Gladbeck. Kasper Gorzelany ist zurück beim BV Rentfort, war eine Zeitlang auf Malta, in Polen und dort eine „Entdeckung der Saison“. Wie er dem Team hilft.
Ein bisschen mehr als eine Viertelstunde beim Startelfdebüt hat es nur gebraucht, dass sich Kasper Gorzelany auf dem Fußballplatz wieder voll integriert fühlt. Es läuft die 17. Minute im Spiel seines Klubs BV Rentfort gegen Viktoria Resse.
Ein Freistoß, getreten von Jesse Hayder, segelt in den Sechzehner. Gorzelany nimmt die Flanke mit dem Außenrist volley – 2:0. „Das Tor war wirklich so ein Gefühl, dass man wieder komplett zurück ist“, sagt er.
Lange zurück war der 24-Jährige noch gar nicht, der gegen Resse die Linkaußenposition bekleidet hat. Am Donnerstag, 31. August, kehrte der Student von seiner letzten Reisestation wieder, auf die er sich im vergangenen August begeben hatte. Einen Tag später war Gorzelany beim Training, wieder zwei darauf plötzlich 20 Minuten Mittelstürmer im Auswärtsspiel bei der SG Herne 70.
Sein Comeback kam unverhofft: „Dolly (Marc Schäfer, d. Red.) meinte am Freitag, ich soll die Tasche mitbringen, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich spiele.“
Spieler und Trainer sehen noch Luft nach oben
Dass er direkt reingeworfen wurde, liegt laut Gorzelany daran, „dass man mich überall einsetzen kann.“ Und weiter: „Mit mir kannst du halt auffüllen, wo es gerade Probleme gibt.“ Und weil es eben im Vorfeld gegen Resse ein, zwei Ausfälle gab, war Gorzelany schnell von Anfang an gefragt.
Trotz seines ersten Saisontors ist er mit seiner Leistung nur bedingt zufrieden. „Es ist schwierig, komplett wieder reinzukommen.“ Gut eine Saison lang war der Deutsche mit polnischen Wurzeln weit weg vom BVR und Bezirksligafußball, das macht sich bemerkbar. „Dolly hat mir auch gesagt, dass er noch besseres von mir gewohnt ist“, räumt der Allrounder ein, „und ich bin auch ehrlich, da geht wesentlich mehr.“ Kasper Gorzelany studiert Englisch und Geschichte auf Lehramt, vor einem Jahr entschloss er sich, drei Monate lang auf Malta an einer englischen Sprachschule zu arbeiten.
Danach ging es für ihn weiter nach Polen, in Warschau sammelte er Erfahrung am Goethe-Institut. In der Zeit hatte der 24-Jährige keinen Ball am Fuß. Fit gehalten hat er sich ausschließlich durchs Joggen. Das sollte sich allerdings in seiner Zeit in der polnischen Stadt Thorn ändern, wo Gorzelany Teil des Erasmus-Programms wurde.
Wie viele Scorerpunkte Kasper Gorzelany in Polen sammelte
In Thorn spielte der langjährige Rentforter in einer Kleinfeldliga. Die „FutbolArena“ bietet einen organisierten Ligabetrieb mit sechs Divisionen, wo jeweils im Fünf-plus-Eins-Modus gezockt wird. Gorzelany kam in die Liga B, die zweithöchste Liga der „FutbolArena“, wo er mit Kollegen zusammenspielte. Acht von 13 Spielen absolvierte er für das Team „Flotcamp“ zwischen März und Juni, bei denen er direkt von sich Reden machte. Neun Tore und neun Vorlagen sorgten am Ende dafür, dass Kasper Gorzelany zur „Entdeckung der Saison“ in der Liga B gewählt wurde.
Zwei Sommercamps in Danzig und abschließend in Österreich rundeten die Reise des Studenten ab, nun ist er wieder zurück an der Hegestraße. „Ich habe mich nie so gefühlt, als wäre ich komplett weg gewesen. Die Jungs meinten auch schon, ich war plötzlich wieder da, es war wie immer“, freut sich Gorzelany über seine reibungslose Rückkehr.
Den Erfolgshunger in der Mannschaft nach dem starken Saisonstart (vier Siege, ein Unentschieden) hat er sofort aufgesaugt: „Diese Mentalität – ich bin ja erste eine Woche wieder da – spürt man in der Kabine. Wenn eine Trainingswoche nicht gut war, wird das ausgesprochen.“
„Gar kein Bock“, sich von der Spitze zu trennen
Und so spricht Kasper Gorzelany auch deutlich aus, dass es besonders für ihn, aber auch für den BVR jetzt erst so richtig losgeht. „Jeder hat es nach der Partie gegen Resse gespürt, dass danach die richtigen Spiele auf dem Zettel stehen, die besonders entscheidend sind.“ Es warten auswärts der Tabellendritte SV Horst-Emscher 08, anschließend kommt Liga-Topfavorit FC Marl nach Rentfort. „Wir“, sagt der Allrounder für die Mannschaft, „haben gar kein Bock, uns von den oberen Rängen zu entfernen.“
Der zweite Platz, den der BVR aktuell innehat, soll auch nach den beiden Begegnungen Bestand haben. Der Anspruch sei ganz klar, sich in der Tabelle oben festzusetzen. Besonders weil Gorzelany denkt, „dass uns nicht alle so auf dem Zettel hatten.“ Dazu folgt: „Wir sind heiß zu zeigen, dass wir nicht zu Unrecht da stehen.“
Schön für Rentfort: Kasper Gorzelany hat keine weitere Reise angepeilt, Marc Schäfer kann mit dem Rückkehrer planen. Egal ob als Linksaußen, Mittelstürmer, seiner Wunschposition im zentralen Mittelfeld oder als Außenverteidiger.