Gladbeck. Null Punkte, Vorletzter – das schmerzt. Wie sich der Handball-Drittligist VfL Gladbeck nach dem Fehlstart sammeln und wieder angreifen will.

Da standen sie bedröppelt vor den Zuschauern in der Riesener-Halle, die Blicke: leer. Applaus gab’s trotzdem für die Spieler des VfL Gladbeck, auch wenn sie gerade 29:37 (9:20) gegen die Bergischen Panther verloren hatten. Schnell schaltete der Hallen-DJ auf Schlagermusik um, an diesem Samstag war Frustbewältigung angesagt, jetzt erst recht. Denn die hohe Pleite war schon die sechste Niederlage im sechsten Drittliga-Spiel für den Aufsteiger. Ein schmerzhafter Realitäts-Check war das gegen die Gäste aus Wuppertal.

Natürlich war allen Rot-Weißen bewusst, dass es nach dem Aufstieg Rückschläge geben würde. Dass die Mannschaft nicht einfach dort weitermachen würde, wo sie in der Vorsaison aufgehört hatte. Der Unterschied zur dritten Liga ist eben ein großer. Doch nach dem mehr als ernüchternden Auftakt stellt sich die Frage: Ist der Unterschied zu groß für den VfL Gladbeck?

VfL Gladbeck kassiert die zweitmeisten Gegentore in der dritten Liga

Sorgen macht der Blick auf die Zahlen. 20 Gegentore in einer Halbzeit – viel zu viel. Insgesamt hat das Team schon 200 Treffer kassiert. Nur der Tabellenletzte, die Zweite von GWD Minden, ist mit 204 Gegentoren noch schlechter gestartet. 154 erfolgreiche Würfe sind da schon ein besserer Wert. Damit liegt der VfL auf dem elften Platz der Liga, immerhin.

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Fragt man Sven Deffte nach der Ursache für die Misere, dann fällt schnell das Wort „Kopfsache“. Die Spieler seien gehemmt, das liege auch am Startprogramm. „Das war extrem hart“, sagt der Trainer über die ersten sechs Partien in der „bärenstarken“ Liga.

Vier von diesen Gegnern stehen auf den ersten vier Plätzen: TV Emsdetten, Krefeld, Aldekerk und Longerich. Hier setzte es teilweise deutliche Niederlagen für Defftes Mannschaft, obwohl diese gute, bessere Auftritte zeigte als beispielsweise gegen die Bergischen Panther. Die sechs Nackenschläge haben sich auf das Selbstvertrauen ausgewirkt, und zwar massiv. Am Samstag sei das Offensivspiel seiner Sieben „viel zu ängstlich“ gewesen, kritisierte Deffte.

Auf dem harten Boden der Drittliga-Realität gelandet: Resid Dervisevic und der VfL Gladbeck.
Auf dem harten Boden der Drittliga-Realität gelandet: Resid Dervisevic und der VfL Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

VfL Gladbeck will die Köpfe freikriegen

In der zweiten Halbzeit wurde es gegen die Panther besser. Nach dem Seitenwechsel gestaltete Gladbeck das Spiel offener, allerdings schalteten die Bergischen auch in den Verwaltungsmodus. Einfache Fehler bestraften die Gäste nach wie vor. Eine weitere Frage stellt sich: Wie geht es jetzt weiter beim VfL?

Brennpunkte beim VfL Gladbeck:

Die Botschaft, die Deffte seinen Spielern nach der Niederlage mitteilte, war diese: „Sie sollen die Köpfe erst einmal freikriegen und nicht an Handball denken“, berichtet der Aufstiegscoach. Bis zu diesem Mittwoch gab er seiner Mannschaft frei, „damit wir richtig abschalten können“. Schließlich hat der VfL Gladbeck ein spielfreies Wochenende vor sich. Diese Zeit will Deffte nutzen, um die Psyche wieder zu stabilisieren. Testspiele werde der Drittligist nicht einbauen. Deshalb setzt Deffte auf das Training – und den Glauben an die eigene Stärke.

Selbstvertrauen soll durch Erfolg zurückkommen

„Im letzten Jahr war die Euphorie groß, wir haben viel gewonnen, hatten eine ganz andere Körpersprache. Wir müssen jetzt in die Köpfe reinbekommen, dass das, was wir spielen, nicht das ist, was wir spielen können“, sagt Deffte, er fordert: „Wir müssen zeigen, dass wir viel mehr können.“ Das gelinge nur mit Erfolgserlebnissen, die sich die Mannschaft erarbeiten müsse.

Schon im Aufstiegsjahr habe sein Team bewiesen, dass es mit Rückschlägen umgehen könne. „Wir sind in der letzten Saison aufgestiegen, auch wenn wir dort schwierige Situationen hatten. Wir haben gezeigt, dass wir dagegenhalten können, dazu haben wir die richtigen Charaktere.“ Das stimme ihn positiv.

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Nach dem freien Wochenende wartet LIT 1912 II auf die Gladbecker (22. Oktober, 19.30 Uhr, Sporthalle Nettelstedt). Der Fusionsklub könnte der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt sein. Auch er ist nicht blendend in die Saison gestartet, hat erst einen Sieg eingefahren – am zweiten Spieltag gegen die Bergischen Panther.

VfL Gladbeck trifft auf LIT 1912 II

LIT gehört zudem zu den Teams, die weniger Tore erzielt haben als Gladbeck. Das kann Mut machen. LIT gehört zudem zu den Teams, die der VfL schlagen muss, wenn er nicht direkt wieder absteigen möchte. Der Druck wird also bei diesem Aufeinandertreffen groß sein. Das dürfte aber für beide Mannschaften gelten, LIT und den VfL.

Ob der Trainer an den Turnaround glaubt? „Ja“, antwortet Deffte. Doch auch er weiß: „Irgendwann müssen wir anfangen zu punkten. Sonst ist der Abstand schon zu groß.“

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