Gladbeck. Daniel Thiele verfolgt den Gladbecker Fußball interessiert und kritisch. Ein Gespräch über die Lage vor Ort, eingleisige A-Liga und Jugendarbeit.

Daniel Thiele blickt mittlerweile als Außenstehender auf den Gladbecker Fußball. Der frühere Trainer von Preußen Gladbeck und des BV Rentfort ist ja seit dem vergangenen Sommer beim SV 1911 Bottrop aktiv Das fußballerische Geschehen zwischen Zweckel und Brauck verfolgt er aber nach wie vor aufmerksam und kritisch. WAZ-Mitarbeiter Frederik Pourier traf sich daher nun mit Daniel Thiele, der ja auch in der Fußball-Fachschaft engagiert war, um über sportliche Erfolge zu sprechen, über den Bedeutungsverlust des Amateurfußballs speziell in Gladbeck, die eingleisige Kreisliga A und die Gründung von Jugendspielgemeinschaften.

Hallo Daniel, wie sehr verfolgst Du noch den Gladbecker Fußball?

Sehr aktiv. Ich habe bei fußball.de drei Mannschaften in der App angeklickt, das ist der BV Rentfort, Preußen Gladbeck und natürlich Bottrop 1911. Preußen und Rentfort sind ja meine beiden letzten Gladbecker Stationen gewesen. Da gucke ich mir jeden Sonntag die Ergebnisse an, lese zum Teil auch die Berichte in der WAZ.

Aktuell sind nur drei Gladbecker Vereine, der SV Zweckel, FSM und der BV Rentfort, überkreislich vertreten. Zum Vergleich: In Bottrop spielt der VfB in der Landesliga, in Gelsenkirchen gibt es in der SSV Buer und Horst 08 zwei Landesligisten, außerdem noch YEG Hassel als Verbandsligist. Was muss passieren, dass auch in Gladbeck mal wieder so erfolgreich Fußball gespielt wird?

Ich würde das nur mal in Anführungsstrichen setzen. Sieben Vereine haben wir in Gladbeck noch, davon drei, die überkreislich spielen, das ist jetzt kein schlechter Prozentsatz. Wenn du das jetzt mal vergleichst mit Gelsenkirchen oder Bottrop, kommst du da vielleicht nicht auf den Prozentsatz.

Ich glaube aber, dass der Fußball in Gladbeck nicht mehr ganz so bedeutend ist, wie er es mal war. Vom Umfeld und mit allem drumherum. Ich krieg das jetzt in Bottrop mit und habe das auch die letzten Jahre schon gemerkt. Ich selber habe ja mal ein Online-Portal für Lokalfußball in Bottrop und Gladbeck gemacht. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, wenn ich über Bottrop berichtet habe, war da ein bisschen mehr Feuer drin.

Wenn wir auf die aktuelle Saison schauen, der BV Rentfort ist Vierter. Was traust Du dem BVR noch zu?

Nach oben wird nichts mehr gehen, dafür ist Disteln dieses Jahr einfach zu gut. Ich hätte aber nicht erwartet, dass der BVR nach so einem turbulenten Jahr mit drei Trainerwechseln und nach dem Abgang von ein paar wichtigen Spielern so gut dastehen würde. Anscheinend wird da sehr gute Arbeit geleistet. Dass der Dolly (Marc Schäfer, d. Red.) ein guter Trainer ist, weiß man in Gladbeck mittlerweile. Ich hoffe, dass er es ein bisschen länger durchzieht.

Erfolgreich: Der BV Rentfort um Torjäger Dominik Stukator (re.) überwintert in der Bezirksliga auf dem vierten Platz.
Erfolgreich: Der BV Rentfort um Torjäger Dominik Stukator (re.) überwintert in der Bezirksliga auf dem vierten Platz. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Kommen wir zur Kreisliga A. Du hast Dich 2020 bereits für eine eingleisige Kreisliga A ausgesprochen. Jetzt kommt sie zur Saison 2024/2025. Viele Mannschaften werden absteigen müssen. Welche Gladbecker Vereine siehst Du gut gerüstet und für wen könnte es in der nächsten Spielzeit schwer werden?

Erst einmal finde ich es schon sehr, sehr gut, dass es eingleisig wird. Es gab und gibt teilweise ja eklatante Unterschiede in der Kreisliga A. Auch in diesem Jahr sind Spiele wieder mit 12:0 ausgegangen.

