Gladbeck/Gelsenkirchen/Herne. Klaus Overwien, Staffelleiter der Bezirksliga 9, schreibt einen offenen Brief an die Vereine. Was er von den Klubs erwartet - und von den Schiedsrichtern.
Klaus Overwien treibt eigentlich nur ein Wunsch an – gerade an Montagen. „Ich habe da keine Lust, Fragen zu beantworten, auf die ich keine Antwort haben kann. Wir wollen über Fußball sprechen“, sagt er. Doch nach den ersten Spieltagen der Bezirksliga 9 musste deren Staffelleiter viel zu oft über Vorfälle sprechen, die mit Fußball nur am Rande zu tun hatten.
So sah er sich in der vergangenen Woche gezwungen, per Rund-Mail einen Appell an die Vereine zu verfassen. Die Vereine sollen von sich aus gegenüber Gewalt und Ausschreitungen auf ihren Plätzen Haltung beziehen – so die Kurzform.
Seit knapp 20 Jahren ist Overwien als Staffelleiter im westfälischen Amateurfußball verantwortlich. So eine Häufung an Vorfällen hat er in dieser Zeit noch nicht beobachten können. „Die Auswüchse in dieser Häufigkeit sind schon ungewöhnlich. Das habe ich bislang nach mittlerweile sieben Spieltagen noch nicht erlebt“, erklärt er. Besonders die Spiele Horst-Emscher gegen den FC Marokko, des VfB Kirchhellen gegen den SC Hassel oder VfB Waltrop gegen den SV Zweckel, bei der es nach Abpfiff zu einer großen Rudelbildung kam, waren ihm ein Dorn im Auge.
Fußball-Bezirksliga 9: Vereine werden in die Pflicht genommen
„Ich finde dieses Verhalten von einigen wenigen Personen unmöglich und möchte an Euch alle den Appell senden, hier doch geeignete und vor allem unmissverständliche Ansprachen an Spieler, Trainer, Betreuer und Zuschauer durchzuführen“, schreibt Overwien in der Mail, die auch dieser Redaktion vorliegt. „Ihr seid jetzt gefordert“, sagt er an diesem Montag in Richtung der Vereine.
„Einige meinten, ich hätte ihnen aus der Seele gesprochen. Solche Vorkommnisse geht vielen Leuten gegen den Strich.“
Dort stieß Overwiens Mail bislang auf positive Resonanz. Am Sonntag war er wieder auf dem Platz und durfte sich auch persönlich einiges an Feedback abholen. „Da wurde ich von vielen angesprochen, von Eltern, aber auch Trainern, und habe noch einige Mails und Anrufe erhalten. Einige meinten, ich hätte ihnen aus der Seele gesprochen. Solche Vorkommnisse geht vielen Leuten gegen den Strich“, sagt er.
Klaus Overwien will vor Problemen nicht davonlaufen
Das Maß sei voll gewesen, meint Overwien. Eine Übersprungshandlung ist seine Mail allerdings nicht gewesen, soll aber auch nicht zur allwöchentlichen Routine werden, „sonst verpufft das“. An einen Rücktritt habe er zu keiner Zeit gedacht. „Ich habe nie daran gedacht, das Handtuch zu werfen. Ich kenne viele Vereine seit zehn Jahren und pflege da auch freundschaftliche Kontakte. Das wäre ein Davonlaufen“, erklärt er.
Neben den Vereinen, die er in die Pflicht nimmt, sich im Nachgang solcher Vorfälle „auch mal von solchen Leuten zu trennen oder auch Platzverbote auszusprechen“, nimmt er auch die Schiedsrichter in die Pflicht.
Denn einige Negativ-Aktionen der vergangenen Wochen fanden nicht den Weg in die offiziellen Spielberichte, sind damit also nur schwer zu ahnden. „Es mag in einigen Fällen so sein, dass die Schiedsrichter dann Unannehmlichkeiten fürchten“, sagt Overwien. Ein Urteil über den Umgang der Schiedsrichter-Verantwortlichen wolle er sich aber nicht anmaßen.
Im Austausch mit Schiedsrichter-Gremien
„Wir sind im Austausch mit Marcel Neuer (Vorsitzender Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss, Red.) und den Kreis-Schiedsrichter-Ausschüssen, dass auch dort Ansprachen stattfinden.“ Overwien könne ohne Sportgerichts-Urteile „nur“ Geldstrafen oder eine vier-Spiele-Sperre aussprechen.
Sein Appell scheint am vergangenen Wochenende schon gefruchtet zu haben. „Das war deutlich entspannter, soweit ich es verfolgen konnte. Wir bewegen uns jetzt wieder in normalen Bahnen“, sagt Overwien.
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