Wolfgang Fischer war jahrzehntelang aktiv beim VfL Winz-Baak. Für den Verein war er aber nicht auf dem Platz, sondern im Büro unersetzlich.

  • Wolfgang Fischer kam in den 60er-Jahren zum VfL, als der Sportplatz Munscheidstraße gerade neu war
  • Bis er 63 war, stand er immer wieder für Winz-Baak auf dem Platz, engagierte sich aber auch im Vorstand
  • Besonders lag ihm die Büroarbeit, mit Spielberichten, Schreibmaschinen und Briefmarken

Eigentlich ist Wolfgang Fischer nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht. Auch große Reden liegen dem 69-Jährigen nicht. „Vor 50 Leuten muss ich nun nicht gerade sprechen“, sagt er. Und dennoch: In der Fußballabteilung seines Vereins, dem VfL Winz-Baak, kennt und schätz ihn eigentlich jeder, den Mann aus der zweiten Reihe. Seit einer kleinen Ewigkeit ist er dort Mitglied, stand früher selbst als Spieler auf dem Platz und engagierte sich im Vorstand.

„Ich bin 1965 nach Hattingen gekommen und eigentlich direkt beim Verein eingestiegen“, erinnert er sich. Ein Freund seiner Schwester Bettina habe ihn auf die Idee gebracht, dort mitzumachen. „Wie hieß er gleich noch? Schneider war sein Nachname, aber an den Vornamen erinnere ich mich nicht mehr“, grübelt Fischer. Was er dagegen noch gut in Erinnerung hat: Damals wurde der Sportplatz Rauendahl, Heimat des VfL Winz-Baak, gerade erst gebaut.

Fischer kickte anfangs noch in der A-Jugend. Ein oder zwei Jahre nach seinem Einstieg in den Verein wechselte er zu den Senioren. „Und dort habe ich in meinem ersten Spiel direkt ein Tor geschossen.“

Das letzte Spiel mit 63 Jahren

Es folgten weitere sportliche Erfolge. Dann kam der Aufstieg. „Und schließlich kam die jüngere Generation.“ Fischer räumte für den Nachwuchs das Feld, konnte das Kicken aber nicht bleiben lassen. Er stand noch mehrfach für die 2. und 3. Mannschaft auf dem Platz. Bis er schließlich im Alter von 63 Jahren sein letztes Spiel bestritt. „Eine Altherrenmannschaft hatten wir damals leider nicht, sonst hätte ich wahrscheinlich noch weiter gespielt.“

Im Jahr 1972 übernahm er den Posten des 2. Geschäftsführers – und auch mal den des 1. Geschäftsführers, falls die Stelle vakant war – und opferte seitdem auch gerne mal die Mittagspause oder die Abende für seinen Verein.

Mit dem Computer ist alles etwas komplizierter

Er kümmerte sich um den reibungslosen Ablauf des Spielbetriebs, bestellte Schiedsrichter, sprach Einladungen aus, verfasste Spielberichte, gestaltete Briefköpfe und klebte Briefmarken. „Ich bin halt ein Büromensch, die Arbeit machte mir Spaß“, sagt er. Und Büromensch ist er durch und durch.

Fast 50 Jahre arbeitete er als Bürokaufmann bei einem großen Automobilhersteller in Essen. Die Aufgaben für den Verein erledigte er gewissenhaft, freilich alles an der Schreibmaschine. „Das war früher ein wenig anders, man musste ganz schön aufpassen.“

Seit vergangenem Frühjahr tritt er aber etwas kürzer. „Ich habe mein Amt in jüngere Hände abgegeben, an Tim Fröhlich“, sagt Fischer. Denn einerseits lebt seine Lebensgefährtin in Mülheim und er wolle nicht immer hin und her pendeln müssen. Andrerseits wird in den Vereinen heute anders gearbeitet. Mehr mit Computern. „Und das liegt mir nicht.“ Spielberichte bekomme er noch hin, doch wenn der Rechner größere Probleme macht, wisse er sich nicht mehr zu helfen.

Kontakt zum Verein bleibt bestehen

Doch aus der Welt ist er noch lange nicht. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da.“ Der Verein war ein zweites Zuhause.

Viele Vereinsmitglieder kenne er schon seit 40 Jahren. Auf dem Platz gehe es stets familiär zu. „Und wir verstehen uns alle auch privat, abseits des Sportplatzes.“

Sein Amt vermisse er dennoch nicht, die Arbeit ist getan. Und er wolle auch weiterhin den Kontakt mit Spielern und Vorstand pflegen. Rückblickend ist er stolz auf sein Wirken, für sein ehrenamtliches Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet. „Da weiß man, wofür man das alles gemacht hat.“

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