Ich glaube, dass Adler Ellinghorst sehr gut gerüstet ist, auch in zwei Jahren in der Kreisliga A zu spielen. Alexander Goronczy (Adler-Spielertrainer, d. Red.) macht einen super Job, ist wirklich ein Glücksfall für den Verein. Er hat ein paar gute Jungs um sich herum versammelt. Das ist eine verschworene Einheit. Das erkennst du generell bei Mannschaften, die keine große Jugend haben und einen Ascheplatz. Dort ist vom Gefühl her der Zusammenhalt ein bisschen größer als bei anderen Vereinen.

Spielertrainer Alexander Goronczy hat bei A-Ligist Adler Ellinghorst viel bewegt.
Spielertrainer Alexander Goronczy hat bei A-Ligist Adler Ellinghorst viel bewegt. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wenn man sich den SV Zweckel II anguckt, die werden es dieses Jahr wahrscheinlich nicht überleben. Mein Ex-Verein Preußen Gladbeck wird auch deutliche Probleme kriegen, wenn nicht etwas passiert. Dann musst du noch gucken, wer aufsteigt, Preußen II und Schwarz-Blau sind in der Verlosung drin. Als Aufsteiger hast du es aber immer schwer, erst recht, wenn so viele runtergehen.

Abgesehen von Adler Ellinghorst wird es wirklich schwer. Das wäre natürlich bitter, wenn du eine eingleisige Kreisliga A mit nur einer Gladbecker Mannschaft hättest.

Die Gladbecker B-Ligisten sind momentan sehr erfolgreich. Schwarz-Blau II steht in der B2 an erster Stelle, in der B1 mischen Preußen II und Schwarz-Blau I oben mit . . .

Schwarz-Blau II wird mit ziemlich deutlicher Sicherheit aufsteigen. Bei den anderen beiden hat, glaube ich, Preußen die besseren Chancen. Es wird aber ein heißer Tanz.

Wie siehst Du denn die Chancen von Schwarz-Blau generell, sich mit der neuen Sportanlage langfristig wieder in der Kreisliga A zu etablieren?

Es ist eigentlich mit der Anlage ein Muss. Du hast dort ein Rieseneinzugsgebiet, auch an Kindern. Eine gute Jugendarbeit ist das A und O. Wenn du so eine Anlage kriegst, mit dem großen Einzugsgebiet Brauck, glaub ich schon, dass du einen A-Ligisten stellen musst.

Aufsteiger: FSM Gladbeck hat trotz aller Probleme den Sprung in die Bezirksliga gepackt.
Aufsteiger: FSM Gladbeck hat trotz aller Probleme den Sprung in die Bezirksliga gepackt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Du hast die Jugend angesprochen. Künftig wollen sich der BV Rentfort und der SV Zweckel die Platzanlage an der Enfieldstraße teilen. Der Vorsitzende von Zweckel, Uli Wloch, hat bereits eine Jugendspielgemeinschaft ins Gespräch gebracht. Wie stehst Du zu dieser Idee?

Die Entwicklung im Jugendfußball ist eklatant in Gladbeck. Ich war ja auch mal ein Teil der Fachschaft, das ist der Ausrichter der Stadtmeisterschaften. Dann stehst du da und planst die Turniere durch und guckst: Ja, die A-Jugend, die machen wir am Sonntagmorgen von 9 bis 11 Uhr, dann ist das Turnier erledigt. Weil nur drei oder vier Mannschaften teilnehmen. Das ist natürlich keine gute Entwicklung.

Es geht auch ums Niveau. Wenn die Stadtmeisterschaften mal stattgefunden haben und z. B. Rentfort gegen Wacker gespielt hat, ging das 15:0 aus. Der Leistungsunterschied ist einfach zu riesig.

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Dementsprechend halte ich es für sinnvoll, dass du einen starken A - und B-Jugendjahrgang etablierst. Im Sinne der Leistung und der Entwicklung kommst du gar nicht mehr drumherum, dass du das zusammenlegen musst und die besten Spieler in eine Mannschaft steckst.

Fehlt Dir in Gladbeck die gegenseitige Unterstützung?

Ich war ja selber jahrelang als Fußballer und Trainer aktiv. Und man hat am Ende der Saison immer gesagt, dass die Gladbecker sich lieber gegenseitig eine Liga runterschießen und die Gelsenkirchener sich die Punkte zuschieben. Das Gefühl gibt es und den Spruch gibt es seit mehreren Generationen.

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