Gegner spielen parallel zum Fußball auch im Futsal-Ligabetrieb“, so Kraushaar, „diese Erfahrung hat man dann schon gemerkt. Vor allem bei den Standards hatten die richtig starke Ecken und Einkick-Abläufe.“ Aber die Sportfreunde um Niederrhein-Auswahlspieler Paul Schütte hielten stand, besonders weil sie taktisch überragend arbeiteten. „Defensiv waren wir sicher eine der besten Mannschaften“, so Kraushaar. Und die Defensive war ganz wichtig, um das Ziel Halbfinaleinzug zu erreichen.

Gegen JFV Rhein-Hunsrück musste ein Unentschieden her, um die Vorrunde zu überstehen. Es entwickelte sich ein hitziges und umkämpftes Spiel, das die SFN 1:0 durch ein Tor von Leo Löhrmann gewannen – Halbfinale!

„Ein Erlebnis, das sicher keiner vergessen wird“

Dort war dann Schluss, der Vorjahresmeister VfB Eppingen zeigte Schwarz-Gelb mit einer abgezockten Vorstellung klar die Grenzen auf – 4:0 hieß es nach 18 Minuten. Zwei Tore von Nikolas Stock und Marc Rapka im Spiel um Platz drei gegen Bremerhaven sicherten den SFN aber die Bronzemedaille und sorgten für großartige Stimmung unter den 150 mitgereisten.

Starke Verteidigung: Nicolas Stock im Spiel gegen Deisenhofen.
Starke Verteidigung: Nicolas Stock im Spiel gegen Deisenhofen. © Christof Koepsel

„Dieser Rückhalt war sicher ein großer Vorteil für uns“, meinte Trainer Kraushaar, „die anderen Mannschaften hatten ja sechs oder sieben Stunden Anreise.“ Die Sportfreunde machten aber die Deutsche Meisterschaft zum Heimspiel und holten eine historische Medaille. „Ein Erlebnis, das sicher keiner vergessen wird.“

Kraushaar: „Futsal zu spielen ergibt Sinn“

Eine spezielle Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft haben die A-Junioren der Sportfreunde nicht gemacht. „Keine einzige Einheit“ habe man speziell Futsal trainiert, verrät Kraushaar – auch aus Aberglaube. „Das hat bei den ersten Turnieren so gut geklappt, das wollten wir für die Deutsche Meisterschaft nicht ändern.“

Was nicht heißt, das Kraushaar Einwände gegen Futsal hätte, ganz im Gegenteil.

„Ich hatte früher immer Spaß beim Hallenfußball“, erinnert sich Kraushaar an das Spiel in der Halle mit normalem Ball und Bande. „Aber Futsal zu spielen ergibt deutlich mehr Sinn. Das Spiel ist hochtechnisch, anspruchsvoll auf engem Raum und dadurch, dass der Ball nicht so gut tickt, ist er häufiger am Boden – da kann man gut spielen.“

Medaillen gab es von Bundestrainer Loosveld

Torjubel bei den Sportfreunden im Spiel um Platz drei – im Hintergrund der gelb-schwarze Block.
Torjubel bei den Sportfreunden im Spiel um Platz drei – im Hintergrund der gelb-schwarze Block. © Christof Koepsel

Beim Futsal wird ohne Bande gespielt, auf Handballtore und mit einem etwas kleineren, schwereren Ball. Obendrauf hat der Torwart eine strikte Begrenzung der Ballkontakte, wodurch sich für die Feldspieler viele Eins-gegen-eins-Situationen ergeben, weil der Ball nicht einfach zurückgespielt werden kann.

Mit Paul Schütte (PCF Mülheim) spielt ein SFN-Spieler in der höchsten Futsal-Spielklasse, der Regionalliga West. Am Ende bekamen er und seine Teamkollegen die Bronzemedaille von DFB-Nationaltrainer Marcel Loosveld umgehängt – auch ohne spezielles Training